Dieser Auszug stammt aus dem bei Rowohlt erschienen Buch „Porno – eine unverschämte Analyse“ von Madita Oeming, mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autorin. Die unabhängige Pornowissenschaftlerin forscht, lehrt, referiert, diskutiert und publiziert aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. Als sex-positive Feministin und Lustaktivistin versteht sie sich als Brückenbauerin zwischen Academia, Pornoindustrie und breiter Öffentlichkeit.
Die Diskussion um feministischen Porno kreist bis heute viel zu sehr um die Inhalte, also die Bilder selbst, statt um die zentralere Frage, wie diese Bilder gemacht wurden. [1] Das einzige Kriterium, das in meinen Augen auf dem Bildschirm zentral für einen feministischen Ansatz ist, ist Diversität – also die Vielfalt der Performenden.
Ein intersektionaler Blick auf Unterdrückungsmechanismen fehlte lange in der dominant weißen und cis-geschlechtlichen feministischen Pornobewegung. So besteht auch ein Großteil der von ihr produzierten Darstellungen trotzdem aus hetero Sex zwischen weißen, normschönen Menschen unter 40 und ohne sichtbare Behinderungen. Die präsentere Körperbehaarung und gelegentlich aufblitzenden Dehnungsstreifen können das nicht verdecken. Hier ist noch viel Luft nach oben.
Das wichtigste Kriterium für feministische Pornos ist aber weniger auf dem Bildschirm als hinter der Kamera zu finden: dass sie fair produziert werden, dass Wert auf Consent, Hygiene und Sicherheit am Set gelegt wird, es ein gründliches STI-Testprotokoll gibt, dass Praktiken vor dem Dreh abgesprochen und vertraglich festgehalten werden, dass es beim Dreh Snacks, genügend Wasser, Gleitgel, Check-ins, Pausen gibt und nach dem Dreh Aftercare. Und dass alle fair und transparent bezahlt werden. [2]
„Pauschale Verteufelung von Mainstreampornos“
FemPorn-Produktionen sind oft deutlich schlechter bezahlt als große Studioproduktionen, weil es sich um kleinere, unabhängige, oft politische Herzensprojekte handelt. Immer wieder höre ich auch, dass feministische Produktionen ihre Performenden bewusst gar nicht bezahlen, um vollständige Freiwilligkeit zu garantieren. Was es mit Feminismus zu tun haben soll, Menschen nicht für ihre Arbeit zu bezahlen, ist mir persönlich schleierhaft. Das Mitwirken bei diesen Projekten wird so jedenfalls zum Privileg. Feministischen Porno zu machen, muss man sich leisten können. Auch, ihn zu konsumieren! Denn ein zentraler Aspekt feministischer Pornos ist, dass wir für sie bezahlen müssen. Es sollte allen einleuchten, dass ein gutes Produkt, das nicht auf Ausbeutung beruht, auch etwas kostet.
Die Standards, die wir auf andere Konsumgüter wie Lebensmittel oder Kleidung anwenden, sollten wir uns auch für Pornos angewöhnen: Kritisch hinterfragen, wo das Produkt herkommt, das ich kaufe, und mich fragen, ob ich die Firma, die dahinter steht, mit meinem Geld unterstützen möchte. Die Konsummacht, über die wir als Pornonutzer*innen verfügen, wird in der öffentlichen Unterhaltung permanent ausgeklammert. Dabei ist sie ein entscheidender Schlüssel dafür, die Pornoindustrie besser zu machen und auch unser Verhältnis zu Pornos zu verändern.
Um diesem Fokus auf die Produktions- und Arbeitsbedingungen feministischer Pornos Rechnung zu tragen, wird vermehrt auch der Begriff des „ethischen Pornos“ oder „Fair Porn“ verwendet. Das finde ich grundsätzlich begrüßenswert, muss aber insofern vorsichtig verwendet werden, als dass es schnell suggeriert, dass es bei Mainstreamproduktionen keine ethischen Sets gäbe. Das stimmt nicht. Genauso wenig ist es zutreffend, dass im Mainstreambereich keine feministischen Elemente oder Akteur*innen zu finden wären. Die in den letzten Jahren zu beobachtende Hierarchisierung von Pornoproduktionen anhand fragwürdiger Kriterien und die pauschale Verteufelung von Mainstreampornos ist kontraproduktiv.
Frauen als Pornosubjekt
Einer der Hauptanklagepunkte gegenüber Pornos ist die Objektifizierung von Frauen. Sie wird mit großer Selbstverständlichkeit als gegeben angenommen, aber fast nie an konkreten Aspekten festgemacht. Manchmal ist die Rede von Fragmentierung, also die nicht ganzheitliche Darstellung von Frauenkörpern, die „mittels der bildlichen Zerstückelung“ auf „ihre Geschlechtsorgane reduziert und somit ihrer Subjektivität beraubt“ werden. [3]
Das mag zwar stimmen, trifft aber in noch viel stärkerem Ausmaß auf Männerkörper zu. Denn „der pornografisierte Mann erschöpft sich exklusiv als Schwanz„. [4] Im Gegensatz zu den Frauen wird nicht einmal ihr Gesicht gezeigt, nicht ihre Füße oder ihr Po, nur ihr erigierter Penis. Frauen und Männer werden von der pornografischen Bildsprache gleichermaßen entsubjektiviert. [5] Wie Roger Willemsen es formuliert, „nennt man die Pornographie also besser nicht frauenfeindlich, sondern schlicht misanthropisch“. [6] So schwarz würde ich es nicht sehen, aber der springende Punkt ist der geschlechterübergreifende Objektstatus. Wie kommt es, dass wir ihn im Porno beim Mann so viel willentlicher übersehen?
