Was vom Tage übrig blieb: Familientrello, Familienüberwachung und das Ende des Glückspielbooms in Kenia

Familien organisieren Hausaufgaben und Einkaufen mit Bürosoftware. Disney überwacht die Besucher:innen seiner Parks. Und in Kenia werden die Guthaben von Glücksspielern gesperrt. Die besten Reste des Tages.

Bleibt Arbeit dann Arbeit oder kommt bald smartes Spielzeug fürs Büro?

The Slackification of the American Home (The Atlantic)
Auf die Gefahr hin, dass Kindern noch ein letzter Rest unverplanter Tagesfreizeit geblieben ist, nutzen immer mehr amerikanische Haushalte das Kollaborationstool Slack und ähnliche Programme aus der Businesswelt, um sich innerfamiliär zu koordinieren. „Konfrontiert mit unablässiger Geschäftigkeit werden immer mehr moderne Haushalte wie Büros geführt“, berichtet das Magazin The Atlantic. Dystopische Befürchtungen vor sozialer Kontrolle durch digitale Werkzeuge gibt es ja schon länger. Was nur niemand ahnen konnte, ist dass wir sie weitgehend freiwillig einführen werden.

Disneyland Makes Surveillance Palatable—and Profitable (Bloomberg)
Wie ein „Walled Garden“, bloß in echt: Disneyland ist ein Paradies für Datensammler. Mit dem tragbaren MagicBand werden Besucher:innen nachverfolgt und ihre Daten gesammelt. Damit werden dann Wartezeiten für Attraktionen gekürzt. Im Gegensatz zu Facebook oder Twitter gibt es bisher noch keine Reaktion auf die Überwachung, die Profite der Disney-Parks sind letztes Jahr um ein Fünftel gewachsen.

State orders telcos to shut down 27 betting paybills, short codes (Daily Nation)
Die kenianische Regierung hat Telekom-Firmen angewiesen, ihren Kunden keinen Zugriff mehr auf mobile Guthaben bei Glücksspielbüros zu geben. In dem ostafrikanischen Land sind mobile Bezahlsysteme wie M-Pesa sehr beliebt. Das hat einen Glücksspielboom hervorgerufen, denn das Bezahlen ist einfach – und das Aufnehmen von Krediten zum Weiterspielen auch. Die Bezahlsysteme werden oft von den Telekom-Firmen selbst betrieben, die nun Kritik an der Anweisung üben: Ihre Kund:innen sollten zumindest noch das Geld von Guthaben abziehen können, das momentan dort liegt.

Spotify, YouTube, and others get reimagined as retro anime tech (TheVerge.com)
Wie hätten Youtube, Twitter oder Instagram in der guten alten analogen Zeit ausgesehen? Sheng Lam hat sie illustriert.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

1 Ergänzungen

  1. > Mit dem tragbaren MagicBand werden Besucher nachverfolgt und
    > ihre Daten gesammelt.
    Ich hatte mich erst gefragt warum es ein Problem ist. Solange da keine persönlichen Daten dranhängen kann es durchaus sinnvoll sein statistische Daten über die Nutzungshäufigkeit von Fahrgeschäften zu erheben. Aber im Artikel heißt es dazu: „[…] the MagicBand, a gizmo that can hold your place in line, make payments and even unlock a hotel room door“ und das geht nur mit Informationen zum Träger bzw. läßt sich diese Verbindung leicht herstellen. Allerdings wird in den USA fast permanent mit Kreditkarte gezahlt und auch die macht ihren Nutzer perfekt nachverfolgbar.

    Was die App-Spionage angeht, bin ich weiterhin etwas zwiegespalten, genau wie bei den (meist a)sozialen Netzen: Wenn die Nutzer informiert zustimmen, ist es ihre Entscheidung sich digital nackt zu machen. Vermutlich scheitert es aber bei den meisten am „informiert“ Teil dieses Satzes.

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