Schweizer Verwaltung setzt auf Threema statt WhatsApp

Nach Frankreich will nun auch die Schweiz in Sachen Messenger die behördliche Kommunikation weg von WhatsApp bekommen. Dort entschied man sich nun für ein Unternehmen aus dem eigenen Land.

– Alle Rechte vorbehalten Threema

In der Schweiz wird die Bundesverwaltung künftig Threema Work für die Messengerkommunikation nutzen. Seit letztem Jahr war man dort auf der Suche nach Alternativen zu Skype for Business und WhatsApp, deren Gebrauch sich eingebürgert hatte.

Im Gespräch war zuerst eine Eigenentwicklung, wie inside-it.ch berichtet. Nun hat sich die Bundesverwaltung für das Schweizer Unternehmen Threema entschieden, was das Unternehmen auf Twitter auch selbst bestätigte. Threema war einer der ersten einfach nutzbaren Messenger mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und hat auch in Deutschland einen recht großen Kundenstamm.

„Das Bundesamt für Informatik (BIT) stellt Threema Work allen seinen Kunden innerhalb der Bundesverwaltung, die ein verwaltetes Smartphone besitzen, zur Verfügung“, sagt Sonja Uhlmann-Haenni, Sprecherin des BIT, gegenüber inside-it.ch. Threema soll dann vor allem auch für als „vertraulich“ eingestufte Dokumente und Kommunikation als einziges Kommunikationsmittel nutzbar sein.

Deutschland hinkt hinterher

Für Threema dürfte die Entscheidung der schweizerischen Bundesverwaltung prestigeträchtig sein. Hierzulande steht der Messenger in starker Konkurrenz zur quelloffenen und kostenlosen App Signal. Anders als bei Threema muss man jedoch bei Signal seine Telefonnummer angeben, während bei Threema auch von solchen identifizierbaren Markern losgelöste pseudonyme Accounts möglich sind. Dafür ist Threemas Quellcode nicht offen, man muss also dem Unternehmen vertrauen. Trotzdem genießt Threema unter vielen Sicherheitsexperten einen besseren Ruf als Whatsapp oder Telegram.

Das Thema sichere Messenger in der Verwaltung kommt in Deutschland hingegen nur langsam voran. Die niedersächsische Polizei will einen eigenen Messenger bauen und die Kirchen verbieten WhatsApp für die geschäftliche Kommunikation. Frankreich will hingegen das freie Matrix weiterentwickeln.

11 Ergänzungen

  1. Wire beinhaltet die Vorteile von Threema und Signal: quelloffen, benötigt keine Telefonnummer und ist kostenfrei.

    Wird nur nicht drauf eingegangen, weil es nicht so populär ist?

    LG

  2. wie sehen sie die rechtslage in deutschland? dürfen zum beispiel behörden wie ordnungsamt, jugendamt oder schulbehörde die kommunikation zu leistungen dritter wie abschleppen lassen, betreuung oder durchführung von inobhutnahmen über whatsapp erledigen?

    ich frage für einen freund…

    .~.

    1. An und für sich nicht. Falls alles korrekt verschlüsselt gespeichert wäre dort (was man nie sicher weiß bei privaten Firmen und ihrem proprietären Code), ist es denke ich unproblematisch.

      Ein weiteres Problem sind die Geräte an sich – man müsste ja erstmal sicherstellen dass andere Apps nicht die Daten ausleiten bevor man sie vermeintlich verschlüsselt per WA o.ä. versendet.

      Unabhängig davon speichert man ja damit Daten in irgendeiner Cloud wo man sie nicht wirklich löschen kann und das ist mE. spätestens mit der DSGVO illegal.

      Interessant wäre hier auch die Verwendung von Windows als Betriebssystem, halte das wegen der nicht abschaltbaren Telemetrie ebenfalls für illegal in solchen Bereichen. Hätte ich mehr Zeit und Geld würde ich klagen.

  3. Als Alternative zu Skype for Business sehe ich eher Wire Team, da man hier auch Videokonferenzen machen kann und den Bildschirm teilen kann. Außerdem kann man Gäste einladen.
    Gibt es bei Skype for Business eigentlich eine Ende zu Ende Verschlüsselung? Ich schätze mal nicht, oder?

    Als Alternative zu WhatsApp kann ich Threema Work aber nur empfehlen.

  4. Übermittelt Wire immer noch Tracking- und Analysedaten an diesen Mixpanel Analysedienst?
    Falls ja, wird dies nun in der Datenschutzerklärung Wires offen erwähnt? Im Spätsommer 2018 war es ja wohl so, dass bereits Daten vom eigenen Gerät abflossen, bevor man jener Datenschutzerklärung zustimmte.
    Ist die Serverkomponente des Dienstes mittlerweile nun quelloffen?
    Wurde der Dienst nicht auf Googleservern gehostet?

  5. In Frankreich ist man ein Stück weiter gegangen: Als WhatsApp-Ersatz kommt da bei Behörden das Messaging-Protokoll Matrix zum Einsatz (der populärste Client heißt Riot). Vorteil gegenüber Threema: Open Source client- und serverseitig, föderal statt zentral aufgestellt (jeder kann einen Matrix-Server betreiben). Nachteil gegenüber Threema: Zwar ist starke e2e-Verschlüsselung implementiert, kommt aber derzeit noch nicht per default zum Einsatz.

    https://www.golem.de/news/statt-whatsapp-frankreich-wandert-in-die-matrix-1902-139167.html

    1. Die Franzosen machen es richtig, schade dass andere Nationen sich davon nicht eine Scheibe abschneiden und lieber wieder die Privatwirtschaft mit ins Boot holen, aber das sind wir ja gewohnt im Neoliberalismus hier.

  6. Ich finde https://delta.chat/de/ noch dringend erwähnenswert.
    Ein junges Projekt aus Deutschland.

    Der Messenger setzt auf SMTP und ist somit quasi E-Mail mit allen Vorteilen wie eine unglaublich gut ausgebaute Infrastruktur, kein zentraler Server, PGP und Autocrypt.
    Jede Mailadresse ist erreichbar, unabhängig vom installierten Client.

    Und das ganze unter der UI von Signal und somit ein vollwertiger Messenger.

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