Heute wurde auf der ownCloud Konferenz in Berlin das User Data Manifesto 2.0 veröffentlicht. Neben den Autoren Frank Karlitschek, Jan-Christoph Borchardt und Hugo Roy wird das Manifest von der Free Software Foundation Europe, GNOME, KDE, Netzpolitik.org, ownCloud, Spreed, „Terms of Service – Didn’t Read“ und X-Lab unterstützt.
Dies ist ein Gastbeitrag von Björn Schießle. Björn ist stellvertretender Koordinator des deutschen Teams der Free Software Foundation Europe.
Mit dem Aufkommen von proprietärer Software war Freie Software die Antwort auf den Verlust der Kontrolle und der Freiheit. Freie Software ermöglicht es jedem, die Software zu verstehen, zu verbessern, zu verbreiten und für jeden Zweck einzusetzen. Mittlerweile sind 30 Jahre vergangen und Freie Software ist ein breit verstandenes und anerkanntes Konzept, um Freiheit in der Informationsgesellschaft zu bewahren.
Durch eine weite Verbreitung von Online-Diensten stehen wir heute vor neuen Herausforderungen. Es gibt kaum noch eine Tätigkeit, bei der keine Online-Dienste eingesetzt werden oder eingesetzt werden können. Das beginnt bei sozialen Netzwerken und erstreckt sich über das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten, das Teilen von Bilder bis hin zu vielen weiteren Tätigkeiten. Durch den zunehmenden Einsatz dieser Dienste verlieren wir mehr und mehr die Kontrolle über unsere Daten, egal ob die dahinter liegende Software frei oder proprietär ist. Der Kontrollverlust dabei geschieht oft schleichend und wird oft erst bemerkt, wenn es zu spät ist.
Aus diesen Überlegungen heraus entstand das User Data Manifesto, welches die Rechte beschreibt, die jede Anwenderin solcher Online-Dienste haben sollte:
- Kontrolle, wer auf die Daten zugreifen kann.
- Wissen, wie die Daten gespeichert sind, und welche Gesetzte und Rechtssysteme zur Anwendung kommen.
- Freiheit, die Plattform unabhängig von einem Anbieter zu wählen.
Diese Rechte besagen, dass wir immer die Kontrolle über die Daten haben sollten, die wir auf eine Online Plattform stellt. Das beinhaltet die freie Entscheidung, mit wem welche Daten geteilt werden und unter welchen Bedingungen. Darüber hinaus sollte bekannt sein, wo die Daten gespeichert sind, für wie lange sie gespeichert werden und welchen Gesetzen sie unterliegen. Außerdem sollte die Anwenderin nicht an die Plattform eines Anbieters gebunden sein, sondern jederzeit ihre Daten exportieren und zu einem anderen Anbieter übertragen können. Für den letzten Punkt ist es auch nötig, dass die Daten über offene Protokolle in Formate exportiert werden können, welche als Offene Standards definiert sind.
Die Anerkennung dieser Rechte ist ein wichtiger Baustein für eine freie Gesellschaft im Internetzeitalter. Diese Rechte lösen Freie Software nicht ab, sondern ergänzen diese, um die Freiheit auch weiterhin zu sichern. Wir sollten nicht nur bei Programmen, die wir auf unseren eigenen Computern ausführen, die Freiheit haben, diese zu verwenden, zu verstehen, zu verbreiten und zu verbessern, sondern auch bei Programmen, welche auf den Servern laufen, die unsere Daten verarbeiten. Dadurch wird sichergestellt, dass das im User Data Manifesto beschriebene Recht, die Plattform frei wählen zu können, praktisch erst ermöglicht wird. Nur wenn es mehrere Anbieter eines Dienstes gibt oder der Anwender die Möglichkeit hat, den Dienst selber zu betreiben, kann er diese Freiheit auch wirklich in Anspruch nehmen.
Das User Data Manifesto ist ein guter Anfang für eine wichtige Diskussion über die Rechte von Anwendern beim Einsatz von Onlinediensten, an der sich möglichst viele Organisationen beteiligen sollten, um solche Dienste voranzubringen, welche unsere Rechte und Freiheit respektieren.
Zurück in Demokratie und Freiheit.User Data Manifesto 2.0 ist dazu ein wichtiger Schritt.