Die Frage, was in einer Enzyklopädie Platz haben soll und was nicht, ist so alt wie das Genre der Enzyklopädie selbst. Befreit von den engen Platzbeschränkungen gedruckter Werke, stellt sie sich auch in der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia jeden Tag aufs Neue. Begrenzt ist hier zwar nicht der Platz, aber die Zeit von Freiwilligen, den Artikelbestand zu pflegen. Wo die Grenze zwischen zu viel oder wenig Gelöschtem verläuft, darüber streiten in der Wikipedia Inklusionisten und Exklusionisten entlang von Relevanzkriterien: sie halten fest, ab wann etwas bedeutsam genug ist, um einen eigenen Artikel in der Wikipedia verdient zu haben.
Besondere Brisanz bekommt diese Frage aber vor allem im konkreten Einzelfall. Denn Relevanzkriterien sollen ja nur Orientierung geben. Auch wenn sie nicht erfüllt sind, kann ein Artikel überleben, sofern „stichhaltige Argumente für dessen Relevanz angeführt werden“ können. Es wird also diskutiert. Wie schön solche Löschdiskussionen aus der Vogelperspektive betrachtet aussehen können, hat das Projekt Notabilia bereits vor über zehn Jahren visuell demonstriert.
Der Einzelfall einer konkreten Löschdiskussion ist häufig jedoch alles andere als schön anzusehen. Wer heute als Neuling in der Wikipedia einen neuen Artikel anlegt, handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit rasch einen Löschantrag ein. Zum Beispiel, weil die Relevanzkriterien nicht erfüllt sind. Aber auch wenn Relevanz nicht das Problem ist, braucht ein Artikel genügend Länge und Substanz, belegt durch Quellenverweise.
Stichhaltige Argumente für Relevanz?
Jetzt ist der bloße Umstand, dass neue Artikel häufig schnell wieder gelöscht werden, noch nicht das Problem. Die Wikipedia-Community hat einfach nicht genug Ressourcen, um alle Nischenthemen abzudecken. Oft sind es auch einfach Werbeartikel, die im eigenen und nicht im Interesse der Allgemeinheit verfasst wurden. Das Problem beginnt bei der Art und Weise, wie diese Löschung passiert.
An dieser Stelle lohnt ein Blick auf ein konkretes, aktuelles Beispiel aus der österreichischen Ecke der deutschsprachigen Wikipedia. Dort wurden kürzlich gleich drei Artikel über junge Wissenschaftlerinnen zur Löschung vorgeschlagen. Keine von ihnen hat bereits eine „eine Professur an einer anerkannten Hochschule erreicht“, diese gelten nämlich nach den Relevanzkriterien für Wissenschaftler:innen jedenfalls als relevant.
Allerdings sind alle drei Preisträgerinnen des mit 10.000 Euro dotierten „Hedy-Lamarr-Preises“, der – laut Wikipedia – seit 2018 von der Stadt Wien „an österreichische Wissenschaftlerinnen für innovative Leistungen in der IT“ vergeben wird. Das wirft die Frage auf, ob damit das Relevanzkriterium schlagend wird, dass diese „einen anerkannten Wissenschaftspreis erhalten haben“. Zum Zeitpunkt der hier dokumentierten Löschdiskussionen gibt es zu diesem Preis noch keinen eigenen Wikipedia-Artikel, sondern nur einen Abschnitt im Artikel zu Hedy Lamarr. Reicht das als „stichhaltiges Argument für dessen Relevanz“?
Ganz unabhängig davon, wie diese Diskussion ausgehen wird, ist sie für Außenstehende in mehrfacher Hinsicht unverständlich. Das beginnt bei Wikipedia-Fachterminologie voller Abkürzungen. In der Einblendung zum Löschantrag steht beispielsweise „Begründung: SLA in LA umgewandelt“. Wer dem Link zur Löschdiskussion folgt, findet dort Sätze wie „Zum Schutz der Person besser SL, als LD mit Verriss“. Ein Wikipedianer hatte also ursprünglich einen Schnelllöschantrag (SLA) gestellt, um der betroffenen Person eine Löschdiskussion (LD) zu ersparen, was allerdings in der Folge in einen klassischen Löschantrag (LA) umgewandelt wurde.
