Telekom-Chef Höttges verspottet Konkurrenz und schüttet Dividende aus

Auf der Hauptversammlung der Telekom Deutschland unterstellte Unternehmens-Chef Tim Höttges der Konkurrenz, sie würde nur jammern, anstatt ihre Netze auszubauen. Das ließen die Wettbewerber nicht auf sich sitzen.

Telekom-Chef Tim Höttges verspottete auf der Hauptversammlung die Konkurrenz. CC BY-SA 4.0, via Wikipedia/Sebaso

Auf der diesjährigen Hauptversammlung der Deutschen Telekom AG zeigte sich Telekom-Chef Tim Höttges angriffslustig und spottete über die Mitbewerber, die nur „jammern“, aber kaum eigene Netze ausbauen würden. Das mag zutreffen, wenn man die Unternehmen allein für sich betrachtet und unter den Tisch fallen lässt, dass die Tochter Telekom Deutschland GmbH in weiten Teilen der Bundesrepublik über eine historisch bedingte und nach wie vor signifikante Marktmacht verfügt. Insgesamt übertrafen die Investitionen der alternativen Anbieter in „Sachlagen auf dem Telekommunikationsmarkt“ mit 4,2 Milliarden Euro aber immer noch die Ausgaben der Telekom (3,9 Milliarden Euro), wie aus dem Jahresbericht der Bundesnetzagentur (PDF) hervorgeht.

Nicht eingerechnet sind dabei die Nebenwirkungen des umstrittenen Vectoring-Antrags der Telekom, betonten die Interessensvertretungen Breko und Vatm in einer gemeinsamen Presseerklärung: „Der Monopolantrag der Telekom für den Vectoring-Ausbau in den nahezu 8.000 Nahbereichen der Hauptverteiler führt jedoch gerade zu großer Verunsicherung bei den alternativen Investoren“, erkärte Vatm-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Der Regulierungsentscheid der Bundesnetzagentur ist mittlerweile in Brüssel gelandet und wird derzeit eingehend von der EU-Kommission geprüft, die negative Auswirkungen auf den Wettbewerb und auf den Breitbandausbau befürchtet.

90 Prozent durch Vectoring versorgen

Wie eine Warnung liest sich dann auch die Aussage von Höttges, der skizzierte, wie die deutsche Netz-Infrastruktur aussehen könnte, sollte die Kommission den Antrag tatsächlich durchwinken: „Wenn die Genehmigung aus Brüssel für Vectoring kommt, kann allein die Telekom 90 Prozent der Menschen mit schnellem Internet versorgen“, zitierte die FAZ den Telekom-Chef. Wenn man bedenkt, dass die geplante Zuschlagsregelung den Wettbewerbern kaum die Chance lässt, einen Hauptverteiler entsprechend auszustatten, dann lässt sich schlussfolgern, dass es letztlich zu der befürchteten Re-Monopolisierung des Netzes kommen dürfte.

Auch sonst müsse man die Behauptungen energisch zurückweisen, so die Konkurrenten, denn in puncto Glasfaserausbau bis ins Haus oder die Wohnung (FTTB/FTTH) hätten die Mitbewerber eindeutig die Nase vorn:

Nach Zahlen des BREKO erfolgen derzeit (Stand: Mitte 2015) über 80 Prozent des Glasfaserausbaus (FTTB / FTTH) in Deutschland durch die alternativen Netzbetreiber. Die Telekom gibt zwar immer wieder Glasfaserkilometer an, dabei handelt es sich aber im Wesentlichen nicht um die Verlegung von direkten Glasfaseranschlüssen (FTTB / FTTH) – vielmehr zählt der Konzern seine FTTC-Anschlüsse (VDSL / VDSL Vectoring) hinzu.

Begeistert zeigte sich Höttges auch vom Erfolg der US-Mobilfunktochter, die den Mobilfunk neu erfunden hätte: „Wir können in anderen Märkten davon lernen“. Bleibt zu hoffen, dass er damit nicht die zweifelhaften Zero-Rating-Angebote des Netzbetreibers meint, die in den USA die Netzneutralität untergraben. Sollten die unter dem Banner von BEREC organisierten europäischen Regulierungsbehörden diese Praxis nicht eindeutig verbieten, können wir uns aber zweifellos auf eine Flut entsprechender Angebote einstellen.

Fragwürdig ist auch die Entscheidung, nicht nur wie üblich eine Dividende auszuschütten, sondern diese um zehn Prozent zu steigern. Fragwürdig deshalb, weil die Bundesrepublik und die staatliche Förderbank KfW nach wie vor nicht unerhebliche Anteile am Netzbetreiber halten. Während die eine Hand also auf staatliche Förderungen schielt, um den Breitbandausbau voranzubringen, verteilt die andere Hand einen Teil der Gewinne an die mehrheitlich privaten Anteilseigner. Eine schiefere Optik können wir uns kaum vorstellen.

