Abkürzungsorgie bei WDR.de: ACTA, CETA, IPRED

Insa Moog vom WDR hat mich zum Thema potentielle ACTA-Nachfolger CETA oder IPRED interviewt und am Ende auch nach meinen Vorschlägen für ein zeitgemäßes Urheberrecht gefragt:

WDR.de: Was schlagen Sie vor, um das Urheberrecht zeitgemäß zu gestalten?

Dobusch: Ich bin ein Fan eines Urheberrechts, das als Investitionsschutz seinen Zweck erfüllt. Gleichzeitig sollte das Urheberrecht im normalen Internetalltag keine große Rolle spielen. Deshalb ist es an der Zeit, seinen Schrankenkatalog aufzuweichen, damit zum Beispiel nicht schon beim Teilen von Handy-Videos auf Blogs regelmäßig Urheberrechte verletzt werden. Mein Vorschlag wäre, ein Moratorium über die Verhandlungen von internationalen Abkommen über geistiges Eigentum zu verhängen. Also nicht weiter Klauseln verhandeln und stattdessen die europäische Reformdebatte zu führen.

Abkürzungen, die am Rande auch noch Thema waren, es aber nicht mehr in den Interviewtext geschafft haben: Folgen von ITU & ITR für Netzneutralität sowie Überwachung durch INDECT.

10 Ergänzungen

  1. Urheberrecht gab es schon vor dem Urheberrechtsgesetz. Menschen vertrauen einander Geheimnisse an und besprechen die Regeln der Weitergabe. Wenn ein Bäcker seinem Kollegen ein geheimes Rezept gibt, so entsteht automatisch Urheberrecht. Wer ein Kochrezept im Internet findet, der darf es natürlich unbeschränkt nutzen und weiter geben. Denn der Finder hat ja nie eine Geheimhaltung versprochen.

    Und man kann nie genug darauf hinweisen, dass digitale Lieder tatsächlich mit „Kochrezepten“ gleichzusetzen sind.

    Zum Thema Urheberrecht hat mir diese Seite sehr weiter geholfen: http://imaginäreseigentum.de/

    Die verlinkte Seite beleuchtet die Legitimität des staatlichen Urheberrechts in der heutigen Form.

  2. Man sollte diesen ganzen kommerziellen Müll aus dem Netz verbannen. In dem man zum Beispiel mit hoher Aggressivität gegen Werbetreibende vorgeht. Das funktioniert im übrigen ziemlich gut.
    0-Toleranz

    1. Traurig aber wahr. Dabei könnte alles so einfach sein. Man schafft einfach das staatliche Urheberrecht ab, bzw kürzt es auf ein legitimes Minimum:

      § 1
      Immaterielle Werte sind Daten, wie Musik, Bilder, Filme, Datenbanken, Ideen und auch personenbezogene Daten.

      § 2
      Jeder hat das Recht, Daten geheimzuhalten. Ein Zwang auf Herausgabe von Daten besteht nicht.

      § 3
      Jeder hat das Recht, seine Daten zu verbreiten. Eine Einschränkung durch Zensur ist nicht zulässig.

      § 4
      Jeder darf seine Rechte veräußern.

      § 5
      Versprechen auf Geheimhaltung von Daten müssen eingehalten werden.

      § 6
      Versprechen auf Weitergabe von Daten müssen eingehalten werden

      § 7
      Bei Zuwiederhandlungen ist Schadensersatz zu leisten

      —-
      War so ne spontane Niederschrift. Habe ich etwas übersehen?

      1. Ups, § 3 ist missverständlich. Da muss das „seine“ entfernt werden.

        Denn schließlich sollte man auch anderer Daten verbreiten dürfen. (Es sei denn, man hat versprochen dies nicht zu tun)

        Meinungen?

  3. „Ich bin ein Fan eines Urheberrechts, das als Investitionsschutz seinen Zweck erfüllt.“

    Seit wann ist der „Zweck des Urheberrechts“ der Schutz von „Investitionen“?

