Buch-Empfehlungen aus 2012

Auch in diesem Jahr sind wieder viele Bücher erschienen, die zu den Themen dieses Blogs gehören. Im Gegensatz zu den Vorjahren fällt es mir auch zunehmend schwerer, alle am Ende des Jahres in ein Blog-Post zu packen. Einerseits, weil es echt viel mehr Erscheinungen rund um Netzpolitik gibt und dann schaff ich es auch nicht mehr, alle Bücher zu lesen, die hier auf dem Stapel landen. Oder nicht mal hier ankommen, weil sie auf meiner Wunschliste auf Bestellung warten. Aber das sind zumindest die Bücher, an die ich mich positiv erinnere.

„This Machine Kills Secrets: How WikiLeakers, Hacktivists, and Cipherpunks are Freeing the World’s Information“ von dem Forbes-Journalisten Andy Greenberg beschreibt die kulturellen Hintergründe von Wikileaks & Co, geht tief in die Geschichte der Cipherpunks hinein und beschreibt auch andere Leakingplattformen, die nicht soviel Aufmerksamkeit erhalten haben wie das Projekt von Julian Assange. Ich fand es spannend zu lesen, da es mir noch ein paar Hintergründe vermittelt hat, die ich so noch nicht kannte. Wahrscheinlich das beste Buch zum Themenkomplex Leaking im Moment. Kostet 9,78 Euro in der Kindle-Variante und 13,95 Euro gedruckt (Partnerlink).

Johnny und Tanja Haeusler von spreeblick.com haben im Goldman-Verlag über ihre Erfahrungen als Eltern mit digitalisierten Kindern geschrieben: „Netzgemüse: Aufzucht und Pflege der Generation Internet“ nimmt auf 278 Seiten viele Ängste, die uninformierte Eltern mit diesem Internet haben und navigiert durch die Hürden und Herausforderungen im Medienwandel. Das Buch kostet 9,99 Euro und das Kindle-eBook 8,99 Euro (Partnerlink).

In „Secret Manoeuvres in the Dark: Corporate and Police Spying on Activists“ beschreibt die niederländische Journalistin Eveline Lubbers, wie Unternehmen und Sicherheitsbehörden Geheimdienstmethoden nutzen, um Aktivisten auszuspionieren. Das beginnt mit einem historischen Umschlag, beginnend in der Frühphase des Kapitalismus bis hin zu aktuellen Fällen, wie dem britischen Geheimdienstler, der bei seiner Arbeit mehrere Aktivistinnen geschwängert hat. Das Buch hilft einem nicht unbedingt, nicht an Verschwörungstheorien zu glauben. Aber in Zeiten, wo selbst Industrielobbys die Mailkommunikation von Ministerien anzapfen, sollte man immer etwas auf der Hut sein. Das Buch kostet 26,00 Euro oder 18,75 Euro in der Kindle-Version (Partnerlink).

Mein Lieblingsbuch in diesem Jahr ist gar nicht 2012 erschienen. Es kommt trotzdem in den Überblick, weil ich es allen Musik-Nerds nur empfehlen kann. In „Last Night a DJ Saved My Life: The History of the Disc Jockey“ wird die Geschichte der Tanzmusik erklärt, die auch sehr viel mit der Entwicklung der Musikindustrie zu tun hat. Das fängt bei den ersten Radiosendungen an und endet leider bereits 2000. Dazwischen lernt man viele Subkulturen kennen, die einem vorher nicht bewusst waren, die aber in der historischen Zeitleiste wichtig für die Entwicklung von bestimmten Stilen waren. Wer weiß schon, dass in den 60er Jahren im britischen Norden Menschen in kleinen Dorf-Discotheken auf Speed zu Northern Soul getanzt haben und diese Subkultur wegweisend für die Entwicklung britischer Dance-Music wurde? Das Buch kostet 11,80 Euro.

Auch in diesem Jahr erschienen ist „Die Digitale Gesellschaft – Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage“, das ich mit Falk Lüke zusammen geschrieben habe. Das Buch fast vieles zusammen, was wir als Netzpolitik bezeichnen. Es wendet sich sowohl als Einsteiger als auch an Fortgeschrittene, so dass man es sowohl den Eltern zu Weihnachten schenken als auch selbst lesen kann. Das Buch kostet 14,99, die Kindle-Version kostet 12,99 (Partnerlink).

Rebecca McKinnon hat dieses Jahr endlich „Consent of the Networked: The Worldwide Struggle for Internet Freedom“ veröffentlicht. McKinnon ist Mitgründern von GlobalVoicesOnline und eingen anderen Initiativen und forscht seit einigen Jahren über Netzpolitik. An dem Buch hat sie einige Jahre geschrieben und eigentlich sollte es sich um China drehen. Doch daraus wurde ein Buch, das netzpolitische Entwicklungen weltweit beschreibt, wie das Internet immer mehr zur Kontrolle und Zensur eingesetzt wird. Und welche Alternativen es gibt. „Consent of the Networked“ ist eines der Grundlagenbücher, die man gelesen haben sollte. Ich hab auch noch auf irgendeinem Datenträger ein längeres Interview mit ihr, was ich mal wieder finden und bearbeiten müsste, um es als Netzpolitik-Podcast zu releasen. Das Buch kostet 20,70 Euro oder 14,41 Euro als Kindle-Version.(Partnerlink).

