Enthüllungen im Internet – das Ende der Geheimnisse

Ich war am Freitag zu Gast in der politischen Talkshow Quadriga, die auf Deutsche Welle TV läuft. Thema war „Enthüllungen im Internet – das Ende der Geheimnisse“ und es ging um Wikileaks und auch ein bißchen um neue Öffentlichkeiten im Netz. Mit mir diskutierten Tom Goeller von der Washington Times und Paul-Anton Krüger von der Süddeutschen Zeitung, die meistens einer anderen Meinung waren.

Von der rund 26 Minuten langen Diskussion gibt es eine MP4.

24 Ergänzungen

  1. Sorry für leicht Off Topic, aber ich hab hier auch noch etwas, dass meiner Meinung nach Öffentlichkeit verdient:

    „Tote Hirne gibt es bei dieser Denkweise allemal“
    aus

    “Die Perversion der Eventkultur” von Dr. Wolfgang Herles, Redaktionsleiter von aspekte.
    Der Original-Link ist inzwischen zurückgezogen, weil man beim ZDF den Anlass für die Debatte über den Kulturbegriff gerade für “nicht geeignet” hält.
    http://blog.zdf.de/zdfdasblog/2010/07/die-perversion-der-eventkultur.html
    google cache:
    http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:http://blog.zdf.de/zdfdasblog/2010/07/die-perversion-der-eventkultur.html
    Das Video ist aber noch verfügbar. Ich hab es sicherheitshalber mal kopiert:
    Dr. Herles, ZDF-blog Loveparade: Perversion der Eventkultur

    Ich finde das einfach nur widerlich und setze die Kritik von Herles mit dem hier auf eine Stufe:
    „Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“

    Meiner Meinung ist genau jetzt, wo die öffentliche Aufmerksamkeit dafür da ist, der geeignete Zeitpunkt, um das zu thematisieren. Und um dem Dr. Herles mal zu verdeutlichen, dass seine Äußerung über tote Hirne ein ganz schwerer Griff ins Klo war.

    So, back to topic, jetzt schaue ich mir mal das Video an.

  2. Habe die Sendung in Finnland, wo ich wohne,gesehen. Als Mitglied des hiesigen Publizistenverbandes diskutiere ich auch hier dieselben Themen. Auf Schwedisch und aus Einwanderersicht. Hier treffen zwei Welten aufeinander. Wünsche euch viel Glück.

  3. 75 % der Quadriga war die Angst vor Kontrollverlust auf die Stirn geschrieben. Danke, dass du den 25 %-Part der Sachlichkiet übernommen hast.\

  4. Gut gegen gehalten von Markus Beckedahl, danke. Eigentlich konnte man die meisten Vorwürfe von Goeller und Krüger gegen wikileaks auch genau so gegen die etablierten Verlage richten.

    Der Krüger hätte bei seiner Kritik an Veröffentlichungen im Internet beinahe „rechtsfreier Raum“ gesagt. Er hat es mehr oder weniger geschickt umschrieben.

    Insgesamt konnten die Beiden nicht erfolgreich darlegen, warum es jetzt schlecht sein soll, dass man neben den vorgekauten Sachverhalten auch die dazu gehörenden originalen Dokumentationen zugreifbar hat. Und ein bisschen steht ihnen die Angst ins Gesicht geschrieben, dass man damit dann auch die handwerklichen Fehler und Unsauberheiten ihrer Branche leichter erkennen kann.

    Nachtrag zu meinem ersten Kommentar(wegen C&P-Fehler:
    hier der link zu meiner „Sicherheitskopie“
    http://www.youtube.com/watch?v=18Lbb1WArHw

  5. ..? wieso waren die denn strange? nur weil sie (ganz sachlich) von ethik und verantwortung sprechen..?

  6. @anni Sachlich? Wieso kann ein 13jähriger nicht genau das Wissen besitzen und über die Fähigkeit verfügen es niederzuschreiben, so das es einem 49jährigen nützt!? Die Haltung ist mehr als arrogant. Und ich kann @Mithos nur zustimmen: Eigentlich konnte man die meisten Vorwürfe von Goeller und Krüger gegen wikileaks auch genau so gegen die etablierten Verlage richten. Im zweifel vertreten die Verlage auch nur die interesse einer Gruppe die eine („geheime“) Agenda verfolgt.

    1. @olli: Ich würde die Argumentation der beiden MItdiskutanten auch nicht als „strange“ bezeichnen. Das ist einfach die klassische Haltung und Sichtweise von Journalisten.

  7. Wer einen feinen Rant von Holger Klein über den Standesdünkel von Journalisten hören will, dem sei die aktuelle Ausgabe von Not Safe For Work anz Herz gelegt:

    NSFW014 Schlechte Unterhaltung

    So, nun aber den gefühlt 5000. Rundfunk-Auftritt von Markus und CDU-TV-Herles‘ Klogriffe begutachten …

  8. ich schlage die sperrung von wikileaks vor.

    dürfte doch für unsere politvolltrottel eine steilvorlage sein.

    grüsse an die glaskuppel.