Neben den Wikipedia-Akronymen sind für Außenstehende natürlich auch Relevanzkriterien in der Regel unbekannt und nicht ohne weiteres verständlich. Hinzu kommen schroffe Formulierungen in Sätzen wie „Stimmt, die sind genauso eindeutig irrelevant. ebenfalls SLAs gestellt“, die (vielleicht nicht nur) für Außenstehende atmosphärisch schwierig nachvollziehbar sind.
Schrecklicher erster und letzter Eindruck
Genau diese für Außenstehende schwer verständliche Form von Löschdiskussion ist aber sehr oft der erste intensivere Kontakt von Neulingen mit den internen Abläufen in der Wikipedia. Ein für viele schrecklicher erster und deshalb oft auch letzter Eindruck vom Maschinenraum hinter den Artikeln der freien Enzyklopädie.
Wer mit erfahrenen Wikipedianer:innen über das für Neulinge traumatische Erlebnis von Löschanträgen spricht, der erfährt, dass diese paradoxerweise oft dazu dienen sollen, Artikel zu retten. Tatsächlich verschafft oft erst ein Löschantrag einem schlechten Artikel genügend Aufmerksamkeit und damit freiwillige Autor:innen, die daraus einen guten Artikel machen.
Vielleicht würde es helfen, genau dieses konstruktive Potential noch viel stärker nach außen zu kehren. Es gibt ja auch Einblendungen in der Wikipedia, die den Verbesserungsbedarf betonen. Wenn es aber doch zu einem Löschantrag kommt, muss dieser viel stärker auf die Perspektive von Außenstehenden hin gestaltet werden. Viel mehr erklären. Viel weniger Abkürzungen. Und viel, viel freundlicher im Ton. Denn der macht auch in der Wikipedia die Musik.
„das für Neulinge traumatische Erlebnis von Löschanträgen “ Ist diese Formulierung wircklich euer Ernst?
Zwischen ‚es ist keine einladende Situation‘,’frustriert und schreckt möglicherweise ab‘, was ich nachvollziehbar finde und einer ‚Situation, die man als potentiell traumatisierend‘ beschreiben kann ist vielleicht doch noch ein ganzes Stück Weg.
NP.org scheint einen äußerst europäischen Weg eingeschlagen zu haben, was Content Moderation angeht. Vielleicht hat die hart bandagierte Kommentarpolitik abgefärbt. Denn die fördert das Löschen, und es wird gelöscht, was das Zeug hält. Entsprechend befürwortend erscheinen die Positionen zu anderen Löschungen: sei es beim nicht direkt kritisierten NetzDG oder den hier angesprochenen „traumatischen“ Löschanträgen.
Lieber Leonhard, wie bereits auf Twitter gesagt, ich stimme dir in den beiden Hauptpunkten völlig zu:
* Eine Löschdiskussion soll anständig geführt werden und niemanden abwerten.
* Es ist problematisch, wenn jemand einen Artikel über jemanden schreibt, den er kennt oder mag oder wenn sonst wie ein Eigeninteresse besteht.
Das Problem ist nun einmal: In der Löschdiskussion soll ermittelt werden, ob der „Artikelgegenstand“ (ja, so heißt leider der Fachbegriff, auch wenn es eine Person ist) „relevant“ ist. „Relevanz“ ist nur im Rahmen der Enzyklopädie Wikipedia zu verstehen. Selbstverständlich hat ein Medium oder eine Plattform das Recht, sich Regeln zu geben und zu entscheiden, dass nicht absolut alles und jeder aufgenommen werden muss.
Ich verstehe, dass es für Betroffene sehr unangenehm ist, wenn öffentlich über „Relevanz“ der Person diskutiert wird (oder gar gestritten). Es gehört aber zum Wesen eines solchen Prozesses, dass die Feststellung erfolgen kann: „Die Person ist irrelevant“ – für die Wikipedia! Das ist an sich keine Abwertung. Die allermeisten Menschen auf dem Planeten sind nicht relevant („irrelevant“).
Wogegen dringend etwas unternommen werden muss, das sind natürlich Äußerungen, die über diesen funktionalen Prozess hinausgehen. Viele Löschdiskussionen werden meiner Meinung nach im großen und ganzen korrekt und anständig geführt. Und das ist eine Leistung, die man anerkennen sollte. Aber allzu oft äußerst sich jemand tatsächlich zu flapsig, zu salopp, zu spitzzüngig, zu gehässig. Das sollte unterbunden werden – gern mit sofortiger Löschung des Postings.
