Die Gewerkschaft ver.di ruft Mitarbeitende mehrerer Versandzentren des Online-Händlers Amazon zum Streik auf. Am heutigen 7. März, dem Equal Pay Day, sowie am 8. März, dem Internationalen Frauentag, sollen die Beschäftigten von Amazon an den Standorten Rheinberg, Werne, Koblenz, Leipzig und an zwei Standorten in Bad Hersfeld ihre Arbeit niederlegen.
Auf der Forderungsliste der Gewerkschaft stehen die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels durch Amazon sowie ein Tarifvertrag für „Gute und Gesunde Arbeit“.
Algorithmen im Mittelpunkt der Forderungen
In der Kritik stehen von Amazon eingesetzte Algorithmen, die laut ver.di über das Arbeitspensum bestimmen. Diese Algorithmen würden jedoch keine Rücksicht auf die Hintergründe der Angestellten nehmen, was zu Stress und ungerechten Arbeitsbedingungen führen könne. „Das macht krank und trifft besonders solche Beschäftigten, die neben der Arbeit bei Amazon weiteren Belastungen ausgesetzt sind. Das sind besonders oft Frauen, zum Beispiel alleinerziehende Mütter“, erläutert die ver.di-Streikleiterin Mechthild Middeke in einer Pressemitteilung.
Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa ging Amazon auf diese Kritik nicht ein. Ein Unternehmenssprecher erklärte, die Gehälter seien bei Amazon für alle gleich und unabhängig vom Geschlecht. Zudem hätte es im Sommer eine Gehaltserhöhung für alle Logistikmitarbeiter:innen gegeben, die nun „mindestens 12 Euro brutto pro Stunde plus Extras“ verdienen würden. Das entspricht etwa dem von der Ampel-Regierung geplanten Mindestlohn, der in diesem Jahr auf 12 Euro steigen soll.
Wiederkehrende Streiks bei Amazon
Bereits in der Vergangenheit wurde Amazon in Deutschland von Mitarbeitenden bestreikt: auch hierbei ging es um die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels. Aber auch die Arbeitsbedingungen und Überwachung der Beschäftigten durch Amazon standen in der Kritik.
Beim aktuellen Streik richtet ver.di die Aufmerksamkeit auf die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern bei nicht-tarifgebundenen Unternehmen. Streikleiterin Mechthild Middeke betont, dass Frauen in Deutschland auch aktuell noch 18% weniger Lohn verdienen als Männer. Diese Lohnlücke sei bei nicht-tarifgebundenen Unternehmen sogar noch größer. Somit will die Gewerkschaft den Equal Pay Day und den Internationalen Frauentag nutzen, um auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen: „Das zeigt, dass unser Kampf um Tarifverträge bei Amazon auch ein Kampf um die Gleichberechtigung von Frauen ist. Deshalb ist der Internationale Frauentag für uns diesmal ein Streiktag!“, so Middeke.
Der blinde Glaube an bzw. die Herschaft durch irgendeinen „Algorithmus“ kann auch für Kunden sehr (sehr!) ärgerlich werden. Denn wenn es um Kunden-Retouren bzw. Rückerstattungen geht ist es Amazon vollkommen egal, ob der Kunde sein Widerrufrecht ausübt („missbraucht“), oder ob ein Fehler/Schaden/Falschlieferung vorlag den Amazon verursacht hat – der Amazon-Algorithmus behandelt alles gleich! Alles wird potentiell zum Nachteil des/der Kunden/Kundin gewertet.
Das musste eine Bekannte von mir im letzten Jahr erfahren: nachdem sie 3 teure Bestellungen hinterander – völlig zu recht! – reklamiert hatte bekam sie die gefürchtete „ofm“-Email die als Vorstufe zur Kündigung des Amazon-Kontos gilt. Gegenwehr ist praktisch unmöglich.
Warum ist das denn ein alleiniges Problem bei Amazon? Es gibt viele Unternehmen, die über Arbeitnehmerüberlassungsfirmen (früher: Zeitarbeit), die Tarife drücken wollen und dort gibt es noch immer tarifliche Unterschiede bei Männer und Frauen, je nach Einsatzgebiet natürlich. Das eigentliche Problem bei Amazon ist, das wenn sie über externe Lieferfuhrunternehmen liefern lassen, die nicht ungedingt Tariflöhne einhalten müssen oder wollen, das dadurch Amazon die Schuld dafür gegeben wird. Jedoch werden diese Unternehmen auch gerne von anderen Versandunternehmen gern in Anspruch genommen, aber dort wird es weniger beanstandet, weil die Umsätze weit unter denen von Amazon liegen.
Amazon beutet aus:
* Zuliefer:innen
* Kund:innen
* Mitarbeiter:innen
Wäre es nicht an der Zeit, einfach nicht mehr dort einzukaufen?
Inwiefern beutet Amazon Zuliefer:innen aus? Es ist doch eine Plattform für viele kleinere Unternehmungen, die wiederum ihre eigenen zuliefernde Firmen haben, Amazon vermittelt im Prinzip nur zwische Handel und Kaufenden in diesem Fall.
Ähnliches kann man beim Ausbeuten von Kund:innen in Frage stellen. Wie soll denn Amazon seine kaufende Kundschaft ausbeuten? Indem sie einen einzigartigen Kundenservice bieten oder Waren anbieten, die man sonst nirgends findet?
Bei Mitarbeitenden könnte man teilweise zustimmen, aber nur wenn es um Auslieferfahrer geht, die von Drittfirmen in Anspruch genommen werden. Aber selbst da dürfte Amazon kaum Einfluß auf die Bezahlung haben, weil diese eigenständig sind und ihre eigene Bezahlung selbst festlegen, was aber durch deren Tricksereien, dem Mindestlohn zuwiderläuft.