Der Running-Gag des letzten Jahrzehnts ist wieder da: Britisches Innenministerium will die Herausgabe von Krypto-Schlüsseln erzwingen. Mal schauen, wie lange es dauert, bis Schäuble und Beckstein ähnliches fordern.
Das Britische Home Office drängt im Parlament auf die Umsetzung des im Jahr 2000 erlassenen Regulation of Investigatory Powers Act (RIPA). Strafverfolgungsbehörden sollen dadurch die Herausgabe von Passwörtern und Krypto-Schlüsseln unter Androhung von bis zu zweijährigen Haftstrafen erzwingen können. Begründet wird die Forderung nach einem Bericht des Online-Magazins ZDNews UK mit der zunehmenden Verbreitung von Festplattenverschlüsselung, insbesondere als Standard-Feature künftiger Betriebssysteme. Ermittlungen könnten dadurch erschwert werden, dass Verdächtige die Codes für verschlüsselte Daten auf beschlagnahmten Computern nicht herausgeben oder vorgeben, notwendige Passwörter vergessen zu haben.
Konsequent müsste man eigentlich fordern, dass alle Haus- und Wohnungsbesitzer bitte einen Nachschlüssel bei der örtlichen Polizei abgeben. Könnte ja sein, dass irgendwie dort mal Terroristen wohnen.
Neinein, das siehst Du falsch. es geht hier nicht in erster Linie um den "Krieg gegen den Terror" sondern um Ermittlungen in Strafsachen Allgemein.
Problematisch ist bei der ganzen Geschichte wieder einmal, das damit die allenthalben propagierte Sicherheit im Internet durch Kryptographie ad absurdum geführt wird.
Mich beängstigt bei solchen Sachen immer wieder, wer wohl den längeren Atem haben wird. Gegner oder Befürworter.
Es ist schon ermüdend jedesmal auf’s neue die untauglichkeit solcher Maßnahmen erklären zu müssen.
Thomas hat recht, wenn er meint, es geht um die Ermittlung und Strafverfolgung im Allgemeinen.
Die Analogie zwischen der Herausgabe von Verschlüsselungsschlüsseln und Hausschlüsseln hinkt jedoch deutlich. Während sich wahrscheinlich jedes Haus gewaltsam und überaus einfach auch ohne Schlüssel öffnen läßt, ist dies mit einem Kryptoschlüssel nicht möglich. Akzeptiert man die Annahme, daß übliche Verschlüsselungsverfahren sicher sind und wenn überhaupt nur mit erheblichem Aufwand zu brechen sind, kann ich verstehen, daß Sicherheitsbehörden eine wirksame Arbeit gefährdet sehen.
Nichtsdestotrotz erscheint auch mir die obengenannte Regelung eher wirkungslos.
Vielleicht weiß hier ja jemand über die Erfahrungen der Franzosen mit solchen Regelungen zu berichten. Dort gibt es doch, soweit ich mich entsinne, soetwas.
Das mit der Haustür ist ein schiefer Vergleich, es sei denn man baut sich eine Haustür, die selbst mit allen Wasserstoffbombem der Erde nicht knackbar wäre.
Was nicht heißt, dass ich diese Forderung begrüße, ganz im Gegenteil.