Während in Deutschland nur wenige den Fahrtenvermittlungsdienst Uber nutzen und sein weltweit größter Konkurrent Lyft erst vor dem Markteintritt steht, sind Nutzerinnen und Nutzer in den Vereinigten Staaten bereits an die Dienste gewöhnt und haben sie fest in ihrem Alltag verankert.
Den Beweis dafür liefert der Metropolitant Area Planning Concil (MAPC) von Boston an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Die städtische Planungsbehörde hat in einer Studie den Markt kommerzieller Fahrtenvermittler untersucht und dafür Ende letzten Jahres 1000 Personen direkt in ihren Autos befragt. Etwa zwei Drittel der Befragten gaben an, in den vorherigen drei Monaten mindestens eine Fahrt pro Woche gebucht zu haben.
Mehr Autos auf der Straße
Wie die Studie zeigt, hat der Trend zu Plattformen wie Uber neben den bekannten und viel diskutierten arbeitsrechtlichen Kontroversen auch Auswirkungen auf die Verkehrssituation in der Stadt. 42 Prozent der Passagiere gaben an, dass sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen würden, wenn der Dienst nicht verfügbar wäre. 12 Prozent würden stattdessen Fahrradfahren oder Gehen und 5 Prozent wären statt der Fahrt zuhause geblieben.
Laut MAPC führen knapp 60 Prozent der Fahrten, die Uber und Lyft in Boston vermitteln, zu mehr Autos auf den Straßen, auch zu Zeiten des Berufsverkehrs. Auch das Versprechen von Anbietern, den Individualverkehr zu reduzieren, lässt sich durch die Studie nicht belegen: Nur ein Fünftel der Kunden nutzen Ride-Sharing Formate wie UberPOOL.
Damit hat die kommerzielle Fahrtenvermittlungen Auswirkungen auf die Stausituation, das Einkommen der öffentlichen Verkehrsmittel und die Nutzung von Straßen. Weil die „kommerziellen Dienste die Stausituation auf den Straßen der Region verschlimmern“, erwägt die Behörde, die Plattformen zur Zahlungen von höheren Gebühren zu verpflichten.
Es ist schwer, an die Daten zu kommen
Dafür will sie aber erst eine bessere Informationsgrundlage schaffen. Die Studie ist eine von wenigen, die gesicherte Einblicke in den Einfluss und die Folgen kommerzieller Fahrtenvermittlung bietet. Die Anbieter sitzen zwar auf den Daten, wollen diese aber nicht herausgeben:
Es ist bedauernswert, dass das Geschäftsmodell der Fahrtenvermittlungsindustrie Unternehmen nicht dazu ermutigt, Daten mit den öffentlichen Behörden zu teilen. Diese sind dafür verantwortlich, die Straßen und Autobahnen zu unterhalten, die dem Erfolg der Unternehmen zugrunde liegen. [Eigene Übersetzung]
Die Stadt Boston hatte bereits vor drei Jahren ein Abkommen (pdf) mit Uber geschlossen, das der Stadt Informationen über das Reiseverhalten von Ubernutzern liefern soll. Die Daten, die seitdem bei der Stadt eingehen, sind allerdings viel zu unscharf, wie die Studie festhält. Daher fordert sie nun auch Gesetzesgeber und Behörden des Bundesstaats Massachusetts dazu auf, tätig zu werden.
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