Dazu ein kurzes Gedankenspiel: Wenn wir ein Bild von einem nackten Mann sehen, der von sechs nackten Frauen umgeben im Bett liegt, was ist unser erster Gedanke? Hat der es gut, der wird von den ganzen Frauen verwöhnt! Tauschen wir die Geschlechter: Wir sehen eine nackte Frau umgeben von sechs nackten Männern. Was denken viele als Erstes? Oh Gott, die Arme wird von den ganzen Männern benutzt! Die Idee, dass Sex etwas ist, was Männer wollen und Frauen ihnen geben, ist derart verankert in unseren Köpfen, dass wir in einer Frau, die Sex hat, automatisch eine passive statt eine selbstbestimmte Frau sehen – ein Objekt, statt ein Subjekt.
Nach 200 Jahren systematischer Unterdrückung und Unsichtbarmachung weiblicher Lust ist das auch kein Wunder. Selbst im Umgang mit Sexarbeiter*innen wird das deutlich. Pornodarstellerinnen werden ständig gefragt, was ihnen denn zugestoßen sei, dass sie Pornos drehen müssten, wer sie traumatisiert habe oder sie dazu zwinge. So schwer fällt es uns, ihnen Freiwilligkeit zuzugestehen. Pornodarsteller hingegen? Bekommen einen High five, weil sie den vermeintlichen Traumjob eines jeden Mannes haben, die ja sowieso immer Sex wollen.
„Mein Feminismus bevormundet mich nicht“
Wir stecken in unserer Bewertung so dermaßen in Genderstereotypen fest, dass wir bis heute nicht zwischen Sex und Sexismus unterscheiden können. Die Redeanteile von Frauen im Mainstreamporno sind höher als die von Männern, und sie initiieren fast doppelt so häufig den Sex. [7] Keine stummen passiven Objekte also. Trotzdem würden viele auch diese Szenen als objektifizierend einordnen, nur weil beispielsweise Analsex oder Blowjobs gezeigt werden. Aber das sind keine in sich objektifizierenden Praktiken.
Nicht alles, was einem Penis Lust bereitet, ist automatisch anti-feministisch. Keine sexuelle Praxis ist in sich anti-feministisch. Und ja, die Menschen, mit denen wir Sex haben, sind in dem Moment „Objekt“ unserer Begierde, aber das ist nicht per se abwertend – und weder pornospezifisch noch genderspezifisch. Damit mich niemand falsch versteht: Natürlich sehen wir Sexismus im Porno. Pornos sind schließlich Produkt einer sexistischen Gesellschaft. Aber manchmal sind es auch weniger die Bilder selbst, die sexistisch sind, sondern vielmehr die Brille, durch die wir sie ansehen. Häufig sind wir es selbst, die Frauen nicht aus ihrem Objektstatus entkommen lassen. Wir müssen lernen, in sexuell agierenden Frauen Subjekte zu sehen. Frauen im Porno, Frauen hinter der Pornokamera sowie Frauen vor dem Pornobildschirm können Subjekte sein und sind es auch.
Für mich persönlich waren (verschiedene Arten von!) Pornos ein elementarer Teil meiner feministischen Erweckung. Nicht im Widerstand gegen sie, sondern im Lernen von ihnen, im Darüber-Nachdenken, im Mich-ihnen-Öffnen. Die unersättlich sexhungrigen, immergeilen Frauen in Pornos, die von so vielen feministischen Stimmen als manifestierte Männerfantasien problematisiert werden, sind in meinen Augen gerade ein notwendiger Bruch mit der anständigen Frau, die nur für romantische Zwecke Sex haben will und darf. Sie haben mich befreit.
Ich habe von Frauen in Pornos gelernt, mir meine Lust zu erlauben – etwas, was mir die Gesellschaft nie beigebracht hat. Ein Feminismus, der mich dieser Erfahrung berauben will, der mir beim Erkunden und Ausleben meiner eigenen Sexualität im Weg steht, ist nicht mein Feminismus. Mein Feminismus bevormundet mich nicht und will mich nicht beschützen. Er ermutigt und ermächtigt mich dazu, selbstbestimmt zu entscheiden. My body, my choice! Warum sollte das für Abtreibung gelten, aber nicht auch für Sexarbeit, Masturbationsgewohnheiten und sexuelle Vorlieben? Ich brauche keinen Feminismus, der mir vorschreibt, wie ich Sex (mit mir) haben darf. Das tut das Patriarchat seit Hunderten von Jahren. Um es mit Gayle Rubins weisen Worten zu sagen: „Ich bin nicht Teil dieser Bewegung geworden, um mir sagen zu lassen, wie ich ein gutes Mädchen bin.“ [8] Amen!
[…]
Sind wir nicht alle ein bisschen pervers?
Jemand sagte mal: Wer Pornos kritisiert, „fürchtet sich nicht vor der Pornografie, sondern vor sich selbst“. [9] Da ist was dran. Wir begegnen uns im Porno nicht nur im Sinne einer lustvollen Identifikationsfläche, sondern auch im Sinne unserer verborgensten, unangenehmsten Wünsche. Unserer Sehnsucht nach Erniedrigung oder Macht, unseren rassistischen oder sexistischen Fantasien, den schwierigen, manchmal hässlichen Seiten unseres Begehrens. Freud würde vermutlich sagen: unserem „Es“! Ich bin ja bei allem, was mit Sex zu tun hat, kein sonderlicher Fan von ihm, aber sein Modell der menschlichen Psyche finde ich hilfreich.
