Es ist zum Verzweifeln. Dass die öffentlich-rechtlichen Online-Angebote seit dem letzten Jahr schon gezwungen sind, ihre Inhalte nach einer Woche zu löschen, obwohl es keinen nennenswerten Grund dazu gibt (ganz im Gegenteil), reicht wohl noch nicht.
Die Verlage der WAZ, M. Dumont Schauberg, Rheinische Post, Lensing Wolff, Axel Springer, die Medienholding Nord, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die „Süddeutsche Zeitung“ haben sich im Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) zusammengetan und klagen dagegen, dass in der „Tagesschau“-iOS-App auch Texte vorkommen.
Wie fürchterlich! Hatten die Verlage sich doch gerade erst ein so attraktives Geschäftsfeld wie den App-Store für sich entdeckt, bei dem sie 1/3 der Einnahmen an Apple abdrücken müssen (was ihnen dann aber doch auch wieder nicht gefiel), kommt nun der öffentlich-rechtliche Rundfunk seiner Aufgabe nach, und wartet dort mit einem Gratis-Angebot auf. Dadurch verderbe er nun den Verlagen ihr geliebtes neu entdecktes Geschäftsmodell.
Klingt beknackt, ist aber die Argumentation. Laut SpOn drohte Jürgen Doetz (VPRT, das ist der, der der re:publica faschistoide Tendenzen diagnostiziert) der ARD sogar bereits 2009 mit einer EU-Klage wegen Wettbewerbsverzerrung. Ich BITTE euch!
Die weitgehende Demontage des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zugunsten kommerzieller Anbieter ist eine wirklich zutiefst beunruhigende Entwicklung. Reicht es nicht, dass unsere Gesundheits- und Alters-Vorsorge, unsere Renten, unsere öffentlichen Verkehrs- und in absehbarer Zeit auch unsere weiterführenden Bildungssysteme privatisiert werden? In keinem dieser Bereiche konnten für die Bevölkerung nennenswerte Vorteile diagnostiziert werden – und es würde mich sehr wundern, wenn dies bei der Beschneidung der iPhone-App oder dem Ausfechten dieser Auseinandersetzung mit unseren GEZ-Gebühren der Fall wäre. Und Monika Piel sitzt inzwischen als ARD-Intendantin sogar in den Reihen der Deutschen Content-Allianz, die sich für das Leistungsschutzrecht einsetzt – was ist hier eigentlich los?
Nach Ihrem Auftritt gestern beim Medienforum NRW kann man Frau Piel eh nicht mehr Ernst nehmen.
Ach ja, hier das Video dazu http://palibe.de/iCrSB8 Piel vs. Gutjahr
hm, bekomme ich bei mir nicht zu laufen, nicht mal über die Orginalseite.
Gerade noch mal probiert. Funktioniert bei mir auf beiden Seiten ?
Schöner Rant mit viel Sarkasmus.
Ich kann den ärger der privaten aber ein Stück weit nachvollziehen. Dank Gebühren haben die Öffentlich rechtlichen einfach einen Vorteil. Aber aus Anwendersicht ist es natürlich ein unding, das die Inhalte gelöscht werden. Wir haben dafür schlieslich schon gezahlt.
Zu lösen wäre das Problem glaube ich, wenn man strikter trennen würde, welche Aufgaben welche Sender wahrnehmen und wie es sich finanziert.
So sollten die öffentlich rechtlichen imho komplett werbefrei sein und sich auf ihren Kernauftrag, die Bildung konzentrieren. Im Gegenzug hätte ich nichts dagegen wenn die privaten keine Nachrichten mehr bringen müssten. Denn mal erlich, was die in dem Bereich machen ist eh ziemlich mau….
Ich finde ja was die öffentlichen machen auch nicht viel besser. Aber solange die privaten sich nicht mal bemühen bessere Qualität zu liefern braucht man sich auch nicht wundern keine „Kunden“ zu haben.
Lieber Linus Neumann, es heisst Rundfunkgebühren, nicht GEZ-Gebühren. Außerdem ist die App nicht wirklich kostenlos, sondern wird durch die Gebühren finanziert.
Ansonsten teile ich die Meinung, dass die Verleger den Schuss nicht gehört haben.
Aber wenigstens brauchst du nicht zweimal dafür zahlen.
