Syrien ist offline [UPDATE]

Google, Renesys, OpenDNS und andere bemerkten gestern Abend, dass es plötzlich keinen Datenverkehr mehr von und nach Syrien gab.

Im November 2012 hatte es bereits einen zweitägigen Blackout gegeben, und beide Seiten des Bürgerkriegs beschuldigten die jeweils andere der Sabotage. Später meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana, dass das Internet in Damaskus „nach Wartunsarbeiten wieder funktioniere“. Die Ursache für den aktuellen Ausfall ist noch nicht bekannt. Laut dpa vermuten Flüchtlinge, die seit Dienstagabend die Grenze überquerten, und Rebellen, die auf Satelligenverbindungen zurückgreifen können, dass die Regierung von Präsident Baschar al-Assad die Kommunikation absichtlich gestört habe. Cloudflare beobachtete:

Today at 18:48 UTC, Syria dropped off the Internet. Based on the data we collect from our network, as well as reports from other organizations monitoring network routes, it appears that someone systematically withdrew the BGP (Border Gateway Protocol) routes from the country’s border routers. This is the same technique that was used to withdraw Syrian Internet access last November.

Wie Heise Online berichtet, führen vier Unterseekabel nach Syrien: zwei von Zypern und je eines vom Libanon und von Ägypten, und alle laufen in der selben Landestation in Tartus zusammen.

Die USA und Russland haben gestern eine bessere Zusammenarbeit zur Beendigung des Bürgerkriegs in Syrien angekündigt. Man habe sich auf die Einberufung einer internationalen Konferenz verständigt, möglichst noch in diesem Monat.

Google bestätigte gestern ebenfalls den Ausfall, und schlägt den Service Speak2Tweet als Kommunikationsmittel für diejenigen vor, die eine Telefonverbindung haben: Damit können bestimmte internationale Telefonnummern angerufen und eine Sprachnachricht hinterlassen werden, die dann getwittert wird.

Update

Nach rund 20 Stunden waren die Server in Syrien wieder erreichbar. Die Opposition spricht von einem Sabotageakt des Assad-Regimes, diese wiederum macht einen Kabeldefekt für den Kommunikationsstillstand verantwortlich.

6 Ergänzungen

  1. Ein Unterseekabel von Libanon nach Syrien? Da muss man sich aber arg anstrengen für!!!

  2. Giftgasangriffe, Massaker und Folterungen und jetzt das Internet kappen, damit die Welt die Bilder nicht mehr so leicht zu Gesicht bekommt. Assad muss weg…

    1. Sorry da hat wohl einer nicht aufgepaßt. Die UN hat keine Beweise für einen Giftgasangriff der Assad-Truppen gefunden.
      Ganz im Gegenteil laut UN gibt es Indizien dafür, dass die Rebellen Giftgas verwendet haben.
      Es gibt genauso Beweise dafür, dass sie Achso Tollen Rebellen Massaker und Folterungen vornehmen.
      Was genau in Syrien vorgeht können wir vor den Bildschirmen nicht wissen. Auch die meisten Medien haben keine Leute in Syrien. Eine Bewertung der Situation in Syrien ist fast unmöglich. Wir können und müssen leider davon ausgehen, dass wir die Wahrheit nicht kennen und auch dass keine Seite in diesem Krieg unschuldig sein wird. Wenn man eines aus den Kriegen der letzten Jahrzehnte lernen kann, ist es dass keine Seite im Krieg unschuldig bleibt, egal wie gut die Absichten sind.

    1. Die Syrer hätten eben mit ihrem Datenverbrauch „haushalten“ müssen.

      Btw. Ich glaube, die Nummer mit dem „Haushalten“ bei Datenvolumina wird noch ein sehr schönes Meme.
      Motto: „Ich habe einen IQ von 70, deshalb muss ich mit dem Denken haushalten. Danke, dass mir die Telekom erzählt, was gerecht ist.“

  3. „Wartunsarbeiten“ & „Satelligenverbindungen“ … schreibt hier die Heise-Redaktion? :rolleyes:

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.