Demzufolge ist das Es „der dunkle, unzugängliche Teil unserer Persönlichkeit“ – ein „Kessel voll brodelnder Erregung“. [10] Dort regieren die Triebe, vor allem die Libido, und es folgt uneingeschränkt dem „Lustprinzip“. Das Es „kennt keine Wertungen, kein Gut und Böse“. Im Gegensatz zu ihm steht das „Ich“ als kontrollierende Instanz. Es folgt rational dem „Realitätsprinzip“ und bestimmt unser bewusstes Handeln, indem es versucht, sich gegen das Es durchzusetzen. Das Ich muss sich wiederum der Bewertung durch das „Über-Ich“ aussetzen: unser Gewissen. Die elterliche Verbotsinstanz, so Freud, wird internalisiert als beobachtender, mahnender strafender Teil unserer Persönlichkeit. Das Über-Ich folgt einem strengen moralischen Maßstab, Werten und Normen. Einfach gesagt: Wenn das Es einen Inzest-Porno sehen will, versucht das Ich uns davon abzuhalten, und wenn wir es dennoch tun, hebt das Über-Ich den moralischen Zeigefinger. Ergo: Wir fühlen uns schuldig.
Mir hilft dieses Bild in Momenten, in denen mich ein schlechtes Gewissen überkommt. Ich stell mir oft vor, wie mein Es, mein Ich und mein Über-Ich beim Pornogucken miteinander streiten, und muss schmunzeln. Die Sache mit dem skrupellosen Es-Lustmolch ist, dass er im Unbewussten lebt, wir ihn zu verdrängen gelernt haben und selten mit ihm konfrontiert werden. Im Porno aber schaut uns das Es gnadenlos ins Gesicht. Das kann überfordernd sein.
In einer Umfrage berichten junge Erwachsene, dass sie das Gefühl haben, im Porno Grenzen zu überschreiten, die sie in ihrer gelebten Sexualität ziehen: „Ich würde das im echten Leben nie tun.“ [11] Die Tatsache, dass sie im Porno von etwas erregt werden, das sie in der Realität als falsch bewerten, löst Schuldgefühle bei ihnen aus.
Dabei ist das überhaupt nicht ungewöhnlich. Die Forschung zeigt, „dass sexuelle Fantasien von Menschen aller Geschlechter ganz oft alltagsfern, normverletzend, gewalthaltig und politisch inkorrekt sind. [12] Uns erregen dabei oft Dinge, die wir nicht erleben möchten. „Das Imaginäre der Pornographie liegt gerade in jenem Reich der Wünsche, die mehr gewünscht als gelebt werden wollen.“ [13] Sowohl die Angst vor bestimmten Dingen als auch der Tabubruch mancher Szenarien sind dabei sexuell aufgeladen. Das bedeutet auch: Es sind nicht verschwörerische Pornoproduzent*innen, die sich im stillen Kämmerlein zweifelhafte Sexszenarien ausdenken, von denen dann unsere ach so reinen Fantasiewelten korrumpiert und beschmutzt werden. Pornos gestalten sich so, wie sie es tun, weil Menschen das sehen wollen!
„Wie funktionieren meine sexuellen Fantasien?“
Damit will ich nicht leugnen, dass ein Wechselspiel existiert. Unsere Sehwünsche können von Pornotrends beeinflusst oder von Pornoseitenalgorithmen gelenkt werden und Pornhub-Kategorien sich als Wahrnehmungsschubladen einschleichen. Aber grundsätzlich sind Pornos exakt so problematisch, und auch so vielfältig, wie wir es sind. Zu denken, unser eigenes Kopfkino sei weniger grenzwertig als das, was in Pornos zu sehen ist, ist naiv. Ich spreche sicherlich nicht nur für mich, wenn ich sage, dass die mit Abstand abgefucktesten Pornos in meiner Fantasie entstehen!
Statt mit Pornos müssen wir also, wenn überhaupt, mit uns selbst ins Gericht gehen. Dabei aber bitte Nachsicht mit uns walten lassen. Das soll nicht heißen, dass wir unsere Pornopräferenzen nicht kritisch reflektieren sollten. Im Gegenteil. Aber uns allen ist geholfen, wenn wir dabei, wie meine Therapeutin sagen würde, nicht sofort in die Wertung gehen. Wir tragen keine Schuld für die Fantasien, die wir haben, und sie machen uns nicht zu schlechten Menschen.
Selbstverurteilung ist fehl am Platz, Selbstreflexion aber nicht. Ich halte es für wertvoll, einen Schritt zurückzutreten, unsere Pornofantasien zum Analyseobjekt zu machen und uns zu fragen: Wie funktionieren meine sexuellen Fantasien? Worauf springe ich an? War das schon immer so? Mit welchen Fantasien fühle ich mich unwohl? Liegt das daran, dass ich sie moralisch verurteile oder weil sie mir Sorgen bereiten? Zeigen sich darin vielleicht unbearbeitete Themen? Erregt mich beispielsweise die Erniedrigung im Porno als Machtspiel oder aus Selbstwertkonflikten heraus?
Haben manche Fantasien lebensgeschichtliche, womöglich traumatische, Wurzeln? Und retraumatisiere ich mich dann jedes Mal mit entsprechenden Inhalten oder finde ich darin ein heilsames Ventil? Erregen mich problematische, wie rassistische oder sexistische, Inhalte gerade, weil sie meinen eigenen Werten so fundamental widersprechen? Oder teile ich diese menschenverachtenden Werte vielmehr und gebe mich ihnen im Porno unverfroren hin? Übertrage ich das Gesehene auf Menschen, denen ich in der realen Welt begegne? Fetischisiere ich sie? Und das Wichtigste: Wie geht es mir mit meinen Fantasien? Ist das Schamgefühl größer als die Lust? Sollte ich bestimmten Inhalten aus dem Weg gehen, um achtsam mit mir zu sein?