Das Relevanzverstaendnis der deutschen Wikipedia ist halt Teil des Problems, man kann es nur als leicht verschroben bezeichnen. Natuerlich kann jedes Projekt das halten, wie es will, es ist dann halt kein offenes sondern ein geschlossenes Projekt. Damit scheinen sich signifikante Teile der deutschen Wikipedianer explizit wohl zu fuehlen.
„Das Relevanzverstaendnis der deutschen Wikipedia ist halt Teil des Problems, [..]“
Dieser Aussage kann ich leider nur zustimmen. Ich wollte vor 7 oder 8 Jahren bei Wikipedia „mithelfen“, und fing damit an nach Artikeln aus meinem Fachgebiet aus dem Studium in der englischen Wikipedia zu suchen und davon Übersetzungen angefertigt. (Das war der Rat den mir ein Bekannter gab der selbst „Wiki-Autor“ war, weil er selbst auch einmal genau so angefangen hat).
Von den circa 20 Artikeln die ich mit ziemlich viel Mühe und Sorgfalt übersetz hatte (ich war schließlich motiviert) hat kein einziger 4 Wochen überlebt. Es war immer „nicht relevant“ (auch wenn der Artikel im englischen Wiki schon seit 4 Jahren existierte …) oder „fehlende Nachweise“ (was bei 3 oder 4 Artikeln wohl korrekt war, aber dem Rest dann eben auch wieder nicht …).
Ohne den genauen Fall zu kennen (Links wären aber hilfreich): Übersetzungen aus anderen Wikipedia-Ausgaben sind nicht völlig unproblematisch. Wenn es sich tatsächlich um 1:1 Übersetzungen handelt, dann kann hier sehr schnell ein Verstoß gegen die Lizenzbedingungen vorliegen (ja, auch wenn der Ziel-Artikel ebenfalls in einer Wikipedia erscheint). Ohne einen sogenannten Import der Versionsgeschichte aus dem Englischen werden solche Artikel leider schnellgelöscht, da sie eine Urheberrechtsverletzung darstellen. Wenn Du Links zu den gelöschten Artikeln schickst, gucke ich mir das gerne mal an.
Entschuldigt bitte die Zwischenfrage, aber in wie fern kann das ein Verstoß gegen Lizenzen sein, wenn nur freie Lizenzen zum Einsatz kommen? Oder redest du davon, dass bereits die zu übersetzende Seite einen Urheberrechtsverstoß beinhalten könnte, den man dann ebenfalls unbeabsichtigt übernehmen könnte?
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:%C3%9Cbersetzungen
Auch bei freien Lizenzen besteht ein Urheberrecht. Die Lizenzbestimmungen enthalten das Recht auf Namensnennung des Autors. Die Autorennamen werden in der Versionsgeschichte der Artikel gespeichert. Legt man die übersetzte Seite nur unter eigenem Namen und ohne Nennung des ursprünglichen Autors an, begeht man eine Urheberrechtsverletzung. Heute wird in erkannten Fällen üblicherweise die Versionsgeschichte des Originalartikels nachimportiert. Das war vor einigen Jahren aber noch nicht so einfach möglich.
Von 20 Übersetzungen keine überlebt? Da lag das Problem wohl weniger beim Relevanzverständnis der deutschen Wikipedia als bei deiner mangelnden Bereitschaft, dich für die Regeln des Projektes zu interessieren, für das du tätig sein wolltest. 20 Artikel zu übersetzen ist kein Pappenstiel, wenn man es gut macht. Da könnte man nach dem ersten oder zweiten schon mal die Resonanz erfahrener Mitarbeiter erforschen, um entsprechend gegenzusteuern. Es gibt Fachredaktionen oder ein Mentorenprogramm, wo man Hilfe erhält.
1. Ich habe mich beim Übersetzen natürlich an Wikipedias eigene Guidelines gehaltenm, also mit Versionsimport, Autorennennung, etc. Das war wie gesagt der Rat eines aktiven Wikipedianers, der über irgendwelche linguistischen Themen schrieb/schreibt (keine Ahnung ob er noch aktiv ist).
2. Ich habe natürlich keine 20 Artikel mit jeweils >50.000 Zeichen genommen, sondern eher kurze, die gedruckt vielleicht eine Din A4 Seite lang gewesen wären.
