Nachbetrachtung: Freiheit statt Angst 2009

Bei all der Aufregung rund um das Polizei-Prügel-Video im Rahmen der „Freiheit statt Angst“-Demonstration sollte man nicht die Nachbereitung vergessen. Es war eine tolle und bunte Demonstration, die zwei Wochen vor der Wahl nochmal (digitale) Bürgerrechte ins Rampenlicht gerückt hat. Die Frage, ob es jetzt mehr Menschen als letztes Jahr waren oder nicht, ist dabei relativ unrelevant. Natürlich wäre es schöner gewesen, viel mehr Menschen mit auf der Straße dabei zu haben. Aber welche Themen schaffen denn noch in diesen Tagen, so viele Menschen an einem Ort zu einer Zeit zu mobilisieren? Der Protest auf der Straße ergänzt den Protest im Netz. Und der Protest im Netz ist noch vielfältiger und bunter und es sind noch mehr Menschen dabei.

Erfreulich ist, dass die mediale Berichterstattung zugenommen hat und die Demonstration Thema in den Abendnachrichten war. Da wird es sicherlich noch mehr Berichterstattung im Nachhinein geben, der Pressespiegel im Wiki des AK-Vorrat deckt vor allem auch nur das ab, was über Google-News zu finden ist. Spiegel-Online titelte „Loveparade für Bürgerrechte“.

Hier sind Transcripte der Reden zu finden (Es gilt das gesprochene Wort):

* Frank Bsirske
* Anne Roth‎
* Rolf Gössner
* Silke Lüder
* Thilo Weichert
* Vito Dabisch
* Patrick Breyer
* Franziska Heine
* Monty Cantsin
* Ralf Bendrath

Einzelne Reden sind schon als Video bei Youtube aufgetaucht. Demnächst wird es von allen Reden ordentliche Videos geben.

Hier gibts mehr oder weniger offizielle Fotos, die unter Quellenangabe CC-BY AK-Vorrat verwendet werden können.

Bei Flickr gibt es gerade knapp 2000 Bilder, die mit fsa09 getaggt sind. In der Flickr-Gruppe „Freiheit statt Angst 2009“ sind 8 Bildergalerien zu finden.

Bei Youtube hab ich bisher nur Videos mit fsa09 getaggt gefunden, die den Piratentruck als Hauptthema hatten. Ja, ich weiß, der war groß und Tanith hat klasse aufgelegt. Würde mich trotzdem über Links zu Videos freuen, die die Vielfalt des Protestes in mehr Facetten und mit weniger Wahlkampf zeigen.

Dieses Video von Vimeo-Nutzer RapidRalf zeigt 15 Minuten lang die Demonstration auf den letzten Metern, angefangen beim Piratentruck bis zum Blaulicht am Ende. Die Wagen davor sind leider nicht zu sehen. (Hat jemand ein Video des gesamten Zuges?)

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Freiheit statt Angst, 12.09.09, Berlin from RapidRalf on Vimeo.

Update: Hier ist ein schönes Video von der Taz.

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Wenn man soviele nette Menschen an einem Ort trifft, würde man gerne öfters im Jahr sowas auf die Beine stellen, um mit allen auch länger reden zu können. Aber dafür haben wir ja auch das Netz. Danke an alle Mitorganisatoren, allen, die dabei waren und/oder darüber berichtet haben.

Und wie hat Euch die Demonstration gefallen? Oder wie habt Ihr sie von Außen wahrgenommen, wenn Ihr nicht dabei sein konntet?

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37 Ergänzungen

  1. ich konnte nicht dabei sein und fand es schön, dass ich trotzdem und trotz desolater leitung ein bisschen teilnehmen konnte. toll, dass so viele organisationen unter einen hut gebracht werden konnten. es hat aus der ferne einen friedlichen, bunten und ziemlich erfolgreichen eindruck gemacht. ein bisschen weniger wahlkampf – ja, ok, aber der hat auch zum medieninteresse beigetragen.
    ich glaube auch, dass die breite berichterstattung, vor allem die unzähligen (re)tweets dazu beitragen, das bewusstsein für bürgerrechte in der öffentlichkeit zu fördern.
    DANKE an alle organisatoren und berichterstatter, durch welche medien auch immer.