Spoiler Alert: Diese Fragen zu beantworten, ist sauschwierig und bedarf unter Umständen vieler Jahre Therapiearbeit. Sie sich aber überhaupt erst mal zu stellen, ist schon mehr, als die meisten von uns je an Pornoreflexion praktiziert haben.
Mich hat neulich jemand gefragt, wie ich es denn geschafft hätte, diese Scham vor dem Sprechen über Pornos und für meine eigene Pornonutzung hinter mir zu lassen. Die ehrliche Antwort lautet: noch gar nicht! Auch für mich ist das alles ein anhaltender Lernprozess. Sich von alten Mustern, stereotypen Geschlechterrollen und tiefsitzenden ungeschriebenen kulturellen Gesetzen zu lösen, braucht Zeit. Aber Stück für Stück bewerte ich mich selbst immer ein bisschen weniger für meine sexuellen Fantasien, erlaube mir meine Lust immer ein bisschen mehr und werde so Tag für Tag etwas freier. Das wünsche ich uns allen.
Fußnoten
[1] Dies ist ein Buch übers PornoGUCKEN – für eines zum Thema PornoMACHEN siehe: Paulita Pappel: Pornopositiv (2023).
[2] An vereinheitlichten Standards für Pornodrehs arbeitet derzeit der FSC Europe, siehe: http://freespeechcoalition.eu.
[3] Cornell, Drucilla (1995): Die Versuchung der Pornographie. Suhrkamp, S.45.
[4] Faulstich, Werner (1994): Die Kultur der Pornographie. Wissenschaftler-Verlag, S. 258.
[5] Marko, Georg (2008): Penetrating Language: A Critical Discourse Analysis of Pornography. Narr Verlag.
[6] Willemsen, Roger (1997) Über das Obszöne, in: Vinken, Barbara (Hg.): Die nackte Wahrheit. Zur Pornographie und zur Rolle des Obszönen in der Gegenwart. dtv, S. 138.
[7] McKee, Alan, et al. (2008): The Porn Report. Melbourne UP, S. 58ff.
[8] Rubin, Gayle (2011): Deviations. Duke UP, S. 127.
[9] Frings, Matthias (1986): Warum ich Porno prima finde, in: Grimme, Matthias T.J. (Hg.): Käufliche Träume: Erfahrungen mit Pornografie. Rowohlt.
[10] Diese und alle nachfolgenden Zitate von ihm stammen aus: Freud, Sigmund (1991 [1933]): Vorlesung 31: Die Zerlegung der Psychischen Persönlichkeit, in: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. S.60–82.
[11] Hedberg, Fredrika (2022): Digital natives’ experience of early and continuous exposure to pornography, Master’s Thesis Sociology. Lund University.
[12] Döring, Nicola (2022): Sex, Jugend und Pornografie, KJug, 67 (3), S.96.
[13] Koch, Gertrud, et al. (2016): Netzhautsex– Sehen als Akt, in: Koch, Getrud, et al.: Zwischen Raubtier und Chamäleon. Brill, S.245–255.
Als jemand mit proportionalem Zwergwuchs kann ich die Äußerungen hier leider nicht gleichermaßen empfinden. Es ist viel mehr Neid dabei als alles andere. Die Tatsache das mein Körper, aufgrund meines Zustandes, im pornografischem Kontext strafrechtlich Relevant ist verhindert jeglichen Gedanken an Lust sofort.
Die Demütigungen im Alltag abgesehen und die Angst von Menschen mich kennenzulernen, weil sie fürchten als Pädophile beschimpft zu werden. All das kann ich verstehen insb. wenn Fotos von mir mit einem Jahr bestraft werden, so dass Beziehungen immer auf Spannung sind. Ein ähnliches Paar bekam regelmäßig Besuch von der Polizei aufgrund v. Anzeigen.
Sich Erwachsen zu fühlen ist nicht ganz möglich. Nichtsdestotrotz bin ich froh positive Nachrichten zu lesen, auch wenn der Neid unvermeidbar ist.
Meine Schwester ist jetzt nicht Kleinwüchsig, aber sah für ihr Alter deutlich jünger aus als Gleichaltrige und hatte bis Ende 20 ähnliche Probleme. Sie wurde auf dem Weg zu einer Feier von der Polizei festgehalten und nach Hause gefahren. Haben sie wohl auf 14 geschätzt und sie hatte keine Papier dabei.
Wie man das Problem aber vermeiden kann ist mir nicht ganz klar insb. wenn selbst offizielle Lichtbildausweise angezweifelt werden. Wenn ich ehrlich bin dann würde ich auch übervorsichtig sein und den Zutritt verweigern. Das ist leider so und das wird sich auch nicht ändern selbst wenn das Alter stimmt. Diese Menschen, weil sie Erwachsen sind und auch Bedürfnisse haben oder ihre Hemmungen verlieren, sehr heikel sind für andere (Stichwort: Handyaufnahmen).
Sorry, aber kann das Problem wegen meiner Schwester auch irgendwo verstehen.
„Das ist leider so und das wird sich auch nicht ändern selbst wenn das Alter stimmt. “
Was ist das für ein Widerspruch! Wenn einerseits heute selbst im Netz alles mit Ausweis überprüft werden soll und andererseits Lichtbilder von Personalausweisen angezweifelt und somit Fälschungen unterstellt werden, nur weil ein kleinwüchsiger oder jünger aussehender Mensch nicht der Norm entspricht, dann kann irgendwas nicht stimmen!!
