Bundestagsausschuss Digitale AgendaExperten warnen vor „flächendeckender IT-Unsicherheit“

Bei einer öffentlichen Anhörung im Ausschuss Digitale Agenda warnen Forscher:innen vor dem Verlust der digitalen Souveränität Deutschlands. Sie beklagen eine starke Abhängigkeit von ausländischen Firmen und fordern mehr Möglichkeiten für Bürger:innen, sich selbstständig über sichere Technologien zu informieren.

Screenshot der Anhörung
(von links nach rechts) Frank Rieger, Ninja Marnau, Klaus Landefeld, Oliver Harzheim, Isabel Skierka, Prof. Dr. Michael Waidner, Arne Schönbohm Screenshot Bundestag

Gestern fand im Ausschuss Digitale Agenda eine öffentliche Anhörung von Sachverständigen zum Thema „IT-Sicherheit von Hard- und Software“ in Deutschland statt. Die Expert:innen zeigten sich dabei besorgt über den Zustand der digitalen Souveränität, man sei zu stark abhängig von ausländischen IT-Firmen.

Der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) Prof. Dr. Michael Waidner beklagte, dass es in Deutschland einen „eklatanten Mangel“ bei der Aus- und Weiterbildung von geeignetem IT-Fachpersonal gebe. Des Weiteren sieht er generell Probleme bei der IT-Sicherheit: „Im Vergleich stehen wir nicht schlecht da, aber absolut stehen alle schlecht da.“

Auch Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), schätzt die Gefährdungslage in Deutschland als hoch ein. Das liegt laut Isabel Skierka von der European School of Management and Technology nicht zuletzt daran, dass Europa in vielen Bereichen sehr abhängig von Technologien ausländischer Hersteller ist. Das Ziel müsse es sein, digital unabhängig zu sein.

Digitale Souveränität als Querschnittthema

Die Mehrheit der befragten Sachverständigen sieht das ähnlich. Klaus Landefeld vom Verband der Internetwirtschaft forderte in diesem Zusammenhang mehr Eigenverantwortung bei den Endverbrauchern. Zum Erreichen digitaler Souveränität müssten alle Verantwortung übernehmen, nicht nur die Betreiber von Diensten oder der Staat.

Um dazu überhaupt in der Lage zu sein, braucht es laut Ninja Marnau vom Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit (CISPA) eine bessere digitale Bildungsstrategie. Dabei sollte man sich jedoch nicht nur auf die Schule fokussieren, sondern auch auf die spätere Lebenszeit. Die jetzige Situation in Deutschland findet sie „besorgniserregend“ und stellt fest: „Wir dulden eine flächendeckende IT-Unsicherheit.“

Frank Rieger vom Chaos Computer Club brachte seine Befürchtung zum Ausdruck, dass Europa bereits ein Stück seiner digitalen Souveränität verloren habe. Das Grundproblem sei, dass es keine einheitliche Politik gäbe, die die Aufrechterhaltung von digitaler Souveränität zum Ziel habe, so Rieger.

Die gesamte Sitzung kann hier angeschaut werden:

4 Ergänzungen

  1. Zum Stichwort „digitaler Souveränität“. Ich wollte mir soeben auf den verlinkten Bundestagsseiten das Video anschauen. Leider nicht möglich, da mein uBlock 122 3rd Party Komponenten wegblockt. Mit dabei sind extern verlinkte Ressourcen wie theoplayer.com oder nice264.com. Der Bundestag ist noch nicht einmal in der Lage einen eigenen Strraming Server aufzusetzen, noch nicht einmal ein Reverse Proxy auf einer Subdomain, wo einfach nur auf einen anderen weiterleitet? Nichts?

    1. Dass die dumm sind und zum Bullshitweb beitragen ist ja klar, aber das netzpolitik.org nicht einfach den Direktlink zum Video postet, sondern man erst 3 scripte zulassen muss um da ran zu kommen ist ein schlechter Scherz!

      Direktlink zum Video (am besten über tor herunterladen und dauerhaft speichern):
      https://cldf-wzw-od.r53.cdn.tv1.eu/13014bundestagod/_definst_/13014bundestag/ondemand/3777parlamentsfernsehen/archiv/app144277506/145293313/7404846/7404846_playlist.smil/playlist.m3u8

  2. Ja genau, der Endverbraucher, das wäre nett.

    1. Wie lehrt man das in der Schule?
    2. Wie am Arbeitsplatz?

  3. Informatik sollte endlich ein Hauptfach in der Schule werden. Das würde die digitale Bildung massiv fördern.

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