Vor einer Woche habe ich an dieser Stelle über Pläne der Freien Universität Berlin berichtet, exklusiv auf iTunes U als Plattform für digitale Lerninhalte zu setzen. Mittlerweile rudert das Präsidium der Universität zurück und lässt via Pressesprecher ausrichten, dass iTunes U doch nicht exklusiv sondern nur als erste „international bekannte“ Plattform zum Einsatz kommen soll. So berichtet es jedenfalls die TagesWEBschau in ihrer heutigen Ausgabe, für das ich einen Skype-O-Ton beisteuern durfte (siehe Video).
Hauptgrund dafür dürfte das kritische Medienecho zum Thema gewesen sein:
- Hanno Böck auf golem.de: „Lehrinhalte nur über iTunes“ sowie
- für die taz: „Nicht ohne meinen Apfel„
- Sarah Schaschek für den Tagesspiegel: „Fesselt sich die FU an Apple?“ (im Artikel steht leider fläschlicherweise, zum bloßen Betrachten der Vorlesungen wäre ein Apple-Account notwendig; das ist er aber nur für das Einstellen von Inhalten. Das Ansehen erfordert bloß iTunes.)
Außerdem hat auch FU-Kollege Anatol Stefanowitsch noch einen ausführlichen Blogeintrag zum Thema beigesteuert („<strike>Freie</strike> iTunes Universität Berlin?„) und morgen nächste Woche wird es einen längeren Beitrag im Magazin „Campus und Karriere“ des Deutschlandfunks geben.
Bleibt die Hoffnung, dass sich im Zuge der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht nur die FU Berlin sondern auch andere Universitäten etwas kritischer mit ihren E-Learning-Strategien auseinandersetzen und verstärkt in offene Ansätze (Open Educational Resources, OER) investieren.
[Update]
Wie Anatol Stefanowitsch in einem weiteren Blogeintrag zum Thema ausgeführt hat, ist das Abwiegeln der FU Berlin noch nicht als Entwarnung zu verstehen:
„Es klingt also zunächst wie eine Entwarnung. Beim näheren Hinsehen zeigt sich aber, dass sich an der im Brief ausgedrückten Position nichts geändert hat“
Online ist inzwischen auch das Feature des Magazins „Campus & Karriere“ des Deutschlandfunks, wo ich u.a. wie folgt zitiert werde:
„Erstens finde ich es problematisch, dass man hier Geld und Zeit in die Hand nimmt, um in eine kommerzielle Plattform zu investieren, an Stelle eine offene zu betreiben, von der aus dann durchaus auch iTunes U und andere Plattformen bespielt werden können. Das zweite Problem ist, dass eine Plattform wie iTunes U nicht so breit zugänglich ist, weil nur Leute, die Geräte haben, auf denen ein iTunes läuft, dann auf diese Inhalte zugreifen können und das dritte Problem: als Lehrender selbst, der quasi nicht iTunes U nutzen möchte, bin ich damit auf mich allein gestellt, kann nicht die Unterstützung der FU in Anspruch nehmen, hab auch keine rechtliche Absicherung und für Kolleginnen und Kollegen von mir, die Linux einsetzen, gibt es gar keine Möglichkeit, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen.“
Außerdem wird in dem Beitrag auf Bedenken der FU-Studierendenvertreter sowie der Datenschutzbeauftragten verwiesen. Wie meistens beim Deutschlandfunk gibt es die Sendung als MP3 zum Nachhören.
Hier am KIT in Karlsruhe startet am 1.4. auch ein Angebot über iTunes. Ich hab bisher leider auch nirgends erkennen können, dass die Inhalte auch frei zugänglich gemacht werden. Hier gibt’s die FAQ, da steht das auch so drin: http://itunesu.informatik.kit.edu/64.php
„[die] Inhalte stehen allen Anwenderinnen und Anwendern der iTunes-Software ohne Anmeldung kostenlos zur Verfügung.“
… na danke …
Toll, wegen diesem dummen Theater scheint es jetzt garnichts zu geben.
Hauptsache politisch korrekt gemeckert…
Danke für diesen Qualitätskommentar. Die Frage ist nur, wie kommen Sie darauf? Aus einem Termin beim Präsidium kann ich berichten, dass es ein Angebot gehostet und zugänglich über einen FU-Server geben wird, das auch – aber eben nicht nur – via iTunes U verfügbar sein soll.
Darauf bin ich gekommen weil es bisher nichts gab.
Aber wenn es kommt dann freut mich das und wenn es nicht nur bei iTunes ist sogar noch mehr.
Mich würde auch mal interessieren wann denn Inhalte kommen werden?
Das Präsidium hat gesprochen:
http://fuwatch.de/wp-content/uploads/2013/06/Antw.-P-WiMi-Anfrage-ITunes.pdf