EmpfehlungsalgorithmenThreads und Instagram wollen politische Inhalte ausbremsen

Der Meta-Konzern will bei Threads, Instagram und später auch bei Facebook politischen Inhalte die Reichweite nehmen. Diese Inhalte sollen nicht mehr algorithmisch verstärkt werden.

Gemälde mit Familienausflug.
„Ein weniger wütender Ort“ oder ein sozial-mediales Biedermeier? – Public Domain Carl Spitzweg

Metas Twitter-Alternative Threads und das soziale Netzwerk Instagram sollen in Zukunft politische Inhalte nicht mehr algorithmisch pushen. Das verkündete Instagram-Chef Adam Mosseri auf Threads. Man wolle nicht mehr „proaktiv politische Inhalte von Konten verstärken“, denen Nutzer:innen nicht folgen. Für politische Inhalte und Nachrichten heißt dies in Zukunft, dass diese wohl eine deutlich geringere Reichweite haben werden.

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Wer Politik sehen will, muss bei Threads und Instagram diesen Accounts entweder folgen oder den Haken für Politik setzen. - Alle Rechte vorbehalten Instagram

Nutzer:innen müssen in Zukunft den als politisch eingeordneten Accounts folgen, um ihre Inhalte zu sehen. Alternativ sollen sie die Limitierung in ihren Einstellungen herausnehmen können, heißt es weiter. Das gleiche hat Meta für Instagram verkündet.

Dort heißt es, dass professionelle Accounts in ihren Einstellungen checken können, ob ihre Inhalte als politisch eingestuft werden. Sie könnten dann entweder Beschwerde gegen die Klassifikation einlegen oder politische Inhalte löschen und künftig nicht mehr posten. Dadurch können sie wieder zu den Accounts gehören, deren Inhalte anderen empfohlen werden. Dafür soll es eine Art Abkühlphase geben, nach der ein Account wieder algorithmisch verstärkt werde.

Wie Meta die Einstufung in politische und nicht-politische Inhalte vornimmt, wird aus den Ankündigungen nicht wirklich klar. Instagram spricht nur von Inhalten, die Regierungen, Gesetze, Wahlen oder soziale Themen beinhalten würden. Das ist vage: Schon der kleinste Bezug auf Umweltschutz oder ein Posting zu Rassismus könnte in Zukunft dazu führen, dass Accounts an Reichweite verlieren. Diese Regelungen, die sich an den Richtlinien von Instagram Reels orientieren, sollen in Zukunft auch für Facebook gelten. Ein Datum nannte Meta dafür allerdings nicht.

„Einen weniger wütenden Ort“

Instagram-Geschäftsführer Adam Mosseri hatte schon im Juli 2023 gesagt, dass Threads keine politische Plattform sein solle. Man wolle einen „weniger wütenden Ort“ als Twitter schaffen und werde „Politik und harte Nachrichten“ nicht fördern. Das Ausblenden von Politik wird besonders auch von journalistischen Medien kritisch gesehen, weil diese um ihre Reichweite fürchten.

Keith Edwards, ein politischer Stratege der US-Demokraten, sagt gegenüber der Washington Post: „Meta versucht, die Welt unpolitisch zu machen, was autoritären Bewegungen nur hilft, und das zu einer Zeit, in der autoritäre Bewegungen in westlichen Demokratien auf dem Vormarsch sind.“ Die Maßnahme könnte zudem rechten Politiker:innen und Influencer:innen helfen, die schon heute mit Inhalten arbeiteten, die den Anschein von Politik vermieden, heißt es weiter im Artikel.

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4 Ergänzungen

  1. „Threads und Instagram wollen politische Inhalte ausbremsen“ – „Metas Twitter-Alternative Threads und das soziale Netzwerk Instagram sollen in Zukunft politische Inhalte nicht mehr algorithmisch pushen.“

    Also was denn jetzt?

    Ist pushen der Normalfall und T+I (übrigens beides nur unterschiedliche Frontends von der Facebook Datenbank) verlangsamen das? Oder werden den Nutzer*innen nur die Artikel vorgelegt, die sie sehen wollten – und nichts was die Platform entscheidet?

  2. Wer aktiv politische Inhalte sehen will, der muss sich für diese entscheiden.
    Das ist ein wertvolles Bit, das die Betreiber von ihren ach so klugen Nutzern geschenkt bekommen. Solche Regelungen, die den Datensatz anreichern, muss man Betreibern nicht abringen.

    Gepaart mit den Kanälen auf denen sich Greti und Pleti herumtreiben, wird die politische Gesinnung noch besser aufgeklärt.

  3. aus einem Vortrag von Erik Ahrens zitiert, einem Aktivisten aus dem Umfeld der „Identitären Bewegung“, der für einen AfD-Politiker gearbeitet habe oder arbeite. zdf.de schreibt:

    „Mit Blick auf die durchschnittliche Nutzungsdauer von TikTok unter 14- bis 19-Jährigen in Deutschland sagte er: ‚Man hat 90 Minuten am Tag ein Fenster in deren Gehirn, wo man reinsenden kann.'“

    Quelle: https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-3528.html
    Bezug: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-tiktok-erfolg-strategie-jugendliche-100.html

  4. Ist das damit nicht de facto automatisch eine Eingrenzung der meisten journalistischen Inhalte ? Denn die können ja eigentlich unmöglich jemals „un-politisch“ daherkommen – immerhin berichten sie ja fast immer „über“ Politisches, direkt oder indirekt.
    Meine Website http://www.bandliste-bremen.de (musikjournalistisch) über die lokale Bandszene in Bremen hat auf Instagram zur Zeit genau das Problem. Wenn ich einen Beitrag auf Facebook und Insta bewerbe, erscheint er zwar auf Facebook, aber auf Insta überhaupt nicht mehr. Die Reichweiten die man so insgesamt (für gutes Geld ) generiert sind eigentlich lächerlich, cirka ein Viertel von dem was man noch vor einem Jahr hatte.

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