    ..hähä nettes captcha „junta“…lol

  9. Der Herr Goeller hat sich spätestens mit seiner genialen Aussage zum Nicht-Nutzen von allem mit dem Prefix „Wiki“ als Internetausdrucker geoutet. Der war sowieso ein wenig auf Spinning im Sinne der US-Regierung aus, hatte ich das Gefühl.

    Naja, die Runde war sowieso ca. 2,5:1 mit einer Meinung besetzt. Sehr traurige Vorstellung seitens der DW, dass sie da nicht mehr Mut zur Ausgewogenheit hatten.

    Grüße,
    Drizzt

  10. @Drizzt

    Aber Markus hat sehr ordentlich dagegen gehalten. Kompliment.

    Und man muss die (auch geistig) alten Journalisten verstehen: Da bricht ein Medien- und Meinungsmonopol weg. Insofern ist das großenteils undifferenzierte Draufschlagen aufs Web und Netzkultur insgesamt nachvollziehbar.

    Schaut euch übrigens mal aufmerksam die Nachrichtensendungen auf CDU-TV (ZDF heute) an: wie da mit bestimmten Formulierungen Assoziationen mit negativ Konnotiertem hervorgerufen werden, ist verblüffend. Für mich ist das dermaßen tendenziös und bildzeitungshaft, dass ich nur noch die ARD Tagesschau und Tagesthemen ernst nehme. Über den Bodensatz der Privatsender wollen wir erst gar nicht sprechen.

    1. @Tharben: Durchaus. Deshalb schrieb ich ja auch, dass ich es schwach von der DW fand, dass sie eine so einseitige Runde mit nur einem Alibi-Diskutanten für die Gegenposition gemacht haben. Damit wollte ich aber in keiner Weise Markus Beitrag mindern.

      Grüße,
      Drizzt

      P.S.@markus: Was ist eigentlich aus der Nachforschung bzgl. des JS von Google geworden, dass man hier neuerdings zulassen muss, um das Captcha zu sehen?

  11. Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass Wikileaks den traditionellen Enthüllungsjournalismus ersetzen will?

    Wikileaks bietet, wie von Krieger richtig bemerkt, Informanten eine relativ sichere Möglichkeit zur Veröffentlichung von Material. Krüger gibt ja zu, dass dies für Verlage selbst manchmal schwierig ist, da sie rechtliche Konsequenzen zu befürchten haben. Es bietet sich hier für viele Verlage die Chance, Quellen einzusehen, die sie sonst nie zu Gesicht zu bekommen hätten. Was hier wegfällt, ist die Exklusivität einer Story, mit der man sonst beim Leser punkten konnte.
    Das Einordnen und Bewerten bleibt aber weiterhin Aufgabe von Journalisten und kann und sollte nicht Wikileaks überlassen werden. Nur steht man hier unter Umständen in Konkurrenz mit Bloggern und anderen interessierten Menschen, die vielleicht keine journalistische Expertise mitbringen, aber dafür fachlich bei einem Thema bewanderter sind. Auch das kann man als Bedrohung sehen, … oder als Chance.

  12. Ich fand, dass die +25 Minuten recht schnell vorbei waren. Es ist in meinen Augen bei dem Gespräch nicht so viel herum gekommen, kann aber auch einfach sein, dass ich die Standpunkte vorher schon kannte. Ich hatte wiedermal das Gefühl, dass dort dieser ‚Clash‘ zu spüren war: „Alte Medien“ gegen „Neue Medien“, wenn man so will… in jedem Fall: Gut gehalten Herr Beckedahl! :)

  13. @RA Kompa: Danke.

    Mit Stolz kann ich heute verkünden, dass der Franz-Josef-Strauß-Gedächtnispreis für besondere Fairness im Umgang mit politisch Andersdenkenden an Sven Felix Kellerhoff für seine herausragende Leistung in diesem Artikel verliehen wird:

    http://www.welt.de/die-welt/politik/article8683451/Die-Anmassung-des-Wikileaks-Gruenders.html

    Laudatio:

    In seiner unendlichen Bescheidenheit, kein weiteres Lob für diesen exzellenten Artikel entgegenzunehmen („WELT ONLINE hat den Kommentarbereich dieses Artikels geschlossen.“), beschämt uns der Autor einmal mehr. Mit seiner integeren Art ist er Vorbild für Jung und Alt, Rechts und Links oder auch Oben und Unten. Er setzt neue Maßstäbe in der Auseinandersetzung mit dem Internet und hebt das Debattenniveau in einer Zeit, die von rüdem Umgangston geprägt ist. Exemplarisch für dieses Meisterwerk kann folgender Abschnitt hervorgehoben werden:

    „Zudem verfällt Assange – der übrigens von ehemaligen Mitstreitern anonym im Internet der Veruntreuung von Spendengeldern zugunsten seines eigenen, angeblich aufwendigen Lebensstils beschuldigt wird (allerdings auch das ohne Belege) – zunehmend der Anmaßung.“

    Hier gelingt es Kellerhoff meisterhaft, einen Vorwurf an das moralisch verkommene Internet („anonym im Internet“, „allerdings auch das ohne Belege“) zu nutzen, um Assange „Veruntreuung von Spendengeldern“ zu unterstellen, natürlich in Zusammenhang mit unmoralischem Lebensstil, und sich gleichzeitig von beidem zu distanzieren. Er erreicht dies in nur einem Nebensatz, der, unschuldig eingeworfen, den eigentlichen, persönlichen Angriff garniert: „Zudem verfällt Assange zunehmend der Anmaßung.“

    Es bleibt zu hoffen, dass weitere Arbeiten dieses Genies des Wortes in diesem zu Unrecht wenig beachteten Blatt nicht im dumpfen Alltagsrauschen untergehen.

  14. @Tharben: Vielen dank, dass du mich auf NSFU aufmerksam gemacht hast, ich hab mir gestern mal die neusten zwei Folgen angetan und lag vor Lachen echt am Boden. Naja gut auf dem Schreibtisch, aber unübertrieben!

    Ansonsten möchte ich positiv anmerken, dass sich die Benennung der Datei fast natlos in meine anderen Podcasts einfügt, die bennene ich nämlich beispielsweise so:
    2010_07_30T10_45_00___Kabarett_im_WDR_2_Radio_zum_Mitnehmen.mp3
    2010_07_30_19_30_gesamt_sd.mp4
    Lade ich gerade herunter (zum streamen reicht meine Bandbreite nicht). Ich muss also nur einen Unterstrich durch ein T ersetzen, juhu :)
    (Ja ich weiß, interessiert keine Sau, aber ich fand’s bemerkenswert)

  15. Betreffs Aufklärung und neue Öffentlichkeiten im Netz ist, denke ich, auch die aktuelle Nachbereitung der Loveparade-Katastrophe interessant, vgl. z.B.:

    http://blog.odem.org/2010/07/ablauf-tragoedie.html

    http://blog.beck.de/2010/07/28/love-parade-wie-wurde-die-katastrophe-verursacht-ein-zwischenfazit-mit-updates

    und vor allem:

    http://loveparade2010doku.wordpress.com

    Ich bin sehr gespannt, ob die dort angestellten Recherchen noch Eingang in Berichte der traditionellen Medien (und vielleicht sogar in die Arbeit der Ermittlungsbehörden) finden werden. Oder ob das weiterhin eher unvermittelt/unverbunden nebeneinander herläuft. In dem Spiegel-TV Bericht vom 1.8. wurde zwar z.B. ein Video aus dem Netz verwendet. Die ausgesprochen detaillierten wie auch (zumindest in erheblichen Teilen) überzeugenden Analysen der oben genannten Seiten fanden jedoch leider keinen Eingang in die Berichterstattung.

    Was umso bedauerlicher ist, als an bestimmten Punkten einen Zusammenarbeit der treditionellem mit den neuen Medien ausgesprochen wünschenswert wäre. So läßt sich beispielweise mit dem im Netz verfügbaren Videomaterial zwar durchaus eine Chronologie der Ereignisse erstellen, an einigen neuralgischen Punkten der Zeitlinie bleiben jedoch Fragen offen (Stichwort: wann genau bildetet sich das Menschenknäuel). Diese Fragen ließen sich viel leichter klären, wenn man Zugriff auf hochauflösendes Fotomaterial hätte. Das aber haben nur die professionellen Fotographen und, via kostenpflichtige Bildagenturen, die herkömmlichen Medien.

  16. nicht nur die Washington Times, auch die Washington Post feuert gegen wikileaks:
    http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/08/02/AR2010080202627.html

    Sie fordern eine Abschaltung der Seite und dass deren Betreiber vor Gericht gestellt werden. Da Assange kein US-Bürger ist und sich nicht auf US-Territorium aufhält, wird dafür der Einsatz von geheimdienstlichen und militärischen Mitteln gefordert. Falls die Behörden des Aufenthaltslandes nicht mitspielen, müssen die US-Kräfte ihn eben selbst verschleppen.

    Na bravo, eine offene Forderung nach Verschleppung und Missachtung der Gesetze anderer Länder. Wer ein Land mit der hier aufgezeigten Einstellung zum Freund hat, der braucht keine Feinde mehr.

  17. Was für ne Truppe.
    Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte als die angefangen haben über ihren angeblichen Berufsethos zu sprechen. Ich sage nur Berichterstattung bei Amokläufen.

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