Es ist offensichtlich: Hier werden irgendwelche Menschen ausgegrenzt, nur weil man in Sachen angeblicher (Kinder-)Pornographiebekämpfung panisch und hysterisch alles und jedes als solche einstuft, was nichts, aber auch gar nichts damit zu tun hat.
Das ist rückschrittlich, menschenverachtend und darf nicht sein!!
Da hat der Kommentator aber recht. Das Bundesverfassungagericht hatte in solch einer Sache bereits entsprechend geurteilt. Die Strafbarkeit von Erwachsenen Personen, die Minderjährig aussehen wurde bejaht sofern sie kindlich aussehen (s. BVerfG
2 BvR 2369/08).
Der Strafrahmen ist aber etwas das ein normales Leben unmöglich macht und beanstandet werden kann, da es gleichgestellt ist mit echtem Missbrauch und es seit 2021 als Verbrechen gilt. Das macht nach dem Rechtsgut Prinzip keinen Sinn, da es kein Opfer gibt. Die Justiz muss hier verfolgen und urteilen. Eine Einstellung wegen Geringfügigkeit ist nicht möglich. Sie sind Opfer und Täter zugleich.
Keiner traut sich das wirklich anzusprechen. Es ist auch eine kleine Minderheit, die nicht beachtet wird. Wenn man bedenkt was eine Verurteilung in diesem Bereich zur Folge hat dann kann ich Betroffenen nur davon abzuraten erotische Bilder für den Partner anzufertigen. Menschen mit viel neotenischen Merkmalen erst recht.
Zum Kommentar von „Gesetz“:
Dass das Bundesverfassungsgericht in der Sache zu ungunsten dieser Gruppe geurteilt hat, heisst noch lange nicht, dass es sinnvoll und sozial ist, zumal die Betroffenen ihr Alter nachweisen können.
In den 50/60ern hatte das Verfassungsgericht grundsätzlich immer zu Lasten von Schwulen geurteilt; es hatte seine Rechtsauffassung damals aus einer Art „gesundem Volksempfinden“ bezogen (wie auch seinerzeit und noch lange danach die „BILD“ und ähnliche Blätter diesen völlig unsinnigen Begriff ebenso diskriminierend verwendet hatten).
Für diesen viel zu lange währenden Missgriff hat sich ein entsprechender Vertreter des höchsten deutschen Gerichts sogar in einer politischen TV-Diskussion vor ein paar Jahren entschuldigt.
Es ist an der Zeit, hier umzudenken, das Problem zu thematisieren und der obigen Personengruppe die gebotene Gleichberechtigung zukommen zu lassen!
@Robert
Das ist wahr, aber ich persönlich sehe da keine Chancen. Denn das würde zwangsläufig auch bedeuten das fotorealistische Inhalte aus der Strafbarkeit rücken müssten, da die gleiche Argumentation greifen kann (Verbot eines bestimmten Körperschematas ohne Opfer). Es wäre ebenfalls ein Wertungswiderspruch dies nicht zu tun.
Sie würden damit zwangsläufig auch die Möglichkeiten v. Pädophilen vergrößern, wenn Erwachsene mit entsprechendem Körper legal Pornographie verbreiten würden. Das kriegen sie niemals thematisch getrennt, da genau das hinzugezogenfühlen dieses Schemas die Definition v. Pädophilie erfüllt.
Das zeigen auch Gesetze wie §184l (Puppenverbot), wo begründet wird das Verkehr mir solchen Körpern gefährlich sei.
Können ja auch Puppen sein, die Kleinwüchsige darstellen? Sehen Sie was ich meine?
Es macht mich traurig, das zu lesen! Denn es zeigt (mal wieder), dass mit Undifferenziertheit, Vorurteilen und Nicht-genauem-Hinschauen Menschen das Leben zur Hölle gemacht wird. Erinnert mich an gottseidank längst vergangene Zeiten, in denen man als schwuler Mann ähnlich gebrandmarkt wurde.
Umso wichtiger ist es, dass gerade in den wieder zurückkehrenden sexualfeindlichen Zeiten Menschen wie Du sich zusammenschließen, auf die Straße gehen, sichtbar werden und dahin kommen, wo unsereins heute ist. Es kann lange dauern, aber es lohnt sich. Kommt zum nächsten CSD und seid sichtbar!
Brillante Analyse, die den Nagel auf den Kopf trifft und beweist, dass Pornographie weder etwas Schlechtes noch Unmoralisches ist, sondern Bestandteil unseres Menschseins!
Das sollten sich sowohl etliche Politiker als auch selbsternannte Medien- und Sittenwächter sehr genau durchlesen!
Zum Kommentar von „Ne“ etc.:
Grundsätzlich kann man so argumentieren, ein Bild einer Person mit fotorealistischen Inhalten gleichzusetzen. Entscheidend ist in diesem Fall aus meiner Sicht aber der personale, individuelle und (hinsichtlich des Alters) Bezug der Handlung einer erwachsenen Person zu einer anderen erwachsenen Person. Wenn eine kleinwüchsige Person ein Foto von sich (und nicht das einer anderen Person oder fotorealistische Darstellung) einer anderen Person schickt, ist das aus dem individuellen Wunsch des Kennenlernens heraus zu sehen und etwas anderes als neutrales pornographisches Material zu verbreiten. Ansonsten könnte man beim Sexting zwischen Jugendlichen genauso argumentieren. Ein Negieren dieses Aspektes unterstellt zweierlei Dinge:
1. Die Person, die von der kleinwüchsigen Person angeschrieben wird, muss pädophile Neigungen haben, da sie ansonsten kein Interesse an einem Kennenlernen haben dürfte. Die Frage ist aber, ob man beim Eingehen auf den Kontakt ein entsprechendes Interesse unterstellen kann oder ob nicht ganz andere Aspekte (wie z. B. Zuneigung, Sympathie, nicht-optische Charaktermerkmale usw.) für diese Person entscheidend sind und nicht der Kleinwuchs oder „jüngeres“ Aussehen.
