Netzneutralität: T-Mobile USA drosselt YouTube

Youtube hat mit dem Binge-On-Angebot des US-Mobilfunkanbieters T-Mobile zu kämpfen und klagt über verringerte Bitraten. CC BY-SA 2.0, via flickr/Jorge Caballero Jiménez

Mit einem verlockend klingenden Versprechen hat der US-Netzbetreiber T-Mobile Ende vergangenen Jahres sein Angebot „Binge On“ gestartet: Mobilfunknutzer können beliebig viele Videos bestimmter Partnerdienste ansehen, ohne dass die dabei verbrauchten Daten aufs monatliche Transfervolumen angerechnet werden.

Die Netzneutralität verletze dieses sogenannte Zero-Rating-Angebot dabei nicht, beteuerte T-Mobile-Chef John Legere, denn es könne jeder Anbieter kostenlos an dem Programm teilnehmen, sofern er bestimmte technische Auflagen erfülle. Nutzer müssten sich lediglich mit verringerten Bitraten und damit schlechterer Bildqualität begnügen, würden dafür aber von unerwarteten Nachzahlungen oder Geschwindigkeitsdrosselungen verschont bleiben.

Die größte Videoplattform der Welt, Youtube, bislang nicht Teil des Programms, klagt nun über erste unerwünschte Nebenwirkungen. Laut einem Bericht des Wall Street Journal (Paywall) liefert der Netzbetreiber Youtube-Videos mit einer schlechteren Qualität aus als von Nutzern angefordert:

YouTube, which is owned by Alphabet Inc., said T-Mobile is effectively throttling, or degrading, its traffic. “Reducing data charges can be good for users, but it doesn’t justify throttling all video services, especially without explicit user consent,” a YouTube spokesman said.

Unklar bleibt vorläufig, auf welcher technischen Grundlage das geschieht, denn Youtube stellt Videos für gewöhnlich über verschlüsselte Verbindungen bereit. Ebenso unbekannt bleibt, wie viele andere Plattformen beziehungsweise Webseiten von dieser Maßnahme betroffen sind. [Update, 5. Januar 2016: T-Mobile drosselt tatsächlich alle Videos, wie die EFF herausgefunden hat.] Kunden bleibt derzeit als einziger Ausweg, aus dem in vielen Tarifen standardmäßig aktivierten Angebot auszusteigen (opt-out).

7 Ergänzungen

  1. „Die Netzneutralität verletze dieses sogenannte Zero-Rating-Angebot dabei nicht, beteuerte T-Mobile-Chef John Legere“
    Laecherlich so eine Aussage. Jetzt muss man also registrierter „Anbieter“ sein, der bestimmte technische Auflagen erfuellt, um gleichgestellt zu sein im Internet. Jaja, und wir sind alle nur „Nutzer“, die brav Netflix und Youtube konsumieren aber bloss nicht auf die Idee kommen, mal selbst Daten zu verteilen. Oder irgendwas dezentrales zu machen.
    Und dann drosseln sie das obendrein noch. Naja solange es nur in den USA so laeuft lach ich mir da noch einen bei dem ganzen Mumpitz.

    1. um gleichgestellt zu sein im Internet

      Du musst jetzt sehr stark sein: Niemand ist gleichgestellt im Internet. Hauptsächlich deswegen, weil es ja kein Internet gibt, sondern Netze die sich via Internet Protokoll vernetzen.

  2. Ich bin bei T-Mobile in den Staaten. Das Feature heißt „Binge On“, und wenn es eingeschaltet ist (standardmäßig der Fall), dann werden Videos auf 480p runtergerechnet. Das sagt T-Mobile auch so. Vorteil für mich: Video-Streaming mit Binge On wird nicht auf mein Datenvolumen angerechnet. Dabei sind Netflix und Konsorten, YouTube aber nicht – dazu gibt es im Netz verschiedene Theorien.

    Super viel „schlechtere Qualität“ ist das aber erstmal nicht – Netflix auf dem iPhone sieht immer noch gestochen scharf aus. Dass sich gerade YouTube beschwert, das ja nun nicht immer erste Wahl ist, was Qualität angeht ist schon ein wenig komisch.

    Außerdem lässt sich diese Funktion bei T-Mobile auch einfach deaktivieren – dann wird Streaming aber aufs Datenvolumen angerechnet.

    Ich finde das eine absolut faire Wahl. Ich kann nicht sehen, wo das ein Angriff auf die Netzneutralität ist.

  3. T-Mobile braucht nicht in den Datenstrom einzugreifen sondern muss nur den Durchsatz begrenzen. Youtube ist darauf ausgelegt die vorhandene Bandbreite zu nutzen und wird automatisch die dazu passende Qualität auswählen.
    Interessant ist natürlich was passiert wenn man die Qualität manuell höher einstellt. Ich würde vermuten das es dann zu ausgiebigen Buffering kommt, was Googles Unmut erklären könnte.

  4. Eine faire Wahl? Du wurdest doch nichtmal gefragt! Wie kannst Du da von einer Wahl sprechen.
    Wenn UserIn gefragt würde „Willst Du manche Dienste in guter Qualität, alle anderen sind dafür aber unbenutzbar“, wer würde da schon auf Ja klicken? Niemand, und deswegen wird auch garnicht erst gefragt.

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