Aktuell läuft in London eine weitere Anhörung vor Gericht bezüglich der Auslieferung von Julian Assange nach Schweden. Verschiedene Journalisten berichten live von vor Ort. Tina Pickhardt hatte bereits beid er letzten Verhandlung eine Twitter-Liste von dort berichtenden Journalisten angelegt, die immer noch prima funktioniert.
Auf deutsch berichtet Marcel Rosenbach vom Spiegel unter @marcelrosenbach.
Bitte nennt das Ding nicht „Prozess“, wenn es eine Anhörung ist. Ich dachte kurz, ich hätte die halbe Geschichte verpasst und JA wäre schon ausgeliefert. Solche Skandalüberschriften tun euch nicht gut.
@Oni: Stimmt, aber a) war mir das eben nicht so geläufig, was genau da gerade in London passiert und b) sind die verlinkten Journalisten wohl auch beim anschließenden Prozess dabei.
Ergänzend dazu bietet der Guardian mal wieder einen Liveblog: http://www.guardian.co.uk/media/blog/2011/feb/07/assange-extradition-hearing
Bitte beachten: Liveberichterstatter machen eine Menge Fehler. Das fängt an bei angeblichen „prison guards“ im Gerichtssaal, geht über die falsche Schreibung ungefähr jeden Namens bis hin zu grundsätzlichen Missverständnissen zum Rechtsstaat. So war von vorneherein klar, dass Assange in Schweden natürlich als Beschuldigter und nicht etwa als Zeuge vernommen werden soll – der Spiegel-Redakteur verkaufte dies jedoch als Neuigkeit.
Zudem: live lassen sich nur die Standpunkte der Parteien abbilden, nicht der Kontext. So steht zwar das Recht auf einen öffentlichen Prozess in der Europäischen Menschenrechtskonvention, aber eben auch eine Ausnahmebestimmung:
@Torsten (3):
Man durfte es sicher vermuten — aber inwieweit soll das ein unumstößlicher Fakt gewesen sein?
Name: Gegenfrage: wie kann man etwas anderes vermuten? Assange war und ist Beschuldigter in einem Ermittlungsverfahren. Die Staatsanwaltschaft will ihn in dieser Sache vernehmen.
Ich bin nicht firm im schwedischen recht, aber in allen Rechtsstaaten, die ich kenne, wird sehr genau zwischen „Zeuge“ und „Beschuldigter“ unterschieden. Beschuldigte als Zeugen zu vernehmen wäre ein grober Verstoß gegen Rechtsstaatliche Prinzipien, da Beschuldigte Rechte haben, die Zeugen nicht haben.
markus: der Prozess in Schweden wird wohl nicht ganz für Journalisten zugänglich sein.
„Beim anschließenden Prozess“ ist für mich eine weitere Ungenauigkeit. Zunächst einmal wird Assange beschuldigt und soll angehört werden, dann muss entschieden werden, ob in der Sache Anklage erhoben wird. Wenn es zu diesem Prozess kommt, ist nach Durchsicht der 100 Seiten Anhörungen der beiden Frauen (Cryptome) damit zu rechnen, dass die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird. Bei der heutigen Anhörung hat mich amüsiert, wie aggressiv die Kronanwältin das von der Verteidigung gezeichnete Bild eines feministisch-stalinistischen Schwedens unter Beschuss nahm.
(tippfehlerkorrigierter kommentar, du kannst das erste weiter oben bei der moderation gerne löschen)
—
eine zusammenstellung relevanter journi-stimmen aus dem gerichtssaal ist hier zu finden
http://storify.com/wikinews030/assange-hearing-day-1-feb-7th-2011
(von gestern, mit ersten medienlinks, teilw. während der anhörung schon fertig)
die heutige sammlung ist bald ebenfalls zu erklicken.
—
wer sich aber ansonsten für das twitter-geschehen rund um wikileaks interessiert, hier ein paar vorschläge:
http://storify.com/wikinews030/wlquest – sammlung von fragen zum ersten roundtable (WL hatte angekündigt, nun ungefiltert direkt auf fragen aus dem netz zu antworten)
http://storify.com/wikinews030/wlquest-nr-1-reactions – reaktionen (ohne entschuldigung oder erklärung erfolgte am 6.2. die veröffentlichung eines ersten “antwort”-videos – 5 tage später als angekündigt. in bester kai-BILD-manier werden unangenehme fragen schlicht ignoriert, statt dessen erfahren fragen wie “was ist mit UFOs” besondere aufmerksamkeit. und natürlich ein spendenaufruf. wer sich gerne veräppeln lassen möchte, dem ist das erste roundtable-video wärmstens ans herz zu legen.
http://storify.com/wikinews030/wlquest-nr-2-sample-2 – zweite fragensammlung