  2. Guten Morgen,

    einen Tag später möchte ich das mal ganz persönlich ausdrücken:
    „Geil“, so nannte man das, als ich noch jung war, ist was anderes – aber, um mit Soylent Green zu sprechen „..aber notwendig“.
    Meine Frau und ich haben die alternative Route, sprich: B1 ab Königslutter über Magde- und Brandenburg und Potsdam gewählt und sind lange 4 Stunden mit dem Auto zum Breitenbachplatz (Wilmersdorf, schreibt man das so?) und von da mit der U-Bahn zum Potsdamer Platz gefahren.
    Die Fahrten waren schön – so viel Landschaft (im Ernst jetzt!).
    Glücklicherweise haben wir die meisten Reden der etablierten Opponenten (Bsirske mag prominent sein, aber für die breite Öffentlichkeit ist er doch das personifizierte Dagegen) durch verspätetes Eintreffen verpasst. Ziel war eigentlich zum Zählzeitpunkt dabei zu sein, um durch Masse zu zeigen, dass, neudeutsch, „Awareness“ besteht.
    Naja, der Aufzug war recht erbaulich, und die geballte Ordnungsmacht hielt sich weitestgehend derart zurück, dass ich meinen persönlich Aggro-Reflex, der sich beim Anblick zu vieler Uniformierter unweigerlich einstellt, so gut wie gar nicht bemerkte – gut, das mag auch daran liegen, dass ich seit ca. eineinhalb Jahren familiär bedingt engeren Kontakt zu PVBs pflege.
    Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich auf einmal – mit Ausnahme der 3 Frauen und einem Mann vom „Kriseninterventionsteam“ und dem sehr ruhig wirkenden „Veranstalterkontaktbeamten“ – die Staatsmacht genötigt sah, den Kopfschutz flächendeckend aufzusetzen – da wurde mir schon anders.
    Sei’s drum: Da wir weder auf Dub noch Ragga noch Dancehall oder Reggea stehen, mag ich das Auftreten von Mono & Nikitaman gerne goutieren aber schätzte es dann doch so wenig, dass ich/wir – zum Einen wegen der gewaltbereiten Innensenatsbevollmächtigten, zum Anderen wegen menschlicher Bedürfnissee – es vorzogen, uns ein paar Steaks aus Eugens Rinderbuzze (auf die wir während des Zugs als ortsfremde aufmerksam geworden waren) reinzupfeifen und abzudampfen (Rückfahrt via A2 dauerte nur halb so lang wie die Anreise – äh, ja, werte Google-Mapper: Nähe Braunschweig)).

    So weit, so persönlich.

    Sachlich kann ich nur mutmassen und denke mir einerseits:
    Wow, zwischen 10 und 20 tausend Leute = Fetter Lappen
    – und andererseits: So viele Petenten gegen Zensuschi, so viel Getwitter von (wenigstens in dem einen Punkt: Datenschutz) Gleichgesinnten (Gesonnenen?), so viel Kommentarpseudonyme allein bei netzpolitik, dass man über 25.000 Teilnehmer eigentlich sehr enttäuscht sein könnte.
    Andererseits höhlt ja der stete Tropfen den Stein (siehe auch Medienpräsenz der Demo) und ich möchte den Orgas danken, dass wir durch schlichte Anwesenheit evtl. für was Gutes etwas beitragen konnten.
    Ruft – und wir kommen wieder!!!!

  3. war eine echt coole Demo! DANKE DANKE! der weite Weg aus dem Süden Deutschlands hat sich gelohnt!

    meine Vorschläge für die nächste Demo:
    Gute Laune und Musik steckt an. Das ganze mit ein bisschen Loveparade Karakter zu beseelen finde ich sehr passend, da sich dadurch dem ursprünglichen zweck der Loveparade ein wahres politisches Ziel gegeben werden kann, unter dem Motto:

    – „Liebe statt Krieg“

  4. Im Großen und Ganzen war es eine sehr angenehme Demonstration, die wohl leider noch öfters stattfinden muss.
    Leider war der Demonstrationszug für meinen Geschmack zu unpolitisch. Gerade dort, wo eben die aufzuklärende Bevölkerung war, dröhnten drögen Bässe. Da kam dann doch eine gewisse Langeweile auf. Vom Piratentruck ab (weiter vorne war ich nicht) bis zum Ende war der Zug eine Attraktion für Schaulustige und Fans elektronischer Musik.

    Trotzdem: es überwiegt das Positive, dank der Veranstalter und dem solidarischen Gemeinsinn der Teilnehmenden.

  5. hahaha. eine demo gegen videoüberwachung bringt ein überwachungsvideo einer polizeiaktion hervor. nicht, dass ich das schlecht finden würde, but isnt it ironic?

    1. @Johnny (11)
      Ich versteh nicht was soviele Leute daran ironisch finden. Ich glaube es gibt keinen der es nicht Begruesst, wenn eine Straftat (oder was auch immer) auf Video festgehalten wird um damit die Beweiskraft deutlich zu erhoehen. Das (ein) Video an sich ist, oberflaechlich gesagt, erstmal unabhaengig, ehrlich und objektiv, was man von Zeugenaussagen nicht behaupten kann. Daher halte ich es nicht fuer verkehrt, bei gegeben Anlass die Videokamera zu zuecken um das Geschehen fest zu halten.
      Das ist aber ein RIESEN Unterschied dazu einfach alle mit einer Kamera zu begleiten und staendig zu filmen, weil sie ja eine Straftat begehen koennten (Methapher fuer VDS, CCTV und Co.).

  6. Ich schließe mich #9 (peer pojealai) an: Der Demonstrationszug war über weite Teile viel zu unpolitisch. Diese an Slogans und Originalität nun wirklich nicht arme Bewegung kroch entweder still vor sich hin oder uffz-uffz-uffzte neben dem Ravertruck der Piraten her. Inhalte: Keine.
    Hier würden ein paar mehr Orgas mit Megaphonen über den Demozug verteilt sehr helfen.

