Trupoli: Tote Politik-Community?

Die 2007 mit viel VC-Geld und wenig Konzept gestartete Web 2.0 Politik-Community Trupoli scheint endgültig gestorben zu sein. Die Idee hinter der Plattform war, dass man Zitate von Politikern einstellen und Zitate auch bewerten kann. Das hat aber nie wirklich funktioniert. Die Plattform blieb langweilig, unrelevant und unnötig. Weder für Nutzer noch für Politiker war ein Mehrwert erkennbar. Unklar war auch, was für ein Geschäftsmodell dahinter steht. Anfänglich war wohl der große Werbemarkt angepeilt, später wollte man irgendwie mit den Nutzerstatistiken Geld verdienen, quasi als „user-generated Meinungsforschung“ (Wobei immer ersichtlich war, dass man mit den dort erzeugten Nutzerwertungen keinerlei reale Abbildung hinbekommen würde). Dazu sollten auch Premium-Pakete für Politiker verkauft werden. Man dachte daran, dass diese ihre Bewertungen auf die eigene Seite einbinden können. Hat aber wohl kaum einer gemacht.

Lustig waren auch die Ansichten des Investors Olaf Jacobi zum Erfolg der Plattform. Politik-Digital zitierte ihn im November 2007 mit: „Wir gehen davon aus, dass mehrere zehntausend bis hunderttausend User schnell erreicht sind“. Letztes Jahr im Sommer waren es dann tatsächlich rund 3000. Im Sommer 2008 fusionierte man mit dem „Politik-Informationsdienst“ Polixea, „um das führende unabhängige Politikportal in Deutschland“ zu werden. Hat alles nichts geklappt. Polixea verschwand im Mai aus dem Netz und nun scheint bei Trupoli der Tod eingetreten zu sein. Auf der Plattform findet man nur noch überall diese Fehlermeldung:

Der letzte Eintrag im Corporate Blog ist von Februar. Und telefonisch ist die Trupoli AG nicht mehr erreichbar. Unter der im Impressum angegebenen Nummer geht nicht mal ein Anrufbeantworter an. Ein Verlust für die deutsche Politik im Netz – Landschaft ist es nicht. Die Plattform hat im Gegensatz zur vollmündigen Aussenkommunikation nie wirklich funktioniert. Und ich kenne auch niemanden, der dem Konzept mit Geschäftsmodell je eine Chance gegeben hat.

21 Ergänzungen

    1. …wer mal wider stöbert,
      der kann trupoli wieder entdecken…

      Man kann von einer „Widergeburt“ sprechen…

  1. Schade,
    die Idee fand ich nicht schlecht. Vorallem das auch Kommunalpolitiker dort „bewertet“ werden konnten, fand ich gut.
    Alternativen ?

  2. Auch auf der Anfang 2008 mit ähnlichem Konzept gestarteten US-Site Ameritocracy (http://www.ameritocracy.com) ist bereits seit längerer Zeit keine Aktivität mehr zu sehen. Aktuell arbeitet man wohl an einem Relaunch unter neuem Namen und mit stark verändertem Fokus.

    Über Ameritocracy:

    Ameritocracy is a user generated content site that allows people to rate the accuracy and relevancy of statements made by our leaders and information gatekeepers such as media outlets and businesses. Our reputation system helps to make the information you read more credible, and the succinct nature of the content will help anyone keep up with social and political news.

  3. Find ich generell auch Schwachfug. Die Politik eines Politikers und seinen Charakter kann man schwerlich an einem Zitat festmachen, da gehört Kontext usw dazu. Dann eher sowas wie Abgeordnetenwatch mit thematischen Vorgaben.

