FußballBundesdatenschutzbeauftragter zeigt WM-Apps die rote Karte

Wer zur Weltmeisterschaft nach Katar reist, muss sich zwei Zwangs-Apps auf das Smartphone installieren. Vor diesen warnt nun auch der Bundesdatenschutzbeauftragte eindringlich.

Ein Journalist macht ein Selfie mit Bundestrainer Hansi Flick
Wer nach Katar einreist, muss zwei potenziell gefährliche Apps installieren. Auf dem Bild: Ein Journalist mit Bundestrainer Hansi Flick (rechts im Bild). – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Ulmer/Teamfoto

Der Bundesdatenschutzbeauftragte warnt vor der Nutzung der katarischen Smartphone-Apps „Ehteraz“ und „Hayya“. Die zur Einreise nach Katar verpflichtenden Apps waren zuletzt wegen des Zugriffs auf persönliche Daten in die Kritik geraten. Die App „Ehteraz“ soll der Bekämpfung von Covid dienen, die App „Hayya“ ist die offizielle WM-App des Landes. Beide Apps sind in den gängigen App-Stores erhältlich und downloadbar.

In einer Meldung des Bundesdatenschutzbeauftragten heißt es:

So wird bei einer der Apps unter anderem erhoben, ob und mit welcher Nummer ein Telefonat geführt wird. Hierbei handelt es sich um mitunter sensible Telekommunikationsverbindungsdaten, die in Deutschland unter das Fernmeldegeheimnis fallen. Die andere App verhindert unter anderem aktiv, dass das Gerät, auf dem sie installiert wird, in den Schlafmodus wechselt. Es ist zudem naheliegend, dass die von den Apps verwendeten Daten nicht nur lokal auf dem Gerät verbleiben, sondern an einen zentralen Server übermittelt werden.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte rät daher dazu, die beiden Apps nur dann zu installieren, wenn es absolut unumgänglich sei. Zudem sollte laut der Behörde erwogen werden, für die Installation ein eigenes Telefon zu verwenden, das ausschließlich für die Apps genutzt wird. Insbesondere sollten auf diesem Gerät keine weiteren personenbezogenen Daten, wie etwa Telefonnummern, Bild- oder Tondateien gespeichert sein. Im Nachgang der Nutzung der Apps sollten auf dem verwendeten Telefon das Betriebssystem und sämtliche Inhalte vollständig gelöscht werden.

Vor der Covid-App des Landes hatte schon im Jahr 2020 die Menschenrechtsorganisation Amnesty International gewarnt. Die App sei „menschenrechtlich problematisch bis gefährlich in Bezug auf willkürliche Überwachung und Verletzungen von Privatsphäre sowie Datenschutz“. 

Gefährliche Zwangs-Apps für Fußballfans

Anhaltende Menschenrechtsverletzungen 

Katar ist eine absolute Monarchie und steht wegen anhaltender Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Die Rechte von Frauen sind stark eingeschränkt, Homosexualität wird strafrechtlich verfolgt und für Kritik an der Regierung drohen lebenslange Freiheitsstrafen. Die Nichtregierungsorganisation Freedomhouse stuft das Land als „nicht frei“ ein.

Auch die Austragung der Weltmeisterschaft hat für Proteste gesorgt. So wurden die von Arbeitsmigrant:innen neu errichteten Stadien und die weitere Infrastruktur „auf einem Berg von Menschenrechtsverletzungen gebaut“, kritisiert die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. In Deutschland fordern verschiedene Organisationen den Fan-Boykott der Weltmeisterschaft. Kritik gibt es auch an der Position des Deutschen Fußball Bundes (DFB), in dem ein Klima vorherrsche, der den Nationalspielern einen unsichtbaren Maulkorb verpasse.

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4 Ergänzungen

  1. In manchen Quellen heißt es, die „Ehteraz“-App sei seit dem 1. November NICHT mehr verpflichtend, bzw. nur beim Besuch von Gesundheitseinrichtungen. Würdet ihr dies bitte eruieren?

    1. Das gilt nur für die VORLAGE des Status. (beim Zugang zu den Einrichtungen)
      Der wird aber trotzdem weiterhin ZWINGEND erfasst.
      Somit: Nein.

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