Herzlichen Glückwunsch: Ehrendoktorwürde für Edward Snowden!

VUeberwachtesNetz-square_512pxor einem Monat berichteten wir über Pläne der Universität Rostock, Edward Snowden die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Am Mittwoch wurde der Antrag vom Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät laut einer Pressemitteilung mit 20 Ja-Stimmen, einer Gegenstimme und einer Enthaltung angenommen. Wir gratulieren Edward Snowden zu dieser Auszeichnung. Schon im Vorfeld teilte sein Anwalt mit, dass Snowden die Ehrung annehmen wird. Allerdings ist die Verleihungszeremonie noch ohne Datum.

Die Ehrendoktorwürde ist kein akademischer Titel, und es obliegt der jeweiligen Universität gemäß ihrer Promotionsordnung, wem sie den Doktor honoris causa verleiht. Im Fall der Philosophischen Fakultät Rostock ist dies zur „Anerkennung hervorragender wissenschaftlicher Leistungen auf Fachgebieten, die in der Philosophischen Fakultät vertreten sind“ bei einer Dreiviertelmehrheit im Fakultätsrat möglich.

Der Dekan der philosophischen Fakultät, Hans-Jürgen von Wensierski, betont, dass die besonderen Leistungen für die Wissenschaft durch Snowdens Tätigkeit als Aufklärer gegeben sind. Aufklärer seien „wesentliche Personen, die Emanzipationsprozesse und Reformprozesse in Gang setzen“, wie er in einem Interview im NDR äußerte. Für Geisteswissenschaftler ist seine Tätigkeit von besonderer Bedeutung, da ohne ihn niemals die Ausmaße der Grundrechtsverletzungen ans Licht gekommen wären, denen wir ausgesetzt sind.

Vor der endgültigen Wirksamkeit der Entscheidung wird noch der Universitätssenat Stellung dazu nehmen und der Rektor über die Rechtmäßigkeit des Verfahrens entscheiden. Jener war zuletzt noch skeptisch, was die wissenschaftliche Leistung von Snowden angeht, kannte zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wie wissenschaftlichen Gutachten des renommierten Gutachtergremiums.
Auch in der Politik ist die Entscheidung nicht unumstritten: Die Landesregierung aus CDU und SPD kritisiert, die Opposition unterstützt die Absicht der Philosophischen Fakultät. Bildungsminister Matthias Brodkorb (SPD) ist jedoch der Meinung, dass die Politik sich nicht unbedingt in die akademische Freiheit einmischen muss.

Das aufwändige Prüfverfahren mit international hochrangigen Professoren im Gutachtergremium legt nahe, dass es sich nicht um einen einfachen PR-Trick handelt, auch wenn natürlich die Universität Rostock von der medialen Aufmerksamkeit profitiert. Die Ehrendoktorwürde setzt in jedem Fall ein Statement, welches über die Organisation von Vorträgen zu Datenschutz oder Podiumsdiskussionen hinausgeht, wie ZEIT online im November kommentierte.

6 Ergänzungen

  1. Mal sehen, ob da nicht doch noch eine „last minute“
    Intervention im „politischen Sinne“ von Universitätsrektor Wolfgang Schareck kommen wird.

    Ob Merkel ihn persönlich anrufen wird?

  2. Schön wäre, wenn Snowden die Ehrung jetzt noch persönlich und ohne Risiko annehmen könnte.

  3. Ich finde es großartig.

    Auch ein Zeichen für die „Bundesregierung“ dem USA „Freund
    endlich ein deutliches Zeichen gegen das NSA abhören u.a. zu geben.

  4. Hallo,
    ich hatte der Uni gedankt, aber auch angemerkt hoffentlich ziehen die, ihre Entscheidung für den Ehrendoktor nicht noch zurück und leider ist es so gekommen. Die Begründung der Uni der Snowden hat keine wissenschaftliche Leistung vollbracht, danach hat dieselbe Uni nicht gefragt als die dem Gauck den Ehrendoktor verliehen haben.
    Endlich hätte man in der NSA Frage als Deutscher
    stolz sein können und ein wenig selbstbewußter gegenüber den größten USAmis der Welt.

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