2. Hier greift das Argument nicht, zwergwüchsige Personen könnten es pädophil veranlagten Personen „leichter“ machen, denn dazu müsste sie die Absicht haben, eine solche Person kennenzulernen bzw. deren Interesse an ihr für sich zu akzeptieren. Ob das der Fall ist, darf generalisierend nicht unterstellt werden.
3. Der Vergleich mit § 184 l hinkt, da der Kontaktwunsch der kleinwüchsigen Person von ihr selbst ausgeht und keineswegs (s. 1) auf andere Kleinwüchsige oder jünger Aussehende spezifiziert sein muss.
Insofern sehe ich juristisch Chancen, Menschen wie „Kangaroo“ ein selbstbestimmtes Leben mit sexuellen Kontakten zu ermöglichen. Die Gesetze müssen in diesem Punkt ausdifferenziert werden.
Die Definition von „Wirklichkeitsnah“ würde das nicht erlauben. Es geht wirklich nur um den Körper weshalb auch viele Erwachsene Darsteller juristische Probleme verursachen. Als Beispiel hier der bekannte Fall von Lupe Fuentes, welche mit 19 Jahren entsprechende Filme professionell hat anfertigen lassen und ein Konsument in Puerto Rico dann vor Gericht stand.
Die Verteidigung hat dann die besagte Frau einfliegen lassen und vor Gericht ihren Pass vorgezeigt um zu zeigen, das sie zum Zeitpunkt Volljährig war. Warum sollten solche Fälle jetzt gleichgestellt bleiben? Es geht im Kern ja darum, ob ein Kind missbraucht wurde und bei fiktiven, aber realistischen Inhalten ist es doch das gleiche?
Anonymous: Hier werden, wie schon ausgeführt, zwei unterschiedliche Sachverhalte vermengt, die primär nichts miteinander zu tun haben.
Der erste ist der Wunsch nach einem selbstbestimmten Sexualleben wohl gemerkt erwachsener, aber jünger aussehender oder kleinwüchsiger Personen, dem in jedem Fall juristisch genauso ein Ausüben zugestanden werden muss wie es bei anderen Minderheiten der Fall ist.
Der andere ist echter Kindesmissbrauch (bei dem es hier nicht geht) und dessen Darstellung durch das Zurschaustellen echter Opfer in Wort und Bild.
Wenn also eine aufgrund eines persönlichen Handicaps kleinwüchsige, erwachsene Person von sich einer anderen Person zwecks Kontaktaufnahme etc. erotische Fotos sendet, dann ist das eine bewusste Entscheidung dieser Person und kann nicht mit Missbrauchsdarstellungen oder -handlungen gleichgesetzt werden.
Es handelt sich ebenso nicht um „fiktiv-realistische“ Inhalte, wobei sowohl juristisch als auch psychologisch durchaus diskutabel ist, was alles warum darunter fällt – der Begriff wurde legislativ-politisch stetig erweitert (Stichwort Comic- oder Mangazeichnungen), ist aber juristisch wie wissenschaftlich sehr umstritten (Stichwort „Entpersonalisierung“).
Ergänzend zu deinem Kommentar, was suggeriert es sei nicht klar was „fiktiv-realistisch“ sein soll:
Wirklichkeitsnah lässt sich in „fotorealistisch“ übersetzen. Siehe Homepage des BKA dem Gesetzentwurf aus Oktober 2020 gegen sexualisierte Gewalt und Stellungnahmen v. Untersuchungsausschuss:
„Wirklichkeitsnah ist ein Geschehen nur dann, wenn ein durchschnittlicher, nicht
sachverständiger Beobachter nach dem äußeren Erscheinungsbild der Darstellung nicht
sicher ausschließen kann, dass es sich um ein tatsächliches Geschehen handelt.“
Vgl. https://www.bundestag.de/resource/blob/330668/1b0aa00427eae026548ac7dfd4e7cb41/stellungnahme_eisele-data.pdf
Wirklichkeitsnah wird in der Drucksache und dem BGH-Beschluss auch so aufgeführt als würde es ein echtes Kind beinhalten, da es aufgrund der realistischen Darstellung nicht auszuschließen ist. Damit wollte man Beweisschwierigkeiten vermeiden.
Der Abschnitt „wirklichkeitsnah“ wurde später für fiktive Darstellungen aufgrund der rasanten technischen Fortentwicklung und Perfektionierung virtueller Darstellungen hinzugefügt.
Vgl. https://www.hrr-strafrecht.de/hrr/1/13/1-8-13.php
Ergänzung: Danke für die Links.
Der entscheidende und diskutierenswerte Passus in den Schriften ist, inwieweit unter Heranziehen wissenschaftlicher Erkenntnisse abgeleitet werden könne, eine „fiktive“ im Sinne einer „fotorealistischen“ Darstellung in jeder Form dazu geeignet sein kann, bereits bestehende Neigungen bei entsprechend veranlagten Personen zu (re)aktivieren oder generell hervorzurufen. Es wird von „Annahmen des Gesetzgebers“ gesprochen, ohne genauer auf tatsächlich erwiesene Erkenntnisse zurückzugreifen.