10 Ergänzungen

    1. Formell betrachtet: korrekt.
      Wirtschaftlich: indifferent.
      Konzernrechtlich: es ist durchaus vertretbar, die in einen Topf zu werfen.

      1. Die Telekom Deutschland GmbH hat aber nicht die beschriebene Jahreshauptversammlung. Das ist einfach falsch.

  1. Netzpolitik macht ja gerne Stimmung gegen die Telekom, zumindest ist das meine Auffassung. So wundert es mich nicht, dass nur auf einen kleinen Teil der Rede vom Telekom Chef eingegangen wird.
    Damit können Stimmungen und falsche Meinungen erzeugt werden, ist das aber vielleicht gewollt? Ich finde es wichtig und auch nur richtig, das man die ganze Aussage vom Telekom Chef erwähnen sollte (Warum hat das netzpolitik nicht gemacht?):
    > Es wäre besser für Deutschland, wenn andere auch ausbauen würden. Darum habe ich höchsten
    > Respekt vor den lokalen Anbietern, die das tun. Aber ich habe wenig Respekt vor denen, die nichts
    > investieren und ihre Gewinne auf fremden Netzen einstreichen. Jammern baut kein Netz. Besser
    > investieren als kritisieren. Dann haben wir echten Wettbewerb der Infrastrukturen.

    Von spotten kann ich nichts erkennen. Eher spottet netzpolitik mit einem schlechten Artikel.

    1. Das ist gewollt und kann man bei vielen Berichten feststellen, wenn man sich die genauer ansieht und die Quellen überprüft. Gelegentlich weist NP selbst offen darauf hin, dass sie mit ihrer Berichterstattung die Sichtweise Lesers in ihrem Sinne beeinflussen wollen. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten. Wie eigentlich bei allem was man so liest – egal wo.

    2. Ohja beim lesen des Artikels habe ich mich an Seiten wie teltarif.de erinnert gefühlt. Großes Telekom Bashing ohne Substanz. Man kann sich sicherlich über den Konzern und seine Machstellung im Deutschen TK-Markt ausgiebig streiten, dann aber mit sinnvollen marktwirtschaftlichen Argumenten. Ich empfinde das gejammere der Konkurrenz als heuchelei, denn die schielen am meisten auf Rentabilität und Wirtschaftlichkeit. Großflächiger Breitbandausbau außerhalb der Ballungsgebiete? Bis auf wenige Regionale Anbieter ist die Telekom die einzige Firma die versucht mit dem FTTC Ausbau den Leuten wenigstens Geschwindigkeit zw. 25-100Mbit (mit Vectoring) zur Verfügung zustellen. Sicherlich sollte das Ziel Glasfaser in jedem Haushalt sein aber weder wird derzeit vom Großteil der Kunden die Bandbreite nachgefragt noch sind die Kunden bereit die deutlich höhere monatliche Gebühr für die Anschlüsse zu bezahlen. Wer einen bedingungslosen Breitbandausbau wünscht der sollte sich für die Verstaatlichung der Netze einsetzen denn dann kann so ein Glasfaserausbau einfach per Beschluss angeordnet werden.

  2. Hm, die haben ein Problem mit den Computersystemen der Betrieblichen Altersversorgung. Die haben so viele Insourcings gehabt, dass ihre Computersysteme die Basisdaten nicht mehr korrekt ausweisen können. Das nennt man Programmvielfalt bei der Deutschland GmbH.
    Ich habe es auch erst erfahren, als ich gegangen bin und der Arbeitsrechtler meinte, er hätte kein Interesse an meinem Kapitalkontenplan. Die Zahl stimmt bis heute leider nicht, ich hatte eine höhere Zusage. Aber reklamieren macht keinen Sinn, man sieht ja, wie verzweifelt nun um den Vector Y gekämpft wird ;-)
    „XY bei Telekom“, wenn dann „Akte X“ diese Fälle aufgreift und die Aliens die Systeme in Ordnung bringen, kann auch der Kojak der Telekom wieder aufatmen. Das wird sich aber erst ändern, wenn der Kojak seine Scully findet und auch mit Mulder arbeiten lässt :-)
    Lieben Gruß SUSI


  3. Fragwürdig ist auch die Entscheidung, nicht nur wie üblich eine Dividende auszuschütten, sondern diese um zehn Prozent zu steigern.

    Die Dividende kann aber wahlweise in neuen Aktien bezogen werden, d.h. die Ausschüttung ist nur virtuell.

  4. Dividendenausschüttung wahlweise als neue Aktien anzubieten ist eine nette Option.
    Sie stärkt das Unternehmen. Als Anleger mit einem längeren Anlagehorizont eine Alternative.
    Entweder man steht zu seiner Anlage voll und ganz, oder bei Zweifeln sollte man sein Konzept gut überdenken.

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