Am Mittwochabend hat das Forschungsnetzwerk zu Überwachung, Technologie und Gesellschaft zum neunten Mal den Surveillance-Studies-Preis vergeben.
Mit dem Preis für journalistische Texte zeichnete die Jury in diesem Jahr Christoph Giesen für seinen Text “Wir können Dich sehen” aus, der in der Printausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 16. und 17. Mai 2020 erschien. Der Text beschreibt die Mechanismen, wie die chinesische Regierung die Corona-Pandemie nutzt, um eine Digitaldiktatur zu errichten.
Der Preis für einen wissenschaftlichen Text geht 2021 an Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski für den Aufsatz „Der plattformökonomische Infrastrukturwandel der Öffentlichkeit: Facebook und Cambridge Analytica revisited.“
Darüber hinaus erhielten die Arbeiten der Autor:innen-Teams Adrienne Fichter, Mehdi Atmani, Sylke Gruhnwald von republik.ch sowie Sebastian Meineck und Daniel Laufer für die Recherche von netzpolitik.org zu Pim Eyes eine “Lobende Erwähnung für ihre Arbeiten”. Letztere Recherche löste ein großes internationales Medienecho aus und hat dazu geführt, dass gegen Pim Eyes nun auch Datenschutzbehörden vorgehen.
In der Shortlist des diesjährigen Preises standen folgende Arbeiten:
Journalismus:
- Adrienne Fichter, Mehdi Atmani, Sylke Gruhnwald: Dossier zu #Cryptoleaks, verschiedene Artikel, u.a. Mysteriöse Schwesterfirma, Republik, 11.11.2020
- Christoph Giessen: Wir können Dich sehen, SZ 16./17. 5. 2020.
- Sebastian Meineck und Daniel Laufer: PimEyes. Eine polnische Firma schafft gerade unsere Anonymität ab. https://netzpolitik.org/2020/gesichter-suchmaschine-pimeyes-schafft-anonymitaet-ab/
- Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski: Wie Big Tech die Pandemie ‚lösen‘ will“ aus dem Republik Magazin. 9.5.2020.
Wissenschaft:
- Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski: Der plattformökonomische Infrastrukturwandel der Öffentlichkeit: Facebook und Cambridge Analytica revisited. Im Erscheinen in Sonderband des Leviathan: “Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit?” (Hrsg. von Martin Seeliger und Sebastian Sevignani)
- Rebecca Puchta: Soft Dissection. In: Re/Dissolving Mimesis, hrsg. Sebastian Althoff, Elisa Linseisen, Maja-Lisa Mueller und Franziska Winter, Wilhelm Fink, Paderborn 2020, S. 127-155.
- Lucia Sommerer: Selbstauferlegte Gedankenlosigkeit algorithmenbasierter Kriminalitätskontrolle, basierend auf der Doktorarbeit der Autorin: Personenbezogenes Predictive Policing. Kriminalwissenschaftliche Untersuchung u?ber die Automatisierung der Kriminalprognose, 2020, Nomos.
- Rebecca Venema: How to Govern Visibility?: Legitimizations and Contestations of Visual Data Practices after the 2017 G20 Summit in Hamburg. Surveillance and Society. 18(4), 2020.
In der Jury urteilen Wissenschaftler:innen und Journalist:innen gemeinsam über die eingereichten Wettbewerbsbeiträge. Das Preisgeld in Höhe von jeweils 1000 Euro stiftet wie in den Vorjahren das Online-Magazin Telepolis der Heise-Verlagsgruppe.
Im Jahr 2020 ist Anna Biselli von netzpolitik.org für ihre mehrteilige Recherche zu den IT-Tools des Bundesamtes für Migration und Flüchlinge (BAMF) mit dem Surveillance-Studies-Preis für Journalist:innen ausgezeichnet worden.
Glückwunsch, das habt ihr auch verdient.
Danke für eure Arbeit! Und weiter so!