3. Zu einer inhaltlichen oder sprachlichen Kritik kam es nicht. Es waren die Löschgründe „nicht relevant“ oder „Nachweise fehlen“ (Quellen waren die selbe Fachliteratur wie im englischen Original).
Bei genauem Nachdenken muss es aber doch noch etwas länger her gewesen sein. 2010 oder 2009 (auf jeden Fall vor dem 10. Geburtstag der deutschen Wikipedia 2011).
Mir geht es mit meiner Geschichte gar nicht um eine Schuldzuweisung — hier scheint manch eine(r) ja direkt in den Verteidigungsmodus zu wechseln — sondern darum zu zeigen wie schnell die „Alten“ bei Wikipedia junge/neue Autoren abwimmeln oder demotivieren. Ich bin sicher nicht der einzige, der sich dabei vorkam wie ein unerwünschter Gast.
Wie schon gesagt, ohne den konkreten Fall zu kennen, schwer zu beurteilen. Ein Themenbereich kann in der einen Sprachversion anders organisiert sein als in einer anderen. Das muss nicht immer mit Relevanzkriterien zu tun haben. Wichtig ist jedenfalls, größere Pläne vorher abzusprechen.
Seit 2011 gibt es eine eigene Projektseite, auf der man nachfragen kann, ob ein Artikelthema wahrscheinlich artikelwürdig ist:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Relevanzcheck
Auch mein erster „Artikel“ erhielt vor 15 Jahren einen Löschantrag. Er bestand aus zwei kurzen Sätzen, die in einem Taschenlexikon ausreichend gewesen wären, für Wikipedia jedoch zu wenig. Man braucht für ein Gemeinschaftsprojekt, in dem oft gegensätzliche Positionen aufeinandertreffen, in jedem Fall eine gewisse Frustrationstoleranz.
Das Problem ist, dass sich bei den Löschanträgen der harte Kern der Wikipedia er rum treibt, die sich nicht mehr vorstellen können, wie es ist nicht alle 750.000 Regeln und Verfahren zu kennen.
Ich habe im Zuge einer Redundanz Diskussion einen Artikel zur Löschung vorgeschlagen. Der erste Kommentar dazu war eine Anschuldigung, dass ich Urheberrechtsverletzung begehen und meine eigene Agenda gegen die Mehrheitsmeinung durchdrücken.
Es gab keine Erklärungen was ganz ich jetzt falsch gemacht habe, und vorallem wie ich es hätte richtig machen sollte. Glücklicher Weise kamen später auch noch deutlich freundlichere Leute hinzu, die Erklärungen in deutlich freundlichere Tönen nachgeliefert haben. Allgemein bekommt man aber zu allen Sachen die ein bischen Aufmerksamkeit bekommen und bei denen man irgendeinen Fehler begangen hat anschuldigende und unhöfliche Kommentare. Damit vertreibt man sich neue Autoren.
Mich beschleicht der Verdacht, dass es ehrlicher gewesen wäre, die drei Wissenschaftlerinnen schon im Titel auftauchen zu lassen. Der feministische Aspekt in dieser Löschdiskussion ist das einzige hier mit Erregungspotential. Wurde dann aber getarnt durch die Einbettung in einen allgemeineren Kontext.
Das finde ich nicht, Leonhard weist auf ein reale Problem hin und illustriert das ein einem aktuellen Beispiel.
Es gibt sehr, sehr viele Löschanträge mit Abkürzungen. Dass genau dieser hier Aufmerksamkeit bekommt, sieht mir nicht nach einem Zufall aus.
Vielleicht würde es helfen nicht direkt eine Löschdiskussion zu führen, sondern so etwas wie eine „Diskussion über einen unvollständigen neu angelegten Artikel“. Das alleine würde den Rahmen schon so verschieben, dass man sich nicht gleich wie ein Fremdkörper der stört und alles falsch macht, vorkommt.
Das würde wohl wirklich helfen. Neue Artikel sollten immer deutlich als „Vorschlag“ oder „First Draft“ erscheinen, und es sollte dann auch klar sein, welchen Prozess so ein Artikel durchläuft bevor er fester Bestandteil der Wikipedia wird bzw. werden könnte.
So wie es aktuell läuft bekommt man den Eindruck dass es vor allem einen mächtigen Löschprozess gibt, den nur wenige neue Artikel mit Glück (oder Fürsprechern aus dem inneren Zirkel der Wikipedia) überleben.
