Digitalisierung im Mittelstand: Wirtschaftsministerium setzt auf Information

Mittelstand Digital auf der Hannover Messe via mittelstand-digital.de/Ralf Büchler

Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) brauchen oft Hilfe bei der Umstellung auf elektronische Prozesse. Eigene IT-Abteilungen sind selten, externe Dienstleister teuer. Diesem Problem wollte sich die Initiative Mittelstand Digital des Bundeswirtschaftsministeriums widmen und Hilfen für diese Unternehmen bereitstellen. Petra Sitte von der Linksfraktion im Bundestag hat sich in einer Kleinen Anfrage nach dem Stand der Dinge erkundigt.

Dabei zeigt sich, dass die Digitalisierung des Mittelstands primär mit Informationsveranstaltungen und -materialien sowie Verbundprojekten forciert werden soll, etwa „Publikationen, Schulungen und Einzeldialogen sowie Informationsveranstaltungen in den Kompetenzzentren sowie mit Transferpartnern.“ Dabei geht es zum Beispiel um den Einsatz neuer Kommunikationstechnologie für mobiles Arbeiten, IT-Sicherheit und Software-Usablity.

Information ist wichtig und gut und viele der geschaffenen „Lotseneinrichtungen“ zur Kompetenzvermittlung bestehen auch nach Abschluss des zugehörigen Kernprojekts weiter. Die Antworten der Bundesregierung auf die Anfrage Sittes offenbaren aber auch Verbesserungspotential. So ist „nicht vorgesehen, die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der partizipierenden KMUs zu erheben“. Daraus und aus einer Auswertung der sich ergebenden Veränderungen könnten jedoch wertvolle Informationen für die Fortführung einer Förderung gezogen werden. Auch Sitte sieht diesen Punkt unterrepräsentiert:

Die Entwicklung von freien digitalen Prozesslösungen hilft gerade kleinen Unternehmen, die keine eigene IT-Abteilung unterhalten. Auch allgemeine Grundsätze für den sicheren Umgang mit eigenen, fremden und öffentlichen Daten müssen den Unternehmen an die Hand gegeben werden, damit diese in Rechtssicherheit handeln können. Nichtsdestotrotz konzentrieren sich die Förderungsbemühungen auf die Unternehmen und vernachlässigen damit Fragen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch Fragen der Kundinnen und Kunden der KMUs an digitalisierte Arbeitsplätze und Geschäftsabläufe. Es gibt kein Interesse dies im Zuge der Förderlinie zu erforschen oder zu beeinflussen. Das BMWi zeigt keine Bemühungen Evaluierungen durchzuführen, die zeigen könnten, ob die Informationsveranstaltungen und Beratungen das Wissen und Handeln der Unternehmen beeinflussen. Die Klickzahlen für Projektseiten der Förderlinie sind in Anbetracht von 3,6 Millionen KMUs jedenfalls nicht zufriedenstellend.

Die angesprochenen Zahlen belaufen sich für 2015 auf 10.100 Klicks pro Monat für den IT-Sicherheitsnavigator. Der IT-Sicherheitscheck wurde durchschnittlich 115 Mal aufgerufen, im aktuellen Jahr erhöhte sich die monatliche Nutzungsfrequenz auf 150. Das ist ausbaufähig. Und eine Evaluation wäre hier die naheliegende Methode, sich damit auseinanderzusetzen, ob die Angebote überhaupt auf Interesse stoßen und wie sie noch mehr Unternehmen erreichen könnten.

3 Ergänzungen

  1. Die Industrie- und Handelskammern können das auch, also das mit den Infos und Forderungen stellen und so. Z.B. https://ihk-industrie40.de/:

    IHK: Neuer Leitfaden ‎Industrie 4.0 für KMU ‎ist onlineDie „Welt“ wird zunehmend „smarter“ und die Unternehmen der Zukunft sind digital, sogar virtuell.

    6.1 Kernfragen zu Ihrem Unternehmen
    – Fordern Ihre Kunden schnellere Reaktions- und Lieferzeiten?
    – Benötigen Sie mehr Vielfalt bei Ihren Produktvarianten?
    – Möchten/müssen Sie neue Services anbieten oder Ihren Service verbessern?
    – Brauchen Sie neue Geschäftsmodelle (um neue Märkte zu erobern oder Kosten zu reduzieren)?
    – Benötigen Sie mehr Flexibilität in der Produktion?
    – Müssen Sie Ihre Entwicklungszeiten verkürzen (time-to-market)?
    – Möchten/müssen Sie neue Technologien einführen?
    – Möchten/müssen Sie mehr Prozesse digitalisieren, um effizienter zu werden?

    Das geht ab wie eine Rakete.

  2. „Beispiel um den Einsatz neuer Kommunikationstechnologie für mobiles Arbeiten, IT-Sicherheit“ Genau, deshalb präsentiert die SPD alle geschäftliche Kontakte unserer Hidden Champions und die Aufenthaltsorte der Vertreter und Manager per VDS der Konkurrenz und der ganzen Welt auf dem Silbertablet.

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