Die Ökonomin Maja Göpel scheut nicht vor großen Fragen zurück. Bei unserer Konferenz „Das ist Netzpolitik!“ vergangene Woche fragte sie in das Publikum: Wie könnte das funktionieren, die Sache mit dem nachhaltigen Leben?
Göpel ist eine laute, wichtige Stimme im deutschen Klimadiskurs. Als Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen berät sie die Bundesregierung in Klimafragen. Aus Göpels Sicht fehlt momentan ein Wechsel zu einer lebensbejahenden Haltung: Es gehe nicht um Verbote, sondern um Regeln für unser Zusammenleben.
Die Erde als fragiles blau-grünes Netz
Wir müssen uns einer neuen Realität stellen, fordert Göpel. Seit den 1950er Jahren haben sich unsere Rahmenbedingungen verändert. Anstatt der Vision: „Wenn alle immer mehr haben können, dann können wir uns auch alle immer besser vertragen“, wüssten wir heute: Die Erde ist endlich und ein sehr fragiles Netz aus blau-grünem Leben. Einfach weitermachen, das geht nicht mehr.
Göpel vermisst vielerorts die Kreativität. Momentan heiße es nur: „Fliegen geht nicht mehr“, „Autofahren ist blöd“ oder „Schnitzel essen sollte man auch nicht mehr.“ Der Innovationsgeist für andere, weniger verschwenderische Lebensformen sei verschwunden. Die Menschen würden nur in den Rückspiegel sehen, nach dem Motto: „Das war so und das muss jetzt bleiben“.
Für Göpel ist folgende Frage zentral: Wie können wir die existierenden neuen Potentiale mit einer neuen Idee verbinden? Die Klimaexpertin ist sich sicher: Die Energiewende kann nicht funktionieren ohne Digitalisierung. Technologien wie Smartmeter können helfen Naturphänomene zu tracken, Algorithmen können effiziente Mobilität bereitstellen.
Digitalisierung kann Energiewende vorantreiben
Die Datenerhebung und -nutzung kann aus Sicht von Göpel den Umbau der Gesellschaft vorantreiben, solange sie die planetarischen Leitplanken einhält. Bisher fehle zum Beispiel eine ökologische Lösung für die meisten Endgeräte. Für 70 Prozent des Elektroschrotts gebe es keine guten Verwertungsmöglichkeiten, so Göpel. Neue Technologien könnten die Ökodesignrichtlinien unterstützen und so zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft beitragen.
Der Digitalisierung fehle heute oft ein klares Ziel, sagt Göpel. „Wenn es eine fantastische Technologie gibt, um X zu erreichen, sollte man auch X definieren.“ Bisher sei „X“ noch schwammig und wirke mit der Aussicht auf mehr Arbeitsplätze, Produktivität und Wettbewerb wie eine reine Wirtschaftsagenda.
Dem sollten wir uns entgegenstellen, so Göpel. Nicht Daten seien unsere wertvollste Ressource, sondern unser Planet: Luft, Wasser und Böden.
„Wie bekommen wir das Regenerative in diese blau-grün fragilen Netzwerke des Lebens hinein?“, endet Göpel ihren Vortrag und liefert Handlungsempfehlungen: Europa muss sich mehr für nachhaltige Innovationsqualität einsetzen und eine biodigitale Kreislaufwirtschaft vorantreiben. Dazu muss allen Menschen der Zugang zu sozial sicherer Versorgung ermöglicht werden. Gemeinsam müssten wir diskutieren: Was ist X und wer profitiert davon?
Den Vortrag könnt ihr euch hier ansehen.
einfach nur danke – für mich sensationell
bin im bündnis für datenschutz – gegen die telematik im gesundheitswesen unterwegs
wir stellen uns dann auch gegen die epa
uns fehlt noch die vision
da finde ich euch und göpel superinteressant