Das mit dem Entwurfs-Namensraum haben wir im Klexikon realisiert („Wikipedia für Kinder“). Da ist der Entstehungsprozess auch ein anderer: https://klexikon.zum.de/wiki/Hilfe:Wie_ein_Artikel_entsteht
So etwas ähnliches gibt es in der englischsprachigen Wikipedia, das heißt dort AfC (Articles for Creation).
Das Konzept hat aber auch seine eigenen Nachteile, vor allem in Form eines oft extrem langen Backlogs.
Der Umgangston beim Review solcher Artikel ist dabei nicht immer besser als beim Löschdiskussions-Modell. Ob es wirklich weniger Frustration verursacht, müsste man mal genauer untersuchen. Ich habe aber jedenfalls leichte Zweifel.
Ich bin hier eher der Meinung der Wikipedia: ein Preis der erst seit 2018 vergeben wird kann – für sich alleine – noch(!) nicht wirklich als Argument für die Relevanz einer Wissenschaftlerin herangezogen werden. Sorry.
Es geht aber in meinem Artikel überhaupt nicht um die Frage, ob im konkreten Beispielfall Relevanz gegeben ist oder nicht. Es geht darum, wie das ausverhandelt und (Zwischen-)Entscheidungen kommuniziert werden.
Man will bei Wikipedia eben nicht mehr alles immer wieder aufs Neue ausdiskutieren, sonst käme man zu nichts anderem mehr. Und dass man sich mit einer solcher Handlungsweise unbeliebt machen kann ist auch mir klar.
Du demonstriest das, von den gezeigten Einzelbeispiel unabhaengige Problem: eine Person uebt eine wissenschaftliche Taetigkeit aus und hat einen Preis bekommen, das ist ein gesichertes Datum. Der Platz ist hinreichend unendlich. Selbst ein danach nicht mehr aktualisierter Eintrag wuerde nicht falsch und ist besser als keiner.
Wie willkuerlich gering muss eine Relevanzgrenze sein, wenn das nicht aufgenommen werden darf? Du formulierst das als gottgegebene Tatsache, die Diskussion verlaeuft in dem Ton, und schon denken sich eine Menge Leute „dann macht Deinen Scheiss halt alleine“.
„Selbst ein danach nicht mehr aktualisierter Eintrag wuerde nicht falsch und ist besser als keiner.“
Die deutschsprachige Wikipedia sieht das eben anders: in vielen Fällen ist *kein* Artikel eben doch besser als ein irrelevanter Artikel.
Die namentliche Nennung der Preisträgerinnen im Hauptartikel zum Hedy-Lamarr-Preis ist vollkommen ausreichend.
Case in Point fuer den Artikel, danke.
Einblick in die Frustration:
Letztes Jahr habe ich einen Artikel zu einem konkreten (sich in Entwicklung befindlichen) Open Source Projekt mit Informationen erweitert und eine dadurch nötige Umstrukturierung (aus einem Abschnitt wurden zwei) getätigt. Das war mein erster größerer Beitrag, den ich auf der Wikipedia geleistet habe.
Neben den Anfängerschwierigkeiten, zu welchen Informationen eine Quelle gehört und diese zu suchen, zu welchen Begrifflichkeiten ich zu einem anderen Wikipediaartikel verlinken sollte usw, sind die Normen die größte Herausforderung.
Ich hatte es immer so verstanden, wer etwas weiß und bestenfalls belegen kann (ansonsten gibt es ein Banner mit „nicht ausreichend Belege“ oder eine Diskussion ob es stehen bleiben darf), kann die Artikel einfach ändern. Änderungen neuer Autoren werden sowieso geprüft, bevor sie übernommen werden. So naiv, wie ich war, legte ich also los und veröffentlichte die oben genannte Änderung.
Kurz darauf wurde die Änderung rückgängig gemacht, mit der sinngemäßen Begründung: „in dieser Form unzulässig“.
Darauf hin schrieb ich die Person an, welche meine Änderung rückgängig machte und fragte, was daran falsch sei und wie ich es besser machen könne. Erst dann wurde mir mitgeteilt, dass ich bei „so umfassenden Änderungen“ erst eine Diskussion starten müsse und ich nicht einfach in das Handwerk des Hauptautors pfuschen könne (übertrieben gesagt). Also wurde der Text ohne den Inhalt zu erfassen direkt gelöscht.
