Astroturfing mit der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn hat im Jahre 2007 Astroturfing finanziert, um eine gesteigerte Akzeptanz ihrer Teil-Privatisierung in der Öffentlichkeit zu erreichen. Das ist jetzt durch Lobbycontrol enthüllt worden. Interessant ist der Vorwurf, dass der „Think-Tank“ berlinpolis als Dienstleister für die Lobby-Agentur „European Public Policy Advisers GmbH“ (EPPA) daran beteiligt war, dies aber abstreitet.

Aus der Meldung von Lobbycontrol: LobbyControl enthüllt verdeckte PR-Aktivitäten der Deutschen Bahn.

Berlinpolis griff 2007 massiv in die Debatte um die Bahnprivatisierung ein – ebenso in den Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Insbesondere publizierte die Denkfabrik mehrere Meinungsumfragen zur Bahnprivatisierung und zum GDL-Streik, die zu bahnfreundlichen Ergebnissen führten und so in den Medien aufgegriffen wurden. Auch Bundesverkehrsminister Tiefensee wurde 2007 in verschiedene Aktivitäten der Denkfabrik eingebunden, so durch ein Vorwort für die Berlinpolis-Publikation “Die Zukunft der Mobilität – Herausforderungen und Perspektiven für den Verkehr von morgen” oder ein Referat von Tiefensee zur Bahnprivatisierung beim „1. Deutschen Public Sector Summit“, der 2007 von Berlinpolis mit der MM1 Consulting and Management veranstaltet wurde. Berlinpolis hat in der Vergangenheit immer Beziehungen zur Deutschen Bahn AG bestritten. Auf die jüngste schriftliche Anfrage von LobbyControl verweigerte Berlinpolis die Antwort. EPPA reagierte nicht auf eine parallele Anfrage.

Die Bahn bestätigte die Finanzierung von sogenannten „No badge-Aktivitäten“, das sind „Öffentlichkeitsmaßnahmen wie Meinungsumfragen, Leserbriefe, Beiträge in Online-Foren, vorproduzierte Medienbeiträge und Blog-Beiträge, bei denen Urheber oder Auftraggeber nicht erkennbar sind“. Dazu gab es mit der Webseite Meinebahndeinebahn.de (nicht mehr aktiv, aber bei archive.org) 2007 plötzlich eine vermeintliche Bürgerinitiative, die pro Bahnprivatisierung auftrat.

Die Wikipedia-Seite von berlinpolis könnte auch mal etwas aktualisiert werden.

10 Ergänzungen

  1. Das kennen wir ja schon zur Genüge von Zensursula. Wen wundert es da, dass auch Andere in regierungsnahen Kreisen zu solchen Methoden greifen.

  2. So so die Freunde von Berlinpolis,machen sowas auch! Mich schon immer gefragt was die so machen, das ganze Jahr über.Zumal dort ja Leute mit Namen sind, die kein Schall und Rauch sind!

    Immerhin verleihen die ja groß auch den Redner und Dialogpreis jedes Jahr! Um sowas so zutun, braucht ma schon so ein Handling!

    Und so schliessen sich mir die Kreise, wer mit wem in Berlin an der politischen Zufälligkeiten im Hintergrund strickt. Ich kenne sie alle!Hübsch!

  3. Der neue Bahnchef Rüdiger Grube macht es richtig, wenn er zum jetzigen Zeitpunkt all diese Machenschaften öffentlich anspricht. Auch offensive Selbstanklagen können aber den Schaden so schnell nicht mildern. Die DB wird noch auf Jahre hinaus das absolute Negativbeispiel in Sachen PR bleiben. Sicher versuchen viele Unternehmen Ähnliches. Insofern ist es gut, wenn dieser Fall nun zeigt, wie blamabel sich ein Unternehmen brüskiert, wenn es sich einer derart unsauberen PR bedient.

    Godwi

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