Und in anderthalb Jahren heißt es offiziell Rundfunkbeitrag, und die Leute werden wahrscheinlich trotzdem GEZ-Gebühren dazu sagen.
Es sei denn, unsere Politiker schaffen es doch noch, das ganze in eine Steuer oder Abgabe umzubiegen und die GEZ abzuschaffen.
Bwahahaha, okay, jetzt hab ich Unsinn geschrieben.
Wundert mich nicht. Wo kein Markt ist in den die Wirtschaft hineinwachsen
kann, wird kurzerhand halt einer geschaffen, siehe auch Netzneutralität.
Demnächst wird auf das normale Arbeitsleben einfach ein Onlinespiel
abgebildet, da heißt es dann: Sie haben in der letzten Stunde 12 € verdient, wollen Sie dafür nicht ein rein virtuelles und völlig nutzloses Gimmick kaufen? Dann können wir endlich neben 8 Stunden Schlaf 16 Stunden arbeiten, weil ohnehin Arbeit und Freizeit miteinander verschmolzen sind ;-)
Wäre der Staat ein Unternehmen mit vielen Tochterfirmen, dann müsste er einige seiner Führungskräfte wegen geschäftsschädigendem Verhalten feuern und verklagen.
Traurig, dass die eigentlichen Verursacher dieses Depublizierungs-Wahns von den erbosten Reaktionen der „Verbraucher“ noch am wenigsten abbekommen; Meist heißt es nur lapidar „dafür zahl ich?“, wobei die ÖR an der Stelle allerdings nur die Befehls-Empfänger sind.
Das mit dem Depubliziern ist natürlich Kappes.
Aber andererseits unser zwangsfinanziertes offentlich rechtliches Rundfunksystem mit seinem überfinanzierten Wasserkopf und unklarem Auftrag („irgendwie Grundversorgung“) mit dem Gesundheits- und Rentensystem in einen Topf zu werfen und dessen „Demontage“ zu bedauern ist -nun sagen wir mal- befremdlich.
Ein privates Medien System welches sich darüber beschwert das öffentlich rechtliche Medien ihrer Pflicht nachgehen und unabhängige Informationen bieten plakatiert geradezu seine Instrumentalisierung. Professionalität scheint nicht erwünscht zu sein.
Was hier lost ist?
Google nach „Staatsmonopolistischer Kapitalismus“
Politiker werden gekauft/manipuliert um Monopole zu garantieren (Stichwort „Geistiges Eigentum“). Und diese Monopole müssen sich so absichern, weil sie in einem freien Markt schon lange tot wären (Stichwort Musik“verlage“, nun Presseverlage, ….)
Punktlandung. So ist es. Bei den GEZ-Medien macht man von Anfang an nicht einmal den Versuch, das zu verschleiern, sondern hat ein System geschaffen, bei dem der Zwangskunde weder Mitspracherecht noch Marktmacht hat. Nur aufrechten Journalisten, die ihren Beruf noch als Berufung sehen, und sich immer wieder gegen ihre Intendanten stellen, haben wir zu verdanken, dass es noch einen einigermaßen erträglichen Öffentlich Rechtlichen Rundfunk gibt, hier und dort sogar eine Sternstunde, jedoch stets, wenn Kreti und Pleti schon längst im Bett sind. Kritische Diskussionen auf erträglichem Niveau bitte erst ab 22.00 Uhr. Es könnten die Spießbürger ja auf krumme Gedanken kommen. Dann noch eine Streuung auf maximale Anzahl an Kanälen, um den exorbitant großen Haushalt nebst Beschäftigungs- und Selbstversorgungsgarantien für Dilettanten und Blockflöten zu rechtfertigen. Das könnte man alles so zusammenraffen, dass trotz höheren Niveaus maximal 8,– Euro an Gebühren je Person und Monat übrig blieben. Es wird ja schon jetzt von vielen die Gebühr nicht genommen, demnächst nur einmal je Großfamilie von 9 Personen (auch wenn alle arbeiten), aber einmal je Single-Haushalt, und nochmal, falls er selbständig ist. Dann zahlt er neunmal bis 18mal so viel wie erstere. Aber Gerechtigkeit ist nicht, was Kurt Beck wollte. Mir ist so schlecht.