Im gleichen Atemzug pingte er den Hauptautor an, welcher dann meinte, dass er die Wikipedia wie ich verstehe und meine Änderung sowohl inhaltlich als auch strukturell notwendig sei und hat sie wieder hergestellt. Als weiteren Zusatz meinte er lediglich, dass er kleine sprachliche Änderungen vornehmen werde.
Letztlich wurde meine Arbeit nicht weggeschmissen, wofür ich sehr dankbar bin. Aber es wäre wesentlich weniger frustrierend gewesen, wenn man die Arbeit mit dem Hinweis übernommen hätte, das nächste mal bei solch umfassenden Änderungen erst eine Diskussion zu starten oder Ähnliches. Neue Autoren wollen auch, dass ihre Arbeiten geschätzt werden und die hinein investierte Arbeiten nicht mit einem schnellen Kick ungelesen im Mülleimer landen. Man sitzt schließlich auch ein paar Stunden daran und ließt 5x über den Text, dass er auch wirklich so in Ordnung ist. Gerade die ersten Arbeiten benötigen besonders viel Zeit, was die Löschung umso frustrierender macht.
Ich denke nicht, dass das mein letzter Beitrag war. Aber die Motivation ist hinterher erst einmal im Keller.
Ich stimme dem Artikel voll und ganz zu. Die deutsche Wikipedia präsentiert sich als offenes Projekt, das ständig nach neuen Leuten sucht. Die Wahrheit ist, das mit der bestehenden Diskussionskultur und Regelbesessenheit, die man nur als typisch deutsch bezeichnen kann, neue Autoren eher abgeschreckt werden. Dabei sind die konkreten Einzelfälle oft ja gar richtig bewertet, jedoch scheitert es an der Übertragung von dem Eindruck, den man vermitteln möchte auf den Eindruck, der bei einem neuen Autor entsteht.
Naja, die sehr willkuerlichen Relevanzkriterien auf Grundlage der persoenlichen Praeferenzen der etablierten Platzhirsche sind schon ein Ausschlussfaktor der deutschen Wikipedia. Die englische ist auch nicht perfekt, aber zumindest mein Umfeld ist dorthin als Primaersite abgewandert, als Autor:in ohnehin.
Ist Löschung ohne Diskussion besser?
Es gibt übrigens nicht nur manuelle, sondern auch automatische Löschungen (von Ergänzungen zu bestehenden Einträgen). Das ist insofern tröstlich, als man nicht annehmen muss, dass da ein böser Mensch wäre, der einen ärgern will. Drei Punkte sind hierbei allerdings problematisch:
a) Es betrifft sehr viele Änderungen – Wikipedia wirkt „auf Verdacht hin konservativ“;
b) Nach einer automatischen Löschung hat sich die Sache anscheinend für Wikipedia erledigt, d.h. es kommt niemand mehr vorbei und nimmt die vorgeschlagene Änderung nochmal unter die Lupe; Beispiel:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Arthur_Norman_Prior&oldid=208331709
(vorletze Version mit Ergänzung, dann kann man auf die jüngste wechseln, wo die Ergänzung (automatisch) gelöscht ist).
c) Man kann die Diskussion wohl in Gang bringen, indem man als Vorschlagende:r die Änderung erneut vorschlägt – dann handelt man sich aber möglicherweise eine Sperrung der eigenen IP-Adresse ein.
Die Situation ist für anonym Beitragende also etwas verfahren.
Besonders ärgerlich ist die Löschung , wenn man feststellen muss, dass andere Links in der Nachbarschaft beschädigt sind, diese aber nicht gelöscht oder repariert wurden.
Ich habe gerne eine Wikipedia in der Änderungen unbequem und umständlich durchzuführen sind. Irgendwoher muss man ja eine Qualitätskontrolle herwuchten. Für ein freies Nachschlagewerk bin ich begeistert wie sehr man sich auf die Informationen in den Artikeln verlassen kann. Und diese werden ja gerade in diesem Maschinenraum geschmiedet. Den Vergleich finde ich übrigens gut. Waren Sie schonmal in einem Maschinenraum? Das ist ziemlich laut, heiß und ungemütlich, muss aber so sein. Freundlichkeit kostet Zeit und Energie, die nunmal nicht immer da ist. Und ist in diesem Fall auch – und jetzt setze ich mich mal auf den Bienenstock – irrelevant?