Zudem erscheint es juristisch problematisch, wenn man sich durchaus denkbarer Beweisschwierigkeiten durch eben genannte Rechtsunschärfen entledigen will. Dies führt imho zu genau den Verallgemeinerungen, die nicht nur von mir, sondern auch den anderen Kommentatoren hier kritisiert werden und zu einer erheblichen Vorverlagerung der Strafnorm und somit zu gravierenden Problemen für Sonderfälle wie den eingangs beschriebenen beinhalten (vgl. hierzu Gutachten Eisele S. 19, Abschnitt 9 (Änderungen bei § 184 c), Absatz a) ff.). Denn gerade die Altersverifikation ist das probate Mittel, diese Beweisschwierigkeit aufzuheben. Da es sich außerdem im diskutierten Fall nicht um öffentliches Zugänglichmachen allgemeiner (kinder)pornographischer Schriften handelt, sondern um den – wie oben erwähnt – Bildaustausch auf rein persönlicher Beziehungsebene Erwachsener, ist hier kein Tatbestand nach den §§ 184 b und c StGB gegeben.
@Jedi Ritter
Wenn du willst dann empfehle ich dir diese Seminararbeit über das Thema zu lesen:
https://kripoz.de/wp-content/uploads/2021/09/faehling-die-strafbarkeit-von-fiktionaler-und-wirklichkeitsnaher-kinderpornografie-in-184b-stgb.pdf
KriPoz empfehle ich auch allgemein, wenn sich jemand für Rechtsthemen interessiert. Dorr wird aufgegriffen das „Wirklichkeitsnah“ bei §184c, der Gesetzgeber also die Beweisschwierigkeiten dort nicht in Gefahr sieht, was widersprüchlich ist. Ebenfalls haben Richter die Möglichkeit im begründeten Fall auch annehmen zu können das es sich um ein Kind handelt. Aktuell ist das aber irrelevant und wird nicht gewürdigt.
Zu den Puppen kommt die Arbeit zum Ergebnis:
“ Im Ergebnis stellt sich § 184l StGB-E als populistische Pönalisierung moralisch-ästhetischer Werte dar, die sich
durch den Rechtsgüterschutz nicht legitimieren lässt.“
Herbeiführen von Neigungen bzw. Manifestation?
Hirn kann das – was nun?
Anders gesagt: in der öffentlichkeit verbieten, auch das anderen Zeigen. Unter Erwachsenen jedoch könnte man die Zügel theoretisch lockern. Sehr wohl kann man bei Mangas vs. Real vs. photorealistisch Unterschiede machen, KI wird allerdings alles in alles relativ gut verwandeln können, was die Opferkomponente irgendwie wieder komplizierter macht. Andererseits kann man auch da argumentieren, dass das Herbeiführen ins Hirn verschoben wird, durch das (womäglich vermeintliche) Wissen, es handele sich um eine Modifikation eines echten Videos von X, usw. usf., womit sich in den großen Zahlen das Bild ergibt, das direkte Fakes besser funktionieren als alles andere. Das könnte auch bei Porno allgemein passieren. Die Realos sind plötzlich eine Nische und das Gesetz wird… näher ans Hirn gerückt? Kafkaesk? Mal sehen…
„Die Forschung zeigt, „dass sexuelle Fantasien von Menschen aller Geschlechter ganz oft alltagsfern, normverletzend, gewalthaltig und politisch inkorrekt sind.“
„Pornos gestalten sich so, wie sie es tun, weil Menschen das sehen wollen!“
Eben, genau das macht für mich den Reiz guter, auf gewisse Weise authentischer, Pornos aus. In einer kontrollierten sicheren Umgebung. Wo zum Beispiel siehst du echte, auch ‚forcierte‘, nicht gefakte Orgasmen -Gesicht, Unterleib- von Frauen? Im Mainstreamporno eher nicht.
„Wir tragen keine Schuld für die Fantasien, die wir haben, und sie machen uns nicht zu schlechten Menschen.“
„Ich spreche sicherlich nicht nur für mich, wenn ich sage, dass die mit Abstand abgefucktesten Pornos in meiner Fantasie entstehen!“
Für praktisch nahezu jede Fantasie gibt es auch umfangreiche Literaturseiten -kostenlos/kommerziell- im Netz. Da ab 18 verlinke ich sie nicht, sollten aber gut zu finden sein (-:.