Zu „Trust Me, I’m Lying: Confessions of a Media Manipulator“ hab ich eine gespaltene Meinung. Einerseits war es spannend, mal zu lesen, wie bespielbar Blogs sein können, wenn PR-ler versuchen, diese zu manipulieren. Dabei geht es nicht mal um Hobby-Blogger, sondern vor allem um die Journalistischen Blog-Fabriken (manchmal auch Über-Blogs genannt), also die Huffingtons, Mashables & Co. Das ist die Stärke des Buches. Die Schwäche ist, dass der Autor offensichtlich ein Buch befüllen musste und der Inhalt auch auf ein Drittel gepasst hätte. Es gibt daher regelmäßig Redundanzen. Was man in dem Buch lernt: Wir stellen uns hier zu unkommerziell an, wenn wir Blog-Beiträge mit vielen Infos auf einmal schreiben. Wenn man viele Klicks haben will, um Werbung zu verkaufen, packt man jede neue Info in einen neuen Artikel und der darf nicht länger als 800 Zeichen haben. Das Taschenbuch kostet 12,55 Euro(Partnerlink).

Die Forbes-Reporterin Parmy Olson hat in „We Are Anonymous: Inside the Hacker World of LulzSec, Anonymous, and the Global Cyber Insurgency“ die Geschichte von Anonymous, bzw. Lulzsec aufgeschrieben. So genau weiß man das nicht, weil Anonymous, aber die Geschichte liest sich teilweise äußerst detailliert und vielelicht hat sie tatsächlich einige der Protagonisten ausfragen können und vielleicht haben die ihr auch die Wahrheit erzählt. Falls das so ist, liest man in ihrem Buch fast minutiös, wie eine kleine Gruppe teils jugendlicher Aktivisten erst mal viele Anonymous-Aktionen koordiniert haben um dann unter dem Lulzsec-Label eine Menge Unsinn anstellen konnten. Bis sie vom FBI infiltriert wurden und wohl über einen kommerziellen VPN-Provider gestolpert sind, dem sie ihre Privatsphäre anvertraut hatten. Das Taschenbuch kostet 11,00 Euro.(Partnerlink).

Liegt noch auf der Lese-Liste, aber bei Gabriella Coleman kann man davon ausgehen, dass das Buch Hand und Fuß hat: In „Coding Freedom: The Ethics and Aesthetics of Hacking“ hat sie aus anthropologischer Sicht über Freie Software und Open Source Communities geschrieben. Das Buch ist noch unterwegs zu uns, kann aber auch parallel für 14,42 als Kindle-Variante oder für 21,70 Euro in gedruckter Form erworben werden. (Partnerlink)

Von Daniel Suarez kam als Nachfolger von „Daemon/FreedomTM“ dieses Jahr „Kill Decision“ raus. In dem Roman geht es um Drohnen und andere automatisierte Kriegsmaschinen, die etwas außer Kontrolle geraten. Wie immer ein spannender Zukunfts-Gegenwarts-Roman von Suarez, der zahlreiche Fragen aufwirft, wie wir denn jetzt mit dieser Technologie umgehen sollten. Das Buch gibt es für 16,95 Euro und die Kindle-Variante kostet 14,96 Euro (Partnerlink).

Morgen oder am Montag erscheint dann noch unser „Jahrbuch Netzpolitik 2012 – Von A wie ACTA bis Z wie Zensur“.

Was hab ich vergessen?

(Bilder gibt es, sobald wir herausgefunden haben, warum nach dem heutigen Update auf WordPress 3.5 der Bilder-Upload nicht mehr funktioniert)

8 Ergänzungen

  1. „Was hab ich vergessen?“

    „Post-Privacy – Prima leben ohne Privatsphäre“ von Christian Heller (bestes Buch des Jahres imho)

    „Interop: The Promise and Perils of Highly Interconnected Systems“ von John Palfrey und Urs Gasser

    und

    „Internet – Segen oder Fluch“ von Kathrin Passig und Sascha Lobo

    1. @Marcel Weiss: danke. „Post-Privacy“ ist aber aus dem letzten Jahr, „Interop“ müsste auf meinem Wunschzettel stehen und „Fluch oder Segen“ wurde uns nicht als Rezensionsexemplar zugeschickt.

  2. “Was hab ich vergessen?”

    „Pirate Cinema“ von Cory Doctorow. Beschäftigt sich als Roman mit den Themen Privacy, Überwachung, Three Strikes und den Folgen auf die Gesellschaft.

  3. Auch nicht schlecht imho:
    „NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns“ (Miriam Meckel 2012)
    „Filter Bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden“ (Eli Pariser, Ursula Held 2012)
    „Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien: Radikaler Wandel als schrittweise Rekonfiguration“ (Ulrich Dolata, Jan-Felix Schrage 2012 – Soziologen können scheints keine kurzen Titel)

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.