Auch in Deutschland erfreut sich die satirische Nachrichtensendung „The Daily Show“ mit Jon Stewart ständig wachsender Beliebtheit. Gerade in Wahlkampfzeiten ist die Sendung eine äußerst unterhaltsame Möglichkeit über aktuelle politische Entwicklungen in den USA am Laufenden zu bleiben. Kernstück der Daily Show ist etwas, das der österreichische Journalist Robert Hochner einmal als „die Rache der Journalisten an den Politikern“ bezeichnet hat: die Konfrontation aktueller Aussagen und Behauptungen mit dem Nachrichtenarchiv.
Die New York Times berichtet nun von einem neuen und hierzulande mit 7-Tage-Depuplikationspflicht für öffentlich-rechtliche Inhalte utopisch anmutenden Service: Das von Brewster Kahle 1996 gegründete Internet Archive startet ab sofort ein TV-News-Portal, in dem sich sämtliche Nachrichtensendungen der vergangen drei Jahre von über 20 Kanälen nach Inhalten durchsuchen und Ausschnitte daraus ansehen lassen. Und Kahle begründet diese Initiative gegenüber der New York Times unter Verweis auf Jon Stewart:
„Let a thousand Jon Stewarts bloom.“
Passenderweise gehört Jon Stewarts Daily Show genauso zu den archivierten Inhalten wie die komplette 24/7-Berichterstattung von CNN der letzten sowie der kommenden Jahre. Denn neue Inhalte sollen künftig 24 Stunden nach Ausstrahlung zum Archiv hinzugefügt werden. Außerdem sollen schrittweise und Jahr für Jahr auch die vergangenen Nachrichtensendung zurück bis zum Beginn des Fernsehens digitalisiert und durchsuchbar gemacht werden.
In voller Länge lassen sich die gefundenen Sendungen dann kostenpflichtig auf DVD für 30 Tage ausleihen oder kostenlos in der öffentlichen Bibliothek des Internet Archives in San Francisco ansehen. Inwieweit eine Downloadmöglichkeit geplant ist und ob bestimmte Inhalte auch kostenlos angeboten werden können, wurde noch nicht bekannt gegeben. Gleiches gilt für internationale Erweiterungen des derzeit auf US-Nachrichtensendungen beschränkten Angebots.
Eine wesentliche Voraussetzung für die sinnvolle Nutzung solcher Mitschnitte sind die Transkripte, die in den USA sehr verbreitet (vielleicht sogar gesetzlich vorgeschrieben?) sind.
Tolle Sache jedenfalls. Und es zeigt wieder einmal, wie leer diese Silo-Apps einzelner Medienhäuser sind, die bis heute nicht einmal das eigene Archiv sinnvoll mit einfließen lassen (Gegenbeispiele werden gerne angenommen.)
Genau deswegen sollte die Laufzeit der Urheberrechte drastisch reduziert werden. Damit es einfacher wird solche Inhalte zu digitalisieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Was die Verteilung der Inhalte angeht: Das Archive bräuchte im Prinzip nur einen Torrent-Tracker für diese Inhalte anbieten, zumindest für diejenigen, die unter einer entsprechenden „Free2Share“-Lizenz stehen.
Nicht zu vergessen der Colbert Report!