Zum Training von Flugabwehrkräften simuliert das Militär ein anderes Luftfahrzeug oder eine anfliegende Rakete mit sogenannten Zieldarstellungsdrohnen. Nicht immer wird das unbemannte Luftfahrzeug dabei abgeschossen, mitunter wird auch nur die Erfassung und Verfolgung des Ziels erprobt.
Auch die Bundeswehr setzt spätestens seit den 1980er Jahren Zieldarstellungsdrohnen ein. Anfangs flog die Truppe beispielsweise im Falle der KZD-2 („Kleinziel-Drohne 2“) ein benzingetriebenes Modellflugzeug.
Drohnen mit „heißer Nase“
Zu den Herstellern heutiger Zieldarstellungsdrohnen gehört Airbus, der Rüstungskonzern bietet seine mit Strahltriebwerken angetriebenen Modelle Do-DT („Direct Target“) in vier Größen und mit verschiedenen Fähigkeiten an. So verfügt die Do-DT45 über eine beheizte „heiße Nase“, mit der anfliegenden Marschflugkörpern ein Wärmeziel simuliert wird. Zu den Übungsszenarien gehören auch Angriffe durch Flugzeuge oder andere Drohnen, die Do-DT kann dabei Infrarot- oder Radarsignale abgeben.
Die Bundeswehr kauft die Zieldarstellungsdrohnen nicht direkt bei Airbus, die Firma tritt stattdessen als Dienstleister für sogenannte Flugkampagnen auf. Airbus fliegt die Drohnen dabei „nach Kundenwünschen“ und bringt die Luftfahrzeuge, benötigte Infrastruktur und Personal an den Einsatzort. Der Start der bis zu 75 Kilogramm schweren Drohnen erfolgt mit einem Katapult. Wenn das Gerät nicht als Ziel zerstört wurde, landet es an einem Fallschirm.
Trainings an der Ostsee
Jährlich führt Airbus nach eigenen Angaben rund zehn solcher Kampagnen mit 150 bis 200 Flügen durch, darunter in großem Umfang für die Bundeswehr. Flüge erfolgen unter anderem auf den Truppenübungsplätzen Putlos an der Ostsee und Todendorf bei Hamburg.
Seit 2010 hat das Verteidigungsministerium nach eigenen Angaben 137 Verträge zur Bereitstellung „unbemannter Zieldarstellungen“ geschlossen, zum größten Teil ging es dabei um die Simulation von Luftangriffen beziehungsweise Luftkämpfen. Zehn Prozent der Übungen dienten der Unterstützung von „technischen Kampagnen“, darunter Vermessungen oder „Integrationsvorhaben“.
„Manned-unmanned-Teaming“
Mehrere Do-DT 25 kamen beispielsweise in Putlos und Todendorf zur Erprobung des europäischen „zukünftigen Luftkampfsystems“ (Future Combat Air System – FCAS) zum Einsatz, das Airbus zusammen mit dem französischen Rüstungskonzern Dassault Aviation entwickelt. Die Zieldarstellungsdrohnen haben dabei einen Drohnenschwarm simuliert, der das Kampfflugzeug begleiten soll. In Militärkreisen wird dies als „manned-unmanned-Teaming“ (muT) bezeichnet, die mitfliegenden Drohnen sollen dabei auch bewaffnet werden.
Alle Angaben zu den Kosten der bei Airbus bestellten Flugkampagnen hat das Verteidigungsministerium als Verschlusssache eingestuft. Auch die Anzahl der bei einzelnen Kampagnen geflogenen Drohnen wird nicht mitgeteilt. Unklar ist schließlich, wie viele Zieldarstellungsdrohnen dabei tatsächlich abgeschossen wurden.
Ausfuhrgenehmigungen nach Saudi-Arabien und Israel
Airbus verkauft seine Do-DT auch in die USA und nach Israel, Ausfuhrgenehmigungen (allerdings ohne Nennung des Herstellers) erteilte die Bundesregierung außerdem nach Italien, Südkorea, Saudi-Arabien und Kanada. Dass es sich dabei um unbemannte Luftfahrzeuge von Airbus handelt, ist wahrscheinlich.
Aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage aus dem Jahr 2015 lässt sich der Preis der exportierten Systeme beziehungsweise entsprechender Dienstleistung schließen: So habe ein Auftrag über „100 Stück Zieldarstellungsdrohnen und Teile“ für Saudi-Arabien ein Volumen von 11,6 Millionen Euro gehabt. Der Preis für ein System könnte demnach bei 100.000 Euro liegen. Dabei ist aber unklar, ob es sich bei den Ausfuhrgenehmigungen um Dienstleistungsverträge für Flugkampagnen oder den Verkauf einzelner Drohnen inklusive Abschussvorrichtung handelte.
2017 meldete Airbus die Fertigung von bislang 1.500 Geräten am Standort Friedrichshafen, vier Jahre zuvor waren es 1.000. Demnächst dürfte also die 2.000 Do-DT vom Band laufen. Bei dem oben geschätzten Stückpreis könnte Airbus damit bis zu 200 Millionen Euro mit Zieldarstellungsdrohnen verdient haben.
Verträge mit Firmen aus Großbritannien und China
Airbus ist nicht der einzige Hersteller, der die unbemannte Zieldarstellung an die Bundeswehr vermarktet. Ausweislich von Firmenangaben kauft die Truppe auch Dienste des britischen Herstellers QinetiQ. Dabei ist allerdings unklar, ob die Firma ebenfalls komplette Flugkampagnen anbietet oder ob sich die Drohnen im Bestand der Bundeswehr befinden.
Laut dem Facebook-Auftritt der Bundeswehr in Schleswig-Holstein werden in Putlos mittlerweile auch Drohnen des chinesischen Herstellers DJI zur Flugabwehr geflogen. Diese werden aber nicht abgeschossen, sondern dienen dem Training mit Drohnenabwehrsystemen.
Die Rechnung auf zwei Milliarden kann ich dennoch nicht nachvollziehen: bei einem Stückpreis von 100k müssten 20.000 Drohnen verkauft worden sein. Oben im Text ist von 4.500 Drohnen seit 2017 die Rede. Sofern von den geschätzt 2.000 Drohnen Jahresproduktion aktuell ausgegangen wird, hat man sich um eine Zehnerpotenz verrechnet.
Lieber Lars, du hast natürlich recht, die Zahl ist deshalb auf 200 Millionen korrigiert. Sehr vielen Dank für den Hinweis!
Warum „Wegwerfdrohnen? Ernstgemeinte Frage: diese Dronen werden laut Artikel so lange wiederverwendet, bis sie als Ziel real bekaempft und dabei zerstoert werden. Wobei man zerstoerte Dronen vermutlich bergen, die Waffenwirkung analysiseren und dann recyclen wird.
Wer schon mal auf See war und bei Wellengang versucht hat etwas zu finden, wird schnell verstehen warum man nicht jede Drohne finden kann. Gerade durch Waffenwirkung eines Lenkflugkörpers sind die Schäden an der Drohne unberechenbar. Und wenn man dann noch die Größe der Sicherheitsbereiche anschaut wird es schon schwierig mit dem Finden!