Neues von der Biometrie-Front

Der Bundesrat hat am vergangenen Freitag zentrale Datenbanken für die biometrischen Daten gefordert. Diese sollte es eigentlich laut Innenministerium nie geben. Das war zumindest die Propaganda bei der Einführung der biometrischen Daten in Pässen. Der Chaos Computer Club wendet sich jetzt in einer Pressemitteilung gegen die Pläne: CCC warnt vor biometrischer Vollerfassung.

Obwohl das BMI stets versicherte, dass es keine zentrale Speicherung der biometrischen Daten geben wird, hat am Freitag der Bundesrat gefordert, sowohl die Gesