Torrentfreak ist als populäre, englischsprachige Nachrichtenseite bekannt, welche vorrangig über die Themenbereiche Bittorrent, Filesharing und Urheberrecht berichtet. Nun hat es Torrentfreak aber selbst erschwischt und wird vom größten US-amerikanischen Kabelnetzbetreiber Comcast beschuldigt, unrechtmäßig urheberrechtlich geschütztes Material des Konzerns auf der eigenen Webseite genutzt zu haben. Comcast droht nun Klage gegen Torrentfreak einzureichen, sollte das verwendete Material nicht binnen fünf Tagen von der Homepage entfernt werden. Das Problem daran: Torrentfreak gibt an, überhaupt nicht zu wissen was sie falsch gemacht hätten.
Den Vorwürfen von Comcast war ein ein Artikel vom 15. August von Torrentfreak vorausgegangen. Unter dem Titel „Copyright Troll Ran Pirate Bay Honeypot, Comcast Confirms“ berichtete Torrentfreak über die amerikanische Anwaltskanzlei Prenda Law, welche einen sogenannten Honeypot eingerichtet haben soll, um Nutzer bei Urheberrechtsverletzungen auf frischer Tat zu ertappen. Prenda Law ist keineswegs ein unbeschriebenes Blatt, was die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen angeht und wird auch gerne als sogenannter „Copyright-Troll“ bezeichnet, also als Unternehmen, welches sich die Rechte an bestimmten Werken oder Produkten nur sichert, um mit der Durchsetzung des Urheberrechts Geld zu verdienen. Bereits im Juni berichtete Torrentfreak über erste Anzeichen dafür, dass Prenda Law die Werke die sie angeben schützen zu wollen, selbst im Internet verteilen um die Nutzer, welche sie dann herunterladen, rechtlich zu belangen.
In dem besagten Bericht vom 15. August, an welchem sich Comcast nun stört, schildert Torrentfreak, dass die Vorwürfe gegen Prenda Law mit großer Wahrscheinlichkeit zutreffen. Das geht aus einer sogenannten Subpoena, bei der Auskünfte unter Androhung einer Strafe eingefordert werden, an Comcast hervor, welche Torrentfreak vollständig auf ihrer Seite veröffentlichte. Comcast bestätigt darin nämlich, dass ein Internetanschluss, von dem mehrfach urheberrechtlich geschütztes Material verbreitet wurde, auf die Firma „Steele | Hansmeier PLLP“, auch als Prenda Law bekannt, angemeldet ist. Somit liegt die Vermutung nahe, dass Prenda Law bewusst urheberrechtlich geschütztes Material im Internet verbreitet um Urheberrechtsverletzungen zu provozieren.
Am Montag dieser Woche wurde Torrentfreak jedoch von Cyveillance, einem IT-Sicherheitskonzern, der scheinbar die Markenrechte von Comcast vertritt, ein „cease and desist“, einer Art Abmahnung, überbracht, indem Torrentfreak aufgefordert wird jegliches geistiges Eigentum des Unternehmens Comcast von ihrer Seite zu entfernen. Sollte Torrentfreak diesem nicht innerhalb von fünf Tagen nachkommen, werde Comcast Klage einreichen.
Das Problem: Cyveillance gab nicht an, um welches Eigentum von Comcast es überhaupt gehe. Erst durch eine direkte Nachfrage durch Torrentfreak gab Cyveillance bekannt, dass es sich um jene Subpoena handele, die Torrentfreak am 15. August veröffentlichte. Jedoch ist bis heute nicht klar, worin nun genau die Urheberrechtsverletzung besteht. Torrentfreak gibt nämlich an, dass Gerichtsunterlagen, wozu auch jene Subpoena zählt, als „Public Domain“ öffentlich zugänglich sind und somit von Reportern ohne Einschränkungen genutzt werden dürfen.
Torrentfreak gibt an, mit mehreren Experten gesprochen zu haben, welche ihnen bestätigt hätten, dass sie nichts falsch gemacht hätten. Comcast hat bis heute nicht bei Gericht beantragt die Akten zu schließen, weshalb sie noch immer frei zugänglich sind. Mittlerweile wurde auch dem Provider von Torrentfreak ein „cease and desist“ zugestellt, weshalb dieser nun damit droht die IP-Adresse von Torrentfreak zu blockieren. Zur Zeit bleibt Torrentfreak aber nichts weiter übrig als zu hoffen, dass sich die Vorwürfe klären werden und die Seite online bleibt, da Cyveillance nicht mehr auf Anfragen von Torrentfreak reagiert. Insgesamt stellt der Fall ein erschreckendes Beispiel dafür dar, welche Macht große Unternehmen mit Hilfe des Urheberrechts ausüben können.
UPDATE: Wie Torrentfreak in einem Update ihres Beitrags bekannt gab, hat Comcast gegenüber Torrentfreak eingeräumt, dass der ganze Vorgang ein „Fehler“ gewesen sei:
Update 7pm CET: A Comcast spokesperson responded to an inquiry we sent to the company’s lawyers:
“[I] am replying to let you know that the cease and desist was sent in error, and you may disregard it. We apologize for any confusion this may have caused.”
Wäre „Cease & Desist“ nicht eher mit einer Abmahnung zu übersetzen? Verfügung ist ein hoheitlicher Akt während bei C&D eine private Entität einer andere sagt, dass sie deren Rechte verletzt.
Danke schön, stimmt natürlich. Ich habe es geändert.
es fehlt ein ‚b‘ in der Überschrift –> ange(b)licher ;-)
Danke :)
vo(r)rausgegangen –>ein ‚r‘ zuviel ;-)
Ich mag auch Kafka.
Hat sich erledigt.
Update 7pm CET: A Comcast spokesperson responded to an inquiry we sent to the company’s lawyers:
“[I] am replying to let you know that the cease and desist was sent in error, and you may disregard it. We apologize for any confusion this may have caused.”