  4. im gegensatz dazu eine ziemlich lebendige community: im Bericht aus Berlin \Geplante Themen:… Volle Kraft voraus: Die Piratenpartei nimmt Kurs auf die Bundespolitik\, am Sonntag um 18.30 Uhr im Ersten

  5. Ich hab von Trupoli gestern das erste mal gehört, als ich einem Kollegen an der Fachhochschule gestern meine relativ neue Homepage (polit-bash.org) gezeigt hab. Nein meine Idee ist nicht von trupoli geklaut, wenn überhautp von bash.org, daher auch der Name. Ich habe, bevor ich mich überhaupt an die Umsetzung der Idee gesetzt hab, nach Seiten gesucht die Politiker-Zitate im Sinne von bash.org aufnehmen und dann öffentlich machen. Ich habe nichts gefunden. Keine Ahnung wie eine gewerblich Betriebene Seite nicht findbar für mich war, aber das spricht dann wohl Bände darüber wie das ganze organisiert war.

    Ich werde polit-bash.org weiterbetreiben, ohne damit jetzt Millionen an Euro verdienen zu wollen, sondern einfach als Info-Seite, und weil ich Spass an der Seite habe. Vielleicht hab ich ja mehr Erfolg als trupoli in dieser Hinsicht.

  6. Ahjo, ich mach polit-bash sogar und es ist in den rssfeeds gelandet. :)

    ontopic: Die größte unabhängige Politikseite/community im netz? Sind das nicht wir hier? Macht da mal jemand ne zählung? ;)

  7. Dies ist nicht das erste Unternehmen, das der selbsternannte „Serial Entrepreneur“ Olaf Jacobi an die Wand fährt. In seiner vorherigen Position als CEO der mit Venture Capital finanzierten Collax Inc. musste er den Hut nehmen, nachdem er etwa 1/5 des Investitionskapitals für eine Expansion in die USA ausgegeben hatte, die unmittelbar darauf von ihm selbst wegen mangelnder Erfolgsaussichten wieder rückgängig gemacht werden musste.

    1. Ja ich kenne den Olaf Jacoby auch recht gut, aus alten Zeiten. Immer volle Hose, aber nichts dahinter. Außer einmal bei der ACG, wo er den Job auch nur mit viiiiel Vitamin B bekommen hat, hat er nur verbrannte Erde hinterlassen. Und mit irgendwelchen schwindligen Pressemeldungen sich gelich als Entrepreneur feiern lassen. Ist ein weicher Junge, der das meiste in den Sand gesetzt hat, so wie der Borris Becker seit 10 Jahren nix mehr geleistet hat. Go Olaf go, ist das Motto.

  8. Also bei mir funktioniert die Seite und ist mit aktuellen Themen bestückt.

    Genauso die Seite von Polixea wir bei mir korrekt und mit aktuellen News angezeigt.

    Hä?

  9. Ist Netzpolitik.org nicht auch konzeptlos und völlig überflüssig?!

    Bevor mann auf andere mit dem Finger zeigt soll man sich an die eigene Nase fassen.

  10. @14: Ja und? Wir haben Spass dabei und haben das nicht als Business-Modell aufgebaut, was nicht funktionierte und haben auch nicht von Anfang an gesagt, dass diese Plattform die Politik-Community der Zukunft ist.

  11. Trupoli-off line

    Es ist richtig, daß Trupoli nicht benötigt wird, wie 98% des gesamten Internets. Das Meiste ist Schrott. Trupoli wurde stillschweigend am 10.7.09 gegen 23 Uhr beerdigt.
    Es stimmt aber nicht, daß Trupoli konzeptlos war.
    Jeder konnte die teilweisen sinnlosen Aussprüche unser Spitzenpolitiker veröffentlichen, einen Kommentar schreiben, die Aussprüche bewerten und eigene Vorstellungen zu den Themen veröffentlichen.
    Trupoli ist nicht an der Inhaltslosigkeit vieler Foren gestorben, sondern an den eigenen Ansprüchen. Im Grunde war die Idee gut und war besser gemacht, als 90% aller Foren.
    Es gibt kaum einen Grund schlecht über Trupoli zu schreiben, viel mehr sollte man sich an die eigene arrogante Nase fassen.

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