In der ARD-Mediathek findet sich derzeit noch die 45 Minuten lange Sendung „Skandal! Affäre! Enthüllung! Ihre Highlights aus 50 Jahren ARD-Politikmagazinen“.
Helmut Kohl und die CDU-Parteispenden auf schwarzen Konten, Schlampereien bei der Atommüll-Endlagerung, Stasi-Verbrechen oder Billiglohn-Ausbeutung – vier von unzähligen Skandalen und Affären, die durch ARD-Politikmagazine maßgeblich mit enthüllt wurden – von ‚Fakt‘ ebenso wie ‚Kontraste‘, von ‚Monitor‘ und ‚Panorama‘ sowie ‚Report Mainz‘ und ‚Report München‘. Doch welcher Skandal, welche Affäre hat die Zuschauer am meisten bewegt und Deutschlands Nachkriegsgeschichte besonders geprägt? Das Erste hat gefragt und abstimmen lassen. Das Ergebnis: ‚Skandal! Affäre! Enthüllung‘ – Ihre Highlights aus 50 Jahren Politikmagazinen im Ersten‘. Eine spannende und unterhaltsame Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert Enthüllungsjournalismus, pointiert kommentiert von Marius Müller-Westernhagen, Alice Schwarzer, Peer Steinbrück, Harald Schmidt, Marcel Reif und Ulrich Wickert.
Der größe Skandal ist ja leider immer noch, dass die ganzen Politik-Magazine an den Rand gedrängt werden, nicht mehr zu besten Sendezeit laufen und dazu auch noch gekürzt wurden. Dafür gibt es jetzt fast jeden Tag eine Talkshow mit billiger Politik-Simulation. Da werden meiner Meinung nach die falschen Prioritäten gesetzt.
Wie die Polit-Talkshows Politik-Simulation sind, sind die Polit-Magazine Journalismus-Simulation. Es mag sein, dass dort ab und an auch mal Recherche stattfindet, aber nach den Beiträgen über „Killerspiele“ nehme ich denen nichts mehr ab, von dem ich nicht weiß, dass es stimmt.
Lustigerweise ist das auch meine Einstellung. Wann immer ich frontal21 oder Konsorten irgendwo als Quelle sehe, kann ich nur den Kopf schütteln.
Nur weil es einzelne schlechte Beiträge gibt, bedeutet es längst nicht, dass es auf den Rest ebenfalls zutrifft, insbesondere wenn unterschiedliche Journalisten für die Reportagen zuständig sind. Nur wegen dieser Jubiläumssendung alle Magazine zu denunzieren, ist ungerecht.
An welchem Maßstab werten die Kommentatoren zudem die journalistische Qualität dieser kurzen 7min Berichte? Werden wir in Deutschland etwa vom qualitativen Journalismus überschwemmt?
Report München hat diese Woche wohl keiner gesehen, wohl zu uninteressant?! Dort spielt zwar der 2. Beitrag leider mit der Angst des Zuschauers herum, bleibt aber trotzdem informativ und sehenswert.
Ben, du hast recht, es ist bestimmt nicht alles schlecht. Aber in den Beiträgen geht es doch meist um sehr spezielle Dinge, und viele davon sind für mich nicht einfach verifizierbar (Das liegt in der Natur der Sache, oft sind Beiträge ja quasi Primärquellen).
Das heißt ich muss ein gewisses Vertrauen aufbringen. Wie ich es zum Beispiel in die Tagesschau habe. Zumindest Frontal21 hat mein Vertrauen vor ein paar Jahren nachhaltig verwirkt (Thema Killerspiele). Das war schon nicht mehr falsch, das war eine derartige Hetze, dass ich heute noch wütend bin (Und ich war nicht mal selbst betroffen). Du musst dir vorstellen: Die meisten Zuschauer haben das ja geglaubt.
So eine Berichterstattung ist kaum besser als Nazis, die auf Jugendcamps den Jugendlichen erzählen, dass damals „nur ein paar zehntausend“ Juden ermordet wurden (Oder was der NPD-Mann da oben im Video gestammelt hat).
Ich habe jetzt keine Lust mehr darüber zu schreiben, aber ich weiß, dass viele das Gefühl kennen, was ich gerade versucht habe zu beschreiben.
PS: Ja, du hast recht, meine Pauschalität ist schon ungerecht. Gibt es denn eine Sendung, der ich so viel Vertrauen könnte wie der Tagesschau? Mit einem Maß an objektiver Faktenorientiertheit und ohne mit Emotionen zu spielen?
Auf welcher Grundlage baut den Ihr Vertrauen in die Tagesschau auf, die lange Sendehistorie? Nur weil dort der Reporter nicht mit seiner Tonlage spielt, bedeutet es nicht, dass es keinen anderen Weg gibt, Emotionen zu manipulieren. Über vernachlässigte Fakten rede ich mal gar nicht.
