Vergangene Woche war ich in Buenos Aires auf dem Creative Commons Global Summit 2013, zusammen mit vielen anderen Teilnehmern aus insgesamt rund 80 Staaten. Das war die lange Reise wert, abgesehen davon, dass meine Vorstellung der Südhalbkugel immer Sonnenschein und Palmen entspricht, ich dort aber Palmen im kalten Winter zu sehen bekam. Sonst ist Buenos Aires sehr zu empfehlen, ich wäre gerne länger dort geblieben als lediglich fünf Tage.
Nach zehn Jahren Creative Commons dominierte eine Debatte den gesamten Summit: Wie politisch ist eigentlich Creative Commons als Organisation und als Netzwerk und wie politisch positioniert man sich und tritt auf? In der Anfangszeit versuchte Creative Commons immer neutral aufzutreten und sich auf die Verbreitung der Lizenzen und ihre Weiterentwicklung zu konzentrieren.
Mittlerweile hat sich das weiter entwickelt. Einerseits spielen die Lizenzen eine entscheidende Rolle als rechtliche globale Infrastruktur in vielen Openess-Debatten, von Open-Data bis Offene Bildungsmaterialien. Und diese sind politisch. Andererseits machte dieser Kongress deutlich, dass fast alle nationalen CC-Vertreter mit anderen Hüten irgendwie in der Urheberrechtsreform-Debatte beteiligt sind.
Auf einer Mini-Conference mit alleine hundert Teilnehmern am Tag 0 der Konferenz zeigte sich deutlich, dass die CC-Community Creative Commons politischer positionieren will. Das hängt auch damit zusammen, dass die Rechteindustrie-Lobby durch die neutrale Rolle von Creative Commons in den vergangenen Jahren gerne argumentierte, eine Reform des Urheberrechts sei nicht nötig, dafür gebe es doch Creative Commons. Paul Keller hat sein Eingangsstatement für die Mini-Conference online gestellt und erklärt darin den Ursprung der Debatte. Einigkeit gab es bei der Interpretation, was Creative Commons ist und was nicht: „CC is a patch, not a fix for a broken copyright“. Insgesamt finde ich die Entwicklung sehr erfreulich.
Die Keynote wurde von Lawrence Lessig gehalten, der über „Laws that choke creativity“ sprach. Im Gegensatz zu diversen anderen Vorträgen von ihm war dieser deutlich politischer und in weiten Strecken neu. Er spiegelte damit einerseits die Politisierung der Creative Commons Community wieder, andererseits konnte man auch sehen, dass ihm Ereignisse wie die Verfolgung und der Tod von Aaron Schwartz beschäftigen. John Weitzmann hat den Vortrag mit einer DV-Kamera aufgezeichnet und als Bootleg online gestellt. Der beste Part kommt ab Minute 20:15.
Laws that choke creativity – Lawrence Lessig, CC Global Summit 2013 from iRights.info on Vimeo.
Hier finden sich einige Präsentaionen zu diskutierten Themen.
Ich bin ehrenamtlicher Public-Lead von Creative Commons in Deutschland, hab noch nie Geld dafür erhalten, aber dafür wurde meine Reise nach Argentinien bezahlt (bzw. mir wurde zugesagt, dass die gezahlt wird, wenn ich Bürokratie-Foo ausfülle und Rechnungen einschicke).
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