Wahlkampf: Facebook beriet die AfD – und alle anderen Parteien im Bundestag

Strategische Beratung von Facebook für Rechtsradikale? Die Empörung ist wohl etwas hochgekocht, denn das soziale Netzwerk hat sich mit allen Parteien für eine Mischung aus Verkaufsgespräch und Social-Media-Beratung getroffen.

Beratung für Parteien bei Facebook (Symbolbild). CC-BY 2.0 Sarah Marshall

Facebook hat sich im Bundestagswahlkampf mit allen Parteien getroffen, die jetzt im Parlament vertreten sind. Im September gab es auch ein Treffen mit der rechtsradikalen AfD. Dabei hat das Unternehmen die Parteien dazu beraten, wie beispielsweise Facebook Live funktioniert und wie sie Werbung einsetzen können.

Eine Sprecherin des Unternehmens sagt gegenüber netzpolitik.org, Facebook sei eine politisch neutrale Plattform: „Vor der Bundestagswahl standen wir mit allen größeren Parteien in Kontakt. In allen Gesprächen haben wir dieselben Informationen zur Nutzung von Facebook zur Verfügung gestellt.“

Das klingt weniger nach strategischer Beratung als viel mehr nach einer Mischung aus Verkaufsgespräch und Social-Media-Beratung. Wir haben mehrere im Bundestag vertretene Parteien angefragt, ob sie Beratungstermine mit Facebook hatten, in welchen Umfang und worum es eigentlich ging. Die Pressestellen geben sich erstaunlich zugeknöpft: CDU und Grüne haben uns wegen Terminen und Urlauben auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet, die Linke, die FDP, die Sozialdemokraten und die AfD haben bislang gar nicht auf unsere Anfrage reagiert.

Ein bisschen Transparenz würde hier nicht schaden, alleine um Gerüchten vorzubeugen und um Klarheit zu schaffen, was das größte soziale Netzwerk den Parteien denn so zu sagen hat.

Update:
Die SPD hat sich auch gemeldet und kann sich urlaubsbedingt erst in den nächsten Tagen äußern.

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8 Ergänzungen

  1. Bitte mit Recherche unbedingt dran bleiben!
    Versucht herauszufinden, inwieweit Facebook die Parteien mit Analysedaten versorgt hat. Bei Analysen, die über das Übliche hinausgehen, könnten Datenschutzverletzungen begangen/inkauf genommen worden sein.

    Bietet Meeting-Teilnehmern vollen Whistleblower-Schutz zu.

    1. Wenn FB tatsächlich alle Parteien gleichermaßen beraten/unterstützt hat, dann gibt es keinen Skandal. Warum allerdings mit unvollständigen Infos bereits jetzt ein Artikel hier erscheint, weiß ich nicht. Die AfD beraten zu haben, ist jedenfalls so erstmal keine Schlagzeile wert.

      1. Erstens: Die Nachricht, dass Facebook die AfD beraten ist einige Wochen alt.
        Zweitens: Dass alle anderen Parteien im Bundestag beraten wurden, ist neu.
        Drittens: Könnten die Parteien ja einfach auf Anfragen reagieren und sagen, was da war.
        Viertens: Es muss nicht immer ein Skandal sein, damit es Berichte gibt.

        1. Die Hauptaussage meiner Bemerkung bezog sich darauf, dass noch nicht genügend Infos für den Artikel vorhanden sind, da viele Parteien (aus Urlaubsgründen einiger Mitarbeiter, so man es glaubt) noch nicht geantwortet haben. Ein bis zwei Wochen Geduld bis die Infos da sind, wären nicht verkehrt, so dringlich ist das Thema nicht.

  2. Ja, ja, da grinst der Trump gemein und hinter der Gardine steht der Putin und lacht sich scheckig. Egal, ob es diese Medien gibt oder nicht, die Leute haben gesagt weder Pest noch Cholera, wir nehmen jetzt Kreutzfeld Jacob. Zum einfachen Verstehen, alles, was links und rot war, dazu gehört auch grün, wurde von einer überwiegenden Mehrheit dankend abgelehnt.

  3. Es existiert eine Doku über den deutschen Wahlkampf mit dem Titel ‚Nervöse Republik‘. Dort gewähren die Parteien einige Einblicke in Sachen FB-Wahlkampf, und zwar mehr als zumindest der CDU im Nachhinein lieb war.

    Für Premium-Kunden bietet FB nicht nur Analysedaten sondern gleich das volle Programme mit Beraterteam vor Ort.

    1. Die Doku Nervöse Republik gibt es auf youtube, ich denke bis auf die Aussagen von Frau Wagenknecht kratzt sie nur an der Oberfläche. Das Problem muss man nicht auf FB begrenzen. Das Schöne ist, dass man die Äußerungen der Politiker(innen) auch Jahre später noch auf z.B. youtube nachhören kann. Das war auch die Ursache für Trump und Brexit, kein Facebook oder Twitter. Die Europaverfassung, aus der dann der Lissabon – Vertrag gemacht wurde, wurde von den Völkern die darüber abstimmen durften, abgelehnt. Dagegen wird mit diversen „Terror-“ und Überwachungsgesetzen angekämpft. In ihrer Arroganz der Macht hatten die „Parteien der Mitte“, das waren alle, außer der Linken, haben sie sich von der Meinung der Bevölkerung abgenabelt. Wie käme jemand dazu, eine Partei zu wählen, deren Repräsentanten ihn/sie beleidigen? Wie käme jemand dazu eine Partei zu wählen, die eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand ist? Oder eine Partei zu wählen, die während ihrer gesamten Existenz nur wirtschaftlichen Schaden angerichtet hat?

      Die sozialen Spannungen sind die Ursache für den Vertrauensverlust in die „etablierte Politik“. Zeugnis dessen sind Bürgerbewegungen, die auf die Straße gehen, oder linksextreme Krawalle.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.