Die Polit-Magazine werden in den selben Häusern betrieben und leiden an den gleichen Krankheiten, die solange die Redaktionen von den oberen Etagen eher Kritik ernten und bei jeder Möglichkeit eingreifen, statt die qualitativen Aspekte zu fördern und bei Fehlern Gegendarstellungen zu fordern, sich mit der Zeit immer mehr bemerkbar machen. Kritik zu Frontal 21 gibt einige, siehe Wikipedia Artikel, Youtube, etc. Doch die Zahl der annehmbaren Reportagen ist bisher höher.
Wenn Menschen Informationen kritiklos aufnehmen, so liegt das an ihnen selbst bzw. ihrem Umfeld und nicht an den Journalisten.
Ich habe den Beitrag über die Killerspiele zwar nicht gesehen, ist aber auch nicht wichtig, weil so wie so völlig uninteressant. Wer darüber fachsimpelt sollte auch das Spielfilmprogramm verbieten. (aber das nur nebenbei)
Interessant dafür aber ist, dass Du und andere, wegen eines einzigen Beitrags der nicht gefällt, das Ganze tot reden wollen. Zum Leidwesen vieler sind offensichtlich viel zu wenige Skandale in der Republik unterwegs, die die Gier nach Sensation stillen können.
Fakt ist, Nachrichten werden immer subjektiver Natur sein. Und ohne Emotionen wird auch hier nichts gehen. ;o)
Und was haben politische Großanalysten wie Marius Müller-Westernhagen, Harald Schmidt, Dieter Nuhr oder Frau Schwarzer dort zu kamellen? Sieht irgendwie aus wie „Die 10 Superhits- der Deutschen“, oder ähnliche Pausenfüller der Privaten. Da werden wieder mal ein paar bunt zusammen gewürfelte Promis („Ein Kessel Buntes“ aka „Für jeden einer den er mag“) zum „kommentieren“ zusammen gekarrt und das ganze als erschröcklicher Skandal-Event serviert. Soll wohl die gleichwertige (!) Antwort auf Knopps launige ZDF-Gruselstunden sein.
@ninjaturkey: Zumindest Alice Schwarzer war selbst Journalistin dort in den 70ern und kommentiert die Abtreibungs-Debatte. Ansonsten mag ich die neumodische Art, irgendwelche Promis irgendwas zeitgeschichtliches kommentieren zu lassen, auch nicht.
Seit der Berichterstattung von Report Mainz vom Landesparteitag der Piratenpartei Saarland wurde mir bewusst, dass es weniger um investigativen und aufklärenden Jornalismus geht als vielmehr um das populistische Aufbereiten von Skandalen mit umstrittenen Methoden. Das mag nicht für alle Journalisten zutreffen, aber Report Mainz arbeitet grenzwertig bis unseriös. Wahrheiten werden durch filmische Schnitttechnik verfremdet. Dem Zuschauer werden mitunter wichtige Details unterschlagen, indem man gewisse Passagen aus dem Kontext löst. Das kann die Information komplett verändern. Leider kann man sich auch nicht mehr auf solche TV- Magazine verlassen.
Keine Chart-Sendungen im Fernsehen ohne Drüberquatschen von mehr oder weniger Prominenten. Ich mag dieses Format nicht. Wer hat eigentlich damit angefangen?
Wird doch schon lange mal Zeit, dass die ÖR Informationen senden, statt Private-Nachgemache.
Wenn ich dann schon wieder von einem Intendanten sinngemäß höre „Aufgabe der ÖR ist es nicht, anspruchsvolle Programme zu bringen, sondern Quote zu machen“, kann ich nur kotzen.
Genau das ist der Sinn des ÖR: Der Volkverdummung etwas entgegenzusetzen und die Dinge zu bringen, die sonst nicht laufen.
Leider beinhaltet das auch den Musikantenstadel, aber damit kann ich leben. Nicht aber leben kann ich z.B. mit folgenden Tatsachen:
– 3-5 ÖR bringen das selbe (z.B. Queen-Geburtstag, der auch noch auf 2 privaten läuft und auf den anderen privaten in den entsprechenden Sendungen eine Stunde belabert wird)
– die ÖRs geben sehr viele Millionen für irgendwelche Fußballspiele oder Formal-1-Rennen aus, die sonst im privaten frei empfänglich laufen würden
– 1 interessante (= informative/anspruchsvolle) Sendung ARD 23:30, und am selben Tag ARD 3 Telenovelas o.ä., zwei davon wiederholt vom Vortag, und ZDF drei SOKOs, eine wiederholt vom Vortag
Wieso darf Peer Steinbrück als einziger Politiker „pointiert“ kommentieren?
Das ist für mich ein Teil dieser dieser unfairen Pro-Steinbrück-Kampagne, die von einem Großteil unserer Medienmafia unterstützt wird.
@Korinthenhacker: Sendung auch gesehen oder nur über den Anreißertext gemeckert?