David Wilson hat sich vor vielen Jahren ein Herz gefasst und einen Korruptionsfall aufgedeckt. Sechzehn Jahre nach dieser Entscheidung, zum Whistleblower zu werden und den Fall offenzulegen, schreibt er heute im Guardian ein trauriges, aber nicht entmutigendes Resümee: „I exposed corruption at War Child. Here’s why whistleblowers need anonymity“.
Denn Whistleblower geraten nach ihrer Gewissensentscheidung nicht selten mit Rechtsanwälten aneinander oder in die berufliche Isolation. So ging es auch Wilson, der sich zunehmend von seinen Kollegen ausgegrenzt sah.
Wilson war einer der Gründer der Wohltätigkeitsorganisation War Child, in der ein korrupter Mitarbeiter geldwerte Vorteile einsackte. Diese und mehr Geschichten und Berichte aus seiner aktivistischen Arbeit erzählt Wilson auch in seinem Buch Left Field: The Memoir of a Lifelong Activist.
Gegen das Ausgrenzen hilft nach Meinung von Wilson im Rahmen der derzeitigen Rechtslage nur Anonymität für Whistleblower, die er in seinem Guardian-Artikel dann auch fordert. Ansonsten gibt er Nachahmern noch den Hinweis mit:
My advice: proceed with caution and with all your documents intact.
(Mein Rat: Handele vorsichtig und mit allen Papieren vollständig.
Situation von Whistleblowern in Deutschland
Auch in Deutschland ist die Gesetzgebung nicht gerade als Whistleblower-freundlich zu bezeichnen. Wer sich informieren möchte, dem sei der Vortrag Haft für Whistleblower? von Ulrich Kerner empfohlen.
Das Aufdecken von Missständen scheitert regelmäßig an der Mentalität der Vorgesetzten, Kollegen und den lieben Mitmenschen, die bezügl. des Aufdeckers nach der Devise handeln: „Problem? Problem muss weg!“ Dann lernt man den Character seiner Mitmenschen wirklich kennen: Von denen werden dann etliche absolut scrupellos.
Solange die eigentlich Verantwortlichen schon aus diszplinarischen Gründen nicht zur Rechenschaft gezogen werden, züchtet man sich das Problem immer wieder selbst. Da hilft dann auch keine Umfrage zum Schutz von Whistleblowern.