Gesundheit des Internets 2019: Mozilla fordert weniger Monopole und mehr Offenheit

Erstmals ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung im Internet angekommen. Umso drängender wird die Frage, wie es um die Gesundheit des Netzes bestellt ist. Nur wenn es offen, frei und dezentral bleibt, könne es weiterhin für positive Veränderung sorgen, heißt es im „Internet Health Report“ der Mozilla Foundation.

Stethoskop und Laptop
Mit dem „Internet Health Report“ untersucht Mozilla die Gesundheit des Internets. – Public Domain StockSnap

Wie gesund ist das Internet eigentlich? Und entwickelt es sich zugunsten aller oder zum Vorteil weniger? Diesen Fragen geht der jährliche „Internet Health Report“ der Mozilla Foundation nach, der nun in seiner dritten Ausgabe vorliegt.

So gibt es einige positive Entwicklungen zu verzeichnen: Rufe nach einem wirksamen Schutz der Privatsphäre kommen immer mehr im Mainstream an, Gesetze wie die europäische Datenschutzgrundverordnung entfalten Vorbildwirkung. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Künstlicher Intelligenz wird ebenso vermehrt eingefordert wie das Einhegen dominanter Plattformen.

Aber nicht alles sieht rosig aus. Zensur und Netzsperren im Internet nehmen zu, biometrische Identifikationssysteme laden zu Missbrauch ein und im Eiltempo entwickelte Künstliche Intelligenz verstärkt Ungerechtigkeiten.

Vertrauen schafft Sicherheit

Der in mehrere Schwerpunkte unterteilte Bericht geht zunächst der Frage nach, ob das Internet sicher ist. Hier geht es um Fragen rund um die Privatsphäre und die Sicherheit der Nutzer:innen – denn um sich im Internet frei zu bewegen, müssen wir den Systemen vertrauen können. Der Report thematisiert deswegen nicht nur die Internet-Werbewirtschaft, die auf Überwachung setzt, sondern auch Themen rund um DNA-Tests oder die immer knapper werdende Anonymität im Internet.

Ein anderer Schwerpunkt befasst sich mit der Frage, wie offen das Internet ist. Erst durch seine Offenheit könne es seine transformative Kraft voll ausspielen, und diese Offenheit stünde unter Beschuss. Der zunehmende Einsatz maschineller Entscheidungsfindung etwa lässt zahlreiche Fragen offen: Wer entwirft die Algorithmen, mit welchen Daten arbeiten sie und zu welchen Ergebnissen führt das?

Damit verwandt sind Themen rund um die „Digitale Inklusion“ und „Webkenntnisse“. In diesen Schwerpunkten geht es darum, ob im Internet auch alle willkommen sind und wie Fähigkeiten zur vollen Partizipation am Internet vermittelt werden können.

Viele gegen wenige

Der letzte Schwerpunkt dreht sich rund um die Dezentralisierung und die Frage, wer das Internet eigentlich kontrolliert. Zur Zeit dominieren einige wenige Konzerne unsere Online-Welt, obwohl es für uns alle gesünder wäre, wenn die Zentralisierung zurückginge. Hierbei beleuchtet der Schwerpunkt den Aufstieg von Smart Cities und wie lokale Regierungen Technologien so einsetzen können, dass sie dem Gemeinwohl und nicht allein kommerziellen Interessen dienen. Zudem zeigt der Abschnitt unter anderem, wie die größten Internetkonzerne ihr Geld verdienen und spricht über Open-Source-Alternativen bei Cloud-Services.

Insgesamt gibt der Bericht mit Artikeln, Reportagen, Interviews und aufbereiteten Daten einen umfassenden Einblick, wie es um die Gesundheit des Internets bestellt ist. Denn erstmals sind mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung im Internet anzutreffen und müssen neben den vielen Vorteilen auch mit den Nachteilen zurechtkommen, die mit bestimmten Aspekten der Digitalisierung einhergehen. Es bleibt also tatsächlich „kompliziert“, wie die Autoren schreiben.

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