    Das Urheberrecht als „Investitionsschutz“ ist nicht die Lösung, sondern – ganz im Gegenteil – das Problem: Früher ging es beim Urheberrecht (idealtypisch) um den Schutz der Urheber, der Kreativen. Heute geht es (immer mehr) um den Schutz der Verwerter, der Industrie, der Investitionen. Das ist DIE entscheidende FEHLENTWICKLUNG, die gestoppt werden muss.

    Wie soll denn der Zusammenhang zwischen „Investition“ und Urheberschutz aussehen? Je höher die „Investition“, desto höher/stärker der Schutz?

    Wie hoch war die Investition von Paul McCartney, als er „Yesterday“ träumte?

    1. Solange kein besseres System gibt und s sieht nicht danach aus gilt: „Business as usual“!
      Anscheinend haben die Meisten von euch immer noch nicht begriffen, dass wir im Zeichen des Neoliberalimus leben.
      Gesetze werden gemacht um „Eigentum“ zu schützen und die Macht in einige wenige Hände zu verteilen!

      1. Falsch. Derzeit werden gesetze gemacht, um Eigentum zu verletzen. Würde der Staat das Eigentum schützen, so dürfte er es nicht stehlen. Würde der Staat das Eigentum schützen, so dürfte er nicht bestimmen, wie man seinen Computer und Internetanschluss zu nutzen hat.

        Wir haben heute kein Recht auf Eigentum mehr. Und genau das ist das Problem. Wir dürfen über unseren Computer, über unsere WLANs,… nicht selbst bestimmen. Düften wir dies, so wären wir frei.

        Fast immer, wenn sich Macht oder Kapital in die Hände von wenigen bewegt, ist der Staat mit seinen Eigentums-Einschränkungs-Gesetzen Schuld.

        Besonders widerlich sind künstliche Monopole. Da schimpfen dann immer einige wenige auf den „Neolilberalismus“ und beschwören damit das erste von mir genannte Szenarie, nämlich die zunehmende Enteignung mit der damit einhergehenden Entrechtung.

        Eigentum hat in der Vergangenheit die Freiheit noch immer am besten beschützt.

    2. Wie soll denn der Zusammenhang zwischen “Investition” und Urheberschutz aussehen?

      Ich (als Urheber) schreibe ein Buch, dann kommt ein fremder Verlag, klaut es mir (im Sinne von „Raubbkopie“ nicht physikalischem Diebstahl), druckt es, verdient Geld damit und ich gehe leer aus. Mein Verlag, der vlt schon in mich investiert hat, hat dann auch das Nachsehen.

      Also zumindest glaube ich, so ungefähr ist es gemeint ;-)
      In deinem Paul McCartney Beispiel hieße das ein fremdes Label veröffentlich den Song „Yesterday“ und macht Geld damit.

      Stimme Leonhard da auch zu. Bleibt aber die Frage, wie weit dieser „Investitionsschutz“ gehen soll. Weicht man das Urheberrecht zu sehr auf, hat sich das mit dem Geld verdienen an digitalen Werken eh erledigt ;-)

  4. Das hilft. So klar habe ich es noch nie gelesen. “ Investoren“ sollen also geschützt werden, , und “ Nichtinvestoren“ sollen in die Röhre gucken,r.
    Wer ist mit Investoren gemeint, vermute ich richtig Firmen wie Google, Facebook, Ebay, oder sonstwer, der das Netz zur Kommerzialisierung nutzt, oder wer dann, wenn diese nicht ?Und die anderen, ich vermute Menschen, welche mit Investition Ihres Grips und Ihren Können Inhalte schaffen um davon zu leben, so ganz ohne materielle Investition, sind ja gar nicht so wenige. Mir würde eine ganz banale Liste von “ Investoren“ und nicht Investoren “ genügen, nur zur Vermeidung, das ich da womöglich etwas falsch verstanden habe.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.