Wer „ungemütlich“ oder „unfreundlich“ als notwendig für den Betrieb bezeichnet, hat idR ein fundamentales Fehlverständnis von effizienter Kooperation. Ein gut eingespieltes Team hat uU eigene Konventionen von interner Höflichkeit entwickelt, aber Verletzung dieser führt zu Reibungsverlusten bis hin zur Dysfunktion.
Professionalität zeichnet sich unter anderem durch Höflichkeit aus, dazu gehört sorgfältige und zielführende Kommunikation. Auch und gerade in kritischen Situationen. BTDT.
Sehe ich ganz genauso.
@MarliesBL:
Sie haben da einiges falsch verstanden. Zum einen ist das in Ihrem Beispiel keine „automatische“ Löschung, sondern ein Benutzer (Mensch) hat Ihre Ergänzung wieder Entfernt, leider ohne Erläuterung. Die Gründe können Sie aber in Wikipedia:Weblinks nachlesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Weblinks
Sie haben nämlich nicht den Artikel inhaltlich ergänzt, sondern offenbar in mehreren Artikeln Weblinks zu Ihrer eigenen Website gesetzt. Das machen Spammer gerne, um Traffic und Reputation von Wikipedia für ihre eigenen Projekte abzugreifen. Wer, insbesondere als anonyme IP-Adresse, gleich mehrfach Weblinks in Artikel setzt, muss deren Wert begründen, und Ihre Begründung „Ich habe einen Weblink hinzugefügt – Quellenangaben sind dort vorhanden“ ist keine.
Ob „Philosophie Lexikon der Argumente“ als wertvoller Link oder als Spam zu bewerten ist, wäre darzulegen. Inhaltlich kann ich das nicht beurteilen, die merkwürdige Rechtschreibung der Eigenbezeichnung macht mich jedoch erst einmal misstrauisch.
Kleiner Transparenzhinweis von mir: ich arbeite manchmal als Admin für das Lexikon der Argumente; die Seite ist frei zugänglich und werbefrei.
Jetzt habe ich gelernt: Die Begründung für den Änderungsvorschlag darf ruhig ausführlicher sein. Danke!
Fehler des oben genannten Beitrags von mir: kein Deep-Link! Richtig, aber die Formate von Wikipedia und des erwähnten Lexikons der Argumente sind eben ganz verschieden und kaum kompatibel:
Mit dem vorgeschlagenen Link über den Autor Arthur N. Prior wurde eine Aufschlüsselung seines Hauptwerks in mehr als 70 Einzelbegriffe vorgelegt, von denen aus man direkt auf Gegenargumente anderer Autoren zugreifen kann. Wie sollte Wikipedia das leisten? Dafür gibt es eben andere Webseiten, deren Format eher darauf zugeschnitten ist.
In dem Wikipedia-Artikel heißt es: „[Priors] (…) akribische Auseinandersetzung mit gegnerischen Positionen hat viel dazu beigetragen, auch Alternativen zu seinem eigenen Standpunkt weiterzuentwickeln.“ – Ja eben. Das bleibt aber seinerseits unbelegt und leer, wenn es inhaltlich nicht gezeigt wird. Den Rahmen des WP-Artikels würde dies nun allerdings sprengen. Daher mein Link.
Löschende Personen sollten lesende Personen sein. Oder wären lesende Maschinen vielleicht umsichtigere Löscher?
Das Stackexchange-Universum hat die gleichen Probleme. Sehr toxischer Ton und hohe Frustration für Anfänger oder unregelmäßige Nutzer, etc.
Danke für den guten Artikel.
Habe nach 16 Jahren leider auch das erste Mal unangenehme Bekanntschaft mit einem Löschantrag und einem Hauptautor gemacht. Erfahrung, daß ich meine Arbeit an Wikipedia eingestellt habe – und mit das Englisch sprachige mal anschaue.
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Jetzt verstehe ich auch aus eigener Erfahrung, warum den Wikipedia-Menschen der Leser manchmal egal ist. Meine Hauptarbeit und mein Hauptanliegen war immer die Lesefreundlichkeit von Wikipedia („Bandwurmsätze“ aufbrechen und „Romanüberschriften“ auf Normalmaß reduzieren). Offenbar habe ich die „Sprachehre“ eines „Hauptautors“ (allein schon der Ausdruck ist ein Hohn auf Wikipedia) verletzt, weil er meine schön verständlichen Sätze durch seinen unverständliches Bandwurm-Kauderwelsch ersetzt hat.