    Außerdem: Grandiose Terminfindung, das Ganze gerade zwei Wochen vor der Bundestagswahl zu machen. Das macht die Sache zu einem Thema bei der Wahlentscheidung vieler Bürger, gerade weils in die Nachrichten kommt.
    Die nächste Demo aber bitte ein paar Wochen früher im Jahr, dann kommen vermutlich mehr Teilnehmer und die Demo kann sich effektvoll ins Sommerloch werfen.

  7. @14/cosmo: Dito, was die Aussagenarmut gerade der politischen Blocks (Piraten, Gruene, FDP) angeht. Das war sehr schade. Und auch die Beteiligung haette ich mir groesser gewuenscht. Aber immerhin.

  8. Schöne Demo – Danke den Organisatoren und allen, die da waren!

    Meine Kritikpunkte:
    (1) Vor der Demo lief auf den offiziellen Wagen teilweise schon Musik (manchmal auch schon sehr laut), obwohl auf der Bühne noch geredet wurde. Das ist nicht unbedingt die feine englische Art, sowohl gegenüber den Zuhörern als auch gerade gegenüber den Rednern.

    (2) Wir liefen relativ weit hinten. Dort war das Tempo am Anfang unendlich langsam, steigerte sich immer mehr und zum Schluß kam man nicht mehr hinterher (im Video sichtbar an den großen Lücken). Es wäre schön, wenn man das etwas gleichmäßiger hinbekommen könnte. Ich kenne die Problematik aber auch von anderen Umzügen und weiß, dass das nicht sonderlich einfach hinzukriegen ist.

  9. Dann will ich auch mal meckern. Ich hoffe einiges erreicht die Veranstalter.

    (1) Bitte bitte, nicht die Demo zur Parade verkommen lassen und Politik zur Loveparade! Dr. Motte im letzten Jahr fand ich ja schon grenzwertig, der Bus der Piraten war auch nicht viel besser. Umso mehr Bums, desto schneller werden Passanten den Eindruck von
    – das soll politisch sein?
    – schon wieder sone Technoveranstaltung bekommen. Bürgerbewegung muß alle Altersstrukturen ansprechen

    (2) Die Musik am Ende möchte ich dagegen sehr positiv bewerten. Das lockert auf und gibt ein schönes Gefühl bei Veranstaltungsabschluß

    (3) Doch darf dies nicht zu Lasten des Themas gehen. Zeitweise war ein echtes Gehetze. Redner sollten soviel Zeit bekommen, wie Sie brauchen! Das ewige Pochen auf die Uhr verunsichtert die Sprecher und nervt das Publikum.
    Einfach 20% mehr Zeit einplanen, seis drum, wenn am Ende ein Loch entsteht.

    (4) Das „Bündnis gegen Kapitalismus“ nervt einfach nur. Es wird provoziert, es wird eine eigene Veranstaltung mit komplett anderen Inhalten gefahren. Beim Thema bleiben oder eigene Demo machen, meine Meinung. Der schwarze Block erzeugt ein falsches Bild unserer Mittel und Ziele, fällt immer(!) negativ in den Medien auf und im Nachhinein wird sich dann noch ordentlich bei Indymedia ausgeheult.

    Ansonsten – schöne Demo. Padeluun ist ein klasse Moderator, die Beiträge der Sprecher waren letztes Jahr aber besser ;)

  10. Ich fand die Demo war trotz der unangenehmen Begleiterscheinungen seitens der Berliner Polizei ein schönes, buntes, aufgelockertes und wichtiges Event.

    Hier einige Impressionen von der Demo: http://fsa2009.loercks.net/

    Und zudem noch eine Menge bekannter Gesichter getroffen. Wenn man sich schon kaum in zuhause trifft, dann wenigstens in Berlin ;-)

  11. Ich bin aus KA angereist, hätte mir mehr Teilnehmer gewünscht.

    Vor zwei Jahren war ich auch Teilnehmer, damals noch in Berlin lebend. Das damalige „gerenne“ vom SchwarzenBlock und auch das unerträgliche Getöse der Jung-Linken [solid] wollte ich mir nicht mehr geben.

    Keine Dogmen und keine Agitationen mehr. Dort werden Thesen mitpropagiert für die ich nicht stehe.

    Gleichwohl denke ich analoge Präsenz ist wichtig. Also bin ich dort gelaufen wo es cool, entspannt und freundlich war.

    Es gibt halt den Aufrufer. Und es gibt die Unterstützer.
    Und manche Unterstützer wollen mir immer etwas unterjubeln. Will ich gar nicht. Bleib ich halt lieber beim Aufrufer. Oder in ähnlichnaher Nähe.

    Grüße aus der Stadt des BVerfG

  12. Achso, und wegen des Musikteils am Schluss: Könnt ihr fürs nächste Mal bitte mal die Ärzte fragen? Die Toten Hosen? Wir sind Helden? Reamonn? Die Fanta4? Fettes Brot?

    Mono&Nikitaman können auch gerne wieder kommen, aber ich denke, bekanntere Unterstützer als Auftritt nach der Demo würden der Bewegung sehr gut tun. Und ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die ebengenannten allesamt absagen würden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.