Was spräche dagegen, die Gebühren aus Steuern zu finanzieren? Ein gerechteres System als das der Bemessung der Steuern haben wir nicht, weil es sich als einziges an der tatsächlichen Leistungsfähigkeit der Bürger orientiert. Das Argument der Abhängigkeit vom Staat ist konstruiert. Zum einen ist die längst durch den Rundfunkrat, die KEF und div. Gremien vollendet. Zum anderen fehlt der Nachweis, dass durch eine Steuerfinanzierung Inhalte mehr beeinflusst würden, als es jetzt bereits der Fall ist. Gerechter ginge es kaum.
Ich habe weniger ein Problem damit, dass die ÖRs Textbeiträge übers Netz veröffentlichen. Viel mehr stößt mir auf, dass Geld für die Entwicklung einer proprietären App verschwendet wird. HTML5 wäre hier völlig ausreichend gewesen. Die ÖRs sollten nicht dem Trend zur App folgen, sondern freie Formate unterstützen.
Richtig, sie haben nicht mit unserem ergaunertem GEZ-Geld die Hobbies einiger Prenzlberg-Hipster-Eliten zu finanzieren, Telefon für 700,– Euro, bitte? Ist das gerecht, sich auf solche Geldeliten zu konzentrieren? Rundfunk ist für alle da. Stattdessen verwechselt man den Grundversorgungsauftrag damit, man müsste jede Nische bedienen. Und deshalb ist die ganze Veranstaltung so teuer.
Stefan Niggemeier hat es treffend formuliert:
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/frau-piel-wir-muessen-reden/
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob man dem Geheule der Zeitungsverleger (und der ARD-Intendanz, was das angeht) so viel Gehör schenken sollte. Immerhin werden die Gebühren durch die s.g. Haushaltsabgabe zementiert.
Wenn die Öffentlich-Rechtlichen bei einem Technologiewechsel – weg vom Rundfunk, hin zum Netz – nun de facto gezwungen werden sollen, keine Inhalte auf verbreiteten Endgeräten anzubieten, wofür soll es dann eine Haushaltsabgabe geben?
Monika Piel halte ich ohnehin für komplett durchgeknallt, was einige WDR-Mitarbeiter ähnlich sehen. Die schwebt irgendwo zwischen Mars und Jupiter. Ich frage mich, ob und durch welche Kungelei sie ins Amt gekommen ist.
Bin in dem Zusammenhang (Depublizieren) auch noch immer sehr frustriert, dass meine Online-Petition (Pet.-Nr. 15-P-2010-01519-00 vom 20.7.2010) nicht nur auf der Seite des Bundestages einfach kommentarlos gelöscht und an das Ministerium für Bundesangelegenheiten Europa und Medien des Landes NRW gesandt wurde, sondern auch von dort einfach mit Hinweis auf den 12. RStV und die EU abgelehnt wurde. Sollte eigentlich eine öffentliche Petition sein an der sich andere auch beteiligen können, aber irgendwo in diesem Prozess scheint dies abhanden gekommen zu sein….>.<
Na, wie war’s die letzten 10 Jahre in der Kühltruhe?
Wen genau meinst du?
Die Verlage oder Linus (oder noch jemand anderen)?
Ich glaube ja wohl es hackt!
Sind die denn alle des Wahnsinns fette Beute?!
Die Grundversorgung des Volkes mit Informationen sicherzustellen, ist immer noch Aufgabe des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks! Wenn darüber hinaus ein paar Krummen für private Nischenangebote übrigbleiben, haben diese Sender ihre Dankbarkeit zu bekunden.
Warum nicht einfach alle Privatsender in Deutschland dicht machen? Und es soll mir keiner sagen, eine Welt ohne RTL, SAT1 und Neun Live sei nicht erstrebenswert!
Es möge auch keiner behaupten, dies sei rechtlich nicht möglich. Der Staat hat das Bildungsprivileg und selbst das Privatfernsehen hat bislang keinerlei Versuch unternommen, ernsthaft um dieses Privileg konkurrieren zu wollen.
Hätte Leo Kirch seinerzeit Helmut Kohl und seine Partei nicht derart gestopft, das diese nicht anders konnten als das Privatfernsehen in Deutschland einzuführen, hätten deutsche Schüler heute mehr Zeit für ihre Hausaufgaben statt sich vom Niveaulimbo in der Flimmerkiste berieseln zu lassen.
