Seit geraumer Zeit schon, versucht Iran seine Bürger vom internationalen Internet so gut wie möglich abzuschotten. Dazu gehört die Sperrung von Diensten wie Facebook, Twitter oder Youtube und die strenge Überwachung von VPN-Verbindungen. Andererseits versuchen sich die iranischen Behörden aber auch im Nachbau populärer westlicher Plattformen wie Youtube oder Google Earth, um die Nutzer im nationalen Netz zu behalten. Die neueste Idee der iranischen Führung ist dabei der Aufbau eines staatlichen E-Mail-Systems bei dem jeder iranische Bürger automatisch eine E-Mailadresse zugewiesen kriegt, wie Reuters berichtet.
Kommunikationsminister Mohammad Hassan Nami verkündete am Montag das neueste Projekt. iranische Videoportal Mehr zitierte Nami wie folgt:
For mutual interaction and communication between the government and the people, from now on every Iranian will receive a special email address. With the assignment of an email address to every Iranian, government interactions with the people will take place electronically.
Die E-Mailadressen mit der Domain „mail.post.ir“ sollen dabei einem jeder iranischen Bürger automatisch zugeteilt werden. Nami äußerte sich jedoch nicht, ob die Nutzung der neuen Adressen verpflichtend sei oder ob es sich um ein Angebot der iranischen Regierung handele. Er kündigte jedoch an, dass die Kommunikation mit iranischen Behörden nur über jene neuen Mailadressen abgewickelt werden könne. Also quasi ein Zwang durch die Hintertür. Insgesamt kann der Schritt der Einführung dieses staatlichen Angebots vermutlich so gedeutet werden, dass Iran immer weiter versucht ein nationales Internet aufzubauen und so die Bürger vom international Netz abzuschneiden. Einerseits kann Iran so die Kontrolle über seine Bürger ausweiten, andererseits aber auch die Inhalte im Netz sehr viel gezielter steuern.
Auch wenn diese Pläne des Iran nichts Neues sind, kommt die Ankündigung doch ein wenig unerwartet. So hatte der vor knapp einem Monat neue gewählte iranische Präsident Hassan Rohani angekündigt, weniger in das Privatleben der iranischen Bürger eingreifen zu wollen. Dazu zähle auch, die Filter- und Zensuraktivitäten im Internet und anderen Medien zu begrenzen. Es bleibt also abzuwarten wie Rouhani, der Mahmud Ahmadinedschad am 3. August 2013 als iranischer Präsident ablösen wird, auf die neu vorgestellten Pläne reagieren wird.
Vielleicht irre ich mich, aber ist das nicht einfach ein iranisches De-Mail? „Government interactions with the people“, darum gehts doch bei uns auch. Sind Sie sicher, dass sie bei einem anderen Staat genauso von „Abschottung“ geschrieben hätten?
„Er kündigte jedoch an, dass die Kommunikation mit iranischen Behörden nur über jene neuen Mailadressen abgewickelt werden könne. Also quasi ein Zwang durch die Hintertür.“
Hört sich an wie De-Mail! /zynoff