es gibt Begriffe in den netzpolitischen Diskussionen, die schwirren seit Jahren durch den Raum, ohne dass klar ist, was sie bedeuten. So geht es mir zum Beispiel bei der „Digitalsteuer“. Die wird immer wieder gefordert. Aber was damit gemeint ist, unterscheidet sich doch sehr. Je nach Jahr, je nach Forderndem. Mein Kollege Tomas hat sich anlässlich der jüngsten Einlassungen des Kulturstaatsministers Wolfram Weimer in das Dickicht der Abgabendiskussion begeben, um etwas Klarheit zu schaffen.
Ich wünsche euch eine erkenntnisreiche Lektüre! anna
Alles netzpolitisch Relevante
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Auf kritische Berichterstattung über ein Online-Glücksspielunternehmen folgten fingierte Urheberrechtsbeschwerden. Obwohl sie leicht als Fakes erkennbar waren, hatte Google die Inhalte zunächst aus seiner Suche geschmissen. Das demonstriert die Probleme bei automatisierter Urheberrechtsdurchsetzung.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer will eine Digitalsteuer in Deutschland einführen. Aber was bedeutet das überhaupt? Und warum fällt der EU die Debatte darüber so schwer?
Dass Bund und Länder jeweils eigene IT-Systeme bauen, erschwert die Verwaltungsdigitalisierung erheblich. Mit einer Grundgesetzänderung könnte der Bund künftig zentral steuern und einheitliche Standards für die technische Umsetzung vorgeben – ohne den Föderalismus zu gefährden. Im Interview erklären die Juristen Mario Martini und Jonas Botta, wie das aussehen könnte.
Ägyptens bekanntester politischer Gefangener sitzt rechtswidrig und willkürlich in Haft. Das hat die UN-Arbeitsgruppe gegen willkürliche Inhaftierungen festgestellt. Die Stimmen für seine Freilassung werden damit noch lauter.
Mehr eigene Software einkaufen, eigene digitale Infrastruktur aufbauen und Regeln vereinfachen: Das Europäische Parlament hat einen Forderungskatalog für die Tech-Souveränität aufgestellt. Dabei konnten sich die demokratischen Fraktionen zusammenraufen und einen Triumph der Rechtsextremen verhindern.
Morgen tagt die Justizministerkonferenz, ein Vorschlag aus Hessen will die Berichtspflichten zur Telekommunikationsüberwachung verringern. Das könnte auch den als „Quellen-TKÜ“ verbrämten Staatstrojanereinsatz betreffen. Wir veröffentlichen den Beschlussvorschlag.
Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.
Vox
Gerade stand Elon Musk noch ständig im Oval Office, jetzt bezeichnet er Donald Trumps Steuergesetz als "Abartigkeit". Ob es mit der Verbundenheit der beiden jetzt endgültig vorbei ist, analysiert Vox.
heise online
Niedersachsen will bei der morgigen Justizministerkonferenz einen Vorschlag zum Schließen strafrechtlicher Lücken bei sexualisierter Gewalt machen, etwa beim heimlichen Fotografieren von nackten Personen in der Sauna.
Verbraucherzentrale Bundesverband
Bei allen geprüften Online-Spielen und -Plattformen soll es unfaire Praktiken sowie manipulatives Design geben, hat eine Untersuchung der Verbraucherzentrale herausgefunden.
ars technica
Florida hat vergangenes Jahr für Kinder unter 14 Jahren den Zugang zu vielen sozialen Medien verboten. Das ist wahrscheinlich verfassungswidrig, urteilte jetzt ein Richter in dem US-Bundesstaat und setzt Teile des Gesetzes aus.
NOYB
Von Millionen Österreicher:innen soll die Kreditauskunftei „CRIF“ persönlichen Daten horten und sie mit einem Score versehen. Nun sucht die Datenschutz-NGO noyb nach Betroffenen für eine mögliche Sammelklage.
The Washington Post
Angeblich sollte DOGE die US-Regierung schlanker und effizienter machen. Eingetreten ist das Gegenteil.
The New York Times
Wegen zu vielen rassistischen und sonstigen rechtsradikalen Inhalten haben sich im Vorjahr zahlreiche Werbekund:innen von Elon Musks X zurückgezogen. Dieser hatte ihnen illegale Absprachen vorgeworfen, was die Aufsichtsbehörde FTC nun untersucht.
heise online
Wo kann man schon digital seinen Wohnort ummelden und wo muss man dafür noch zum Amt? Eine Übersichtskarte gibt Auskunft.
rbb24
Im Stadtmarketing von Berlin und anderen Städten werden Influencer immer relevanter. Zwei Mitarbeitende von Visitberlin sprechen im Interview über Massenanfragen und Sternekoch-Kampagnen.
BR24
Markus Söder hat wieder einmal seine Meinung geändert und will an bayerischen Schulen doch erst ab der 8. Klasse Tablets einführen. Lehrkräfte sind von der plötzlichen Entscheidung überrascht.