Ich finde es gut, dass hier auch die Beiträge des öffentlich-rechtlichen Fernsehens kritisch gesehen werden, denn auch dessen Unabhängigkeit halte ich für fragwürdig. Dennoch ist es meiner Ansicht nach Qualitativ besser und vermittelt wirklich so etwas wie Bildung. Allerdings halte ich das sinkende Niveau der privaten für Absicht. Wer dieses nicht mehr erträgt und es sich leisten kann, greift zum Pay-TV…
Man kann seinen Fernseher natürlich auch abschaffen und sich die tägliche Dosis Informationen, Unterhaltung und was sonst noch anliegen mag, im Web holen.
Die Beiträge des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sollten überaus kritisch gesehen werden. In der politischen Berichterstattung hat sich unlängst eine beinahe vollständige Gleichschaltung vollzogen. Die Talkshow-Gastgeber lassen sich nicht einmal dazu herab zu erwähnen, welcher Lobby ihre Gäste angehören. Volkswirte der Versicherungswirtschaft werden beispielsweise nach wie vor als „unabhängige“ Professoren von irgendwelchen Universitäten angekündigt und Hans-Olaf Henkel ist berufsmäßiger Talkshowgast. Am Ende heißt es dann wieder, ein Maßnahme oder ein Vorgehen sei „alternativlos“.
Ausreißer wie NDR-Info gibt es gelegentlich, während das Privatfernsehen nicht mal versucht die Illusion von Berichterstattung aufrecht zu erhalten.
Es reicht nicht, den eigenen Fernseher abzuschalten, abzuschaffen oder aus dem Fenster zu befördern. Jedenfalls nicht, solange der Nachbar nicht das gleiche tut. Diese Volksverdummungsmaschine hat einen nachhaltigen Einfluß auch auf denjenigen, der sich nicht einer täglichen „Behandlung“ durch das Fernsehprogramm unterziehen.
Die alten Schinken, die im Bezahlfernsehen versendet werden, sind das Geld dafür nicht wert. Deutschland hat bereits ein Bezahlfernsehen. Es wäre nur endlich an der Zeit, den Niveaulimbo zu beenden und dafür Sorge zu tragen, das die Sendezeit für Kochsendungen, Seifenopern, boulevardeske und politische Talkshows auf maximal 45 Minuten pro Woche begrenzt wird.
Das Geld für anspruchsvolle Fernsehunterhaltung wäre durchaus vorhanden. Leider kann ich im deutschen Fernsehen keine Serien erkennen, die beispielsweise mit Dexter, True Blood, Breaking Bad oder geschweige denn Game of Thrones konkurrieren könnten.
Ja, es gibt leider nicht mehr viel seriöses. Sehenswert sind imo:
– Scobel (3sat)
– Nachtstudio (ZDF) um 1.20 Uhr, nachts!!! von So. auf Mo.
– Unter den Linden
Sonst gibt es nicht viel. Fast alles andere hat ein unerträglich niedriges Niveau.
Im Nachtstudio ging es zuletzt um Dilettantismus, ob wir von Dilettanten regiert werden, und was das bedeutet. Imo ging die Diskussion noch nicht weit genug, aber ein guter Ansatz war es allemal.
Die letzte Folge von Unter den Linden war nahezu genial (zur Vorfestlegung auf Gauck). Christoph Minhoff war brillant. Ich habe vor Lachen bald auf dem Boden gelegen (Tipp!). Ich ziehe meinen Hut vor ihm.
Nur muss man seine Intentionen erkennen können, sich auf ihn einstimmen und zwischen den Zeilen lesen. Das scheint man den Zuschauern leider nicht zuzutrauen, was ich eine Frechheit finde.
Sowas und obiges (Nachtstudio etc.) gehört Kreti u. Pleti zur besten Sendezeit um die Ohren gehauen, damit sie endlich wach werden, anstatt sie in ihrer illusionären Blase der reaktionären Selbstgefälligkeit ruhen zu lassen. So glauben sie doch, dass Günther Jauch und Ranga Yogeshwar Bildungsfernsehen machten, tsss….
Genau die Verblendung aber macht die Schädliche Komponente des ÖRRs aus. Man lässt absichtlich das Volk in dem irrigen Glauben, dass letztgenannte Protagonisten den Konsens über den Zenith der Bildung im Lande markierten.
Man will den Zuschauer nicht beleidigen, er muss ja immer alles gleich verstehen können ….
Das halte ich für massiv zivilisationsgefährdend.