Keiner spricht darüber, daß fast alle Pornos für Männer gedreht werden, sprich Kamera aus Augenwinkel des agierendes Mannes, so gut wie nie aus Sicht der agierenden Frau. Ich kann mich nicht in die Frau einfühlen, wenn ich keine Bilder aus Sicht der Frau sehe. Warum? Weil die Männer Regie führen für Männer. Und die Frau wird beim gemeinsamen gucken mit dem Mann zwangsläufig eifersüchtig, weil: er ergötzt sich an dem Anblick der anderen Frauen während sie sich auch nur am Anblick anderer Frauen ergötzen kann, die ihn erregen. Das ist ein Ungleichgewicht. Finde den Fehler. 🤪 Mein Fazit: Wir brauchen für Frauen keine Romantik sondern einfach Kamerawinkel auf den Mann. Frauen wollen ihr Gegenüber sehen, den Oberkörper, das Gesicht während des Kommens. Das wollen die Männer nicht sehen, weil ihnen dann die Vorstellung genommen wird, die jeweilige Frau zu beglücken, sprich sie müssen sich dem Vergleich mit dem agierenden Mann stellen, den seine echte Partnerin, mit der er gemeinsam schaut, geil findet. Wird er da etwa eifersüchtig oder und es stört seine Vorstellung beim Zugucken? Das wäre ziemlich egoistisch, oder nicht? Schade, ich möchte mich da auch wiederfinden können, aber solche Videos finde ich leider nicht. Selbst nicht in Pornos, die für Frauen sein sollen. Weil fast alle Regisseure Männer sind und Pornos für Männer gedreht werden? Brauchen wir also auch hier eine Frauenquote, natürlich gesetzlich, weil es nicht anders zum Erfolg führt. Die Frauen werden per Gesellschaft dazu erzogen für den Mann verfügbar zu sein und sich selbst nie irgendwo in einem Porno einfühlen zu können. Beim Sex sehe ich meinen Partner- nicht mich selbst- sein Anblick erregt mich. Im Porno kann ich solche Bilder aus meinen Augen so gut wie nie finden. Und dann sind das Bilder, die Männer nicht sehen wollen! Die erregen den Mann nicht.
Angebot und Nachfrage? Nichts hindert eine weibliche Produzentin das zu produzieren wovon sie sprechen. Das jetzt per Gesetz zu erzwingen führt zu nichts.
PS: Sowas gibt es und nennt sich „POV porn“.
Ich bin keine cis-Frau und habe darauf noch nie geachtet – gibt es denn wirklich keine messbare Menge Produzierenden oder Amateure, die die Emotionen des Mannes beim Sex mit einer Frau aus der Perspektive der Frau illustrieren? Im femdom-Bereich gibt es das auf jeden Fall, allerdings dann halt im femdom-Kontext und auch nicht soo häufig.
Nach Madita Oeming ist hier ggf zu beachten – nur weil jemand eine cis-Frau ist, bedeutet das noch lange nicht dass sie im Porno scharf darauf ist, die eigene Perspektive beim Sex mit einem Mann zu erleben. Aber das ändert natürlich nichts daran, dass dieser Modus offenbar eine Fehlstelle bei den Porno-Produktionen ist und naheliegend ist, dass das daran liegt, dass cis-Frauen nur selten das Zepter der Regie in der Hand halten (erst recht nicht unabhängig). Es könnte aber auch sein, dass der reale Anteil der cis-Frauen, die regelmäßig Pornos schauen, nicht so relevant hoch ist, wie das Madita Oeming anhand unsicherer statistischer Befunde annimmt, und es daher tatsächlich kaum Nachfrage danach gibt (kommt mir allerdings unwahrscheinlich vor, schon allein wegen deines Kommentars @Alice!).
Eine Frauenquote in der Regie (und in der Führung des produzierenden Unternehmens) gesetzlich einzuführen ginge wohl nur im Sozialismus wo alle größeren Unternehmen sich in öffentlicher oder genossenschaftlicher Hand befinden. Das ist halt kein Porno-spezifisches Problem. Aber es würde einiges an Pornos besser machen, davon gehe ich ebenfalls aus.
Jurapo: Danke für den sehr interessanten Link (kannte ich noch nicht). Er stellt die Problematik sehr treffend und detailreich dar. Übereinstimmend damit ist nur zu wünschen, dass sich der Gesetzgeber mit den Kritikpunkten dieser Arbeit intensiv beschäftigt und eine neuerliche Anpassung des § 184 StGB vornimmt.
Ich habe das Buch gelesen, und meine anfängliche naive Sorge, es könnte sich um Trash handeln, hatte sich dann auch schnell verflogen. Wirklich lesenswert! Der Titel ist vielleicht ein klein wenig zu hoch gestapelt. Tatsächlich geht es in dem Buch explizit um den Konsum von Pornos. Die Pornoindustrie an sich, und die sozialen Verhältnisse der Sexarbeitenden, spielen in dem Buch hingegen überhaupt keine Rolle. Das macht das Buch nicht schlechter, aber ein Band 2 und 3 drängen sich sozusagen auf… Vielleicht nicht von Madita Oeming als Kulturwissenschaftlerin, sondern von jmnd. anderes geschrieben? Freiwillige vor!!!
Was in dem Buch auch ausgespart wird, ist die illegale Pornografie. Mit der Begründung, dass es sich bei derartigen Inhalten nicht um Pornos, sondern um Gewalt handelt. Diese Aussage ist jedoch verkürzt. Es ist sehr wohl auch legale Pornografie denkbar, die nicht-einvernehmlich erstellt wurde, ebenso wie illegale Pornografie, die einvernehmlich ist (zum Beispiel BDSM-Praktiken bei denen einvernehmlich schwere Körperverletzung passiert). Die Verkürzung auf „illegal = nicht-einvernehmlich“ verstehe ich hier als (gewollte) Abkürzung dieses Themas, was logisch ist, denn mit fundiertem Wissen in diesem Bereich würde man sich selbst zumindest potentiell strafbar machen. Wer also schreibt diesen Band 4? Oder ist das Thema irrelevant? Ausgeklammert davon sind Themen wie Tier-„Pornos“ und sexualisierte Gewalt an Kindern, hier kann es wegen fehlender Mündigkeit per Def. keine Einvernehmlichkeit geben. Und die Kriminalisierung kindlich wirkender, volljähriger Darstellender und fiktive Darstellungen von Minderjährigkeit sind quasi die firewall gegen Gewalt, auch wenn das leider Nebenwirkungen hat wie hier in anderen Comments bereits ausgeführt – aber ich sehe da ehrlich gesagt keine bessere Alternative.