Golem.de
Ukrainische Kamikazedrohnen werden, wie viele andere autonome Kampfflugkörper, mit der Open-Source-Software ArduPilot gesteuert. Dabei verbietet der Verhaltenskodex des Projekts den Einsatz für militärische Zwecke.
taz
Im Internet kursiert die "Run it straight"-Challenge, bei der Leute frontal aufeinander rennen. Ein 19-Jähriger starb, dennoch läuft die Vermarktung der neuen „Kollisionssportart“ weiter.
Handelsblatt
Ein Atomkraftwerk in Illinois, USA, arbeitet die nächsten 20 Jahre ausschließlich für Meta. Der Konzern will so die eigenen Rechenzentren mit Strom versorgen. Der Weiterbetrieb des Kraftwerks mit Baujahr 1987 stünde ohne den Exklusivvertrag in Frage.
Politico
Pornhub, Redtube und YouPorn sollen bis zum 7. Juni in Frankreich Altersverifikationssysteme einführen. Als Reaktion auf ein neues Gesetz schaltet der Mutterkonzern Aylo den Sexfilmzugang für französische Nutzer*innen komplett ab.
Golem.de
Ein aus Nordkorea geschmuggeltes Smartphone zeigt, wie das Regime Nutzer*innen kontrolliert: Das Gerät soll alle fünf Minuten einen Screenshot erstellen und in einen versteckten Ordner legen. Möchte man unerwünschte Wörter tippen, funkt eine Auto-Korrektur dazwischen.
No Phone Home
Die zivilgesellschaftliche Initiative "No Phone Home" bringt die Gefahren digitaler Ausweisfunktionen auf den Punkt: Sie sollen demnach nicht "nach Hause telefonieren" und Behörden Aktivitäten von Menschen nicht verfolgen können.
The Guardian
Er ist der erfolgreichste YouTuber der Welt: Jimmy Donaldson, besser bekannt als MrBeast. In einem langen Artikel geht der Guardian der Frage nach, ob dahinter nur eine gut geölte Geldmaschine steckt oder auch avantgardistisches Genie.
Der Standard
Nach Monaten hat sich Standard-Journalist Alexander Amon nochmal beim Twitter-Nachfolger X umgeschaut. Wie schlimm ist es wirklich? Er beschreibt eine Plattform "im freien Fall", beobachtet Propaganda und Scam ohne Filter oder Moderation.
Wired
US-Beamt*innen speisen sogar die DNA von geflüchteten Kindern in eine vom FBI betriebene Datenbank, die ursprünglich für Verbrecher*innen gedacht war. Wired fasst die neue Dimension der biometrischen Überwachung unter der Trump-Regierung zusammen.
BfDI
Die Bundesdatenschutzbeauftragte hat zwei Bußgelder in Gesamthöhe von 45 Millionen Euro gegen den Telefonanbieter Vodafone verhängt. Es geht um - inzwischen offenbar behobene - Mängel bei der IT-Sicherheit und beim Datenschutz durch Partneragenturen für den Vertrieb.
heise online
Der Rechtsstreit zwischen NSO Group und WhatsApp geht weiter. Ein US-Gericht hatte den israelischen Hersteller des Staatstrojaners Pegasus zu 167 Millionen US-Dollar Schadensersatz an WhatsApp verurteilt. Nun will die NSO Group, dass der Fall neu verhandelt wird.
Bayerischer Rundfunk
Meta will die Daten von EU-Nutzer*innen zum KI-Training nutzen. Die Frist zum Widerspruch ist zwar abgelaufen, zumindest in Bezug auf künftig anfallende Daten können Interessierte jedoch weiterhin widersprechen.
Der Standard
Ein brasilianisches Gesetz soll Menschen zu Besitzern ihres digitalen Fußabdrucks machen. So würde es diesen auch möglich, die Daten zu verkaufen. Der Staat setzt eine entsprechende Handelsplattform auf.
Liebe Leser*innen, das Armdrücken um die Chatkontrolle geht in die nächste Runde, und zwar unter dänischer EU-Ratspräsidentschaft. Es geht darum, wer zuerst erschöpft aufgibt. Also schreibt mein Kollege Markus Reuter unerschöpflich über das Thema. So auch jüngst über den Deutschen Anwaltverein, der einmal mehr an die Bundesregierung appellierte, die Verordnung abzulehnen. A propos unerschöpflich, wer […]
Liebe Leser:innen, wir berichten heute über eine neue Überwachungs-Infrastruktur im Aufbau: das zunehmende Tracking von Bargeld. Durch das automatisierte Auslesen der Seriennummern auf Geldscheinen lässt sich nämlich deren Zirkulation nachvollziehen. Vorangetrieben wird das von Sicherheitsbehörden und von privaten Unternehmen, die damit Kasse machen wollen. Das Tracking kann Rückschlüsse darüber zulassen, wer wo mit welchem Geld […]
Liebe Leser:innen, in Sachsen-Anhalt will die Landesregierung die automatisierte polizeiliche Datenanalyse erlauben und damit den Weg etwa für Palantir-Software freimachen. Sachverständige übten daran bei einer Anhörung jede Menge Kritik, doch ihre Stellungnahmen veröffentlichte der Landtag nicht. Eine inhaltliche Antwort zum Warum gibt es wegen Urlauben und Hausabsprachen dazu erstmal nicht. Das ist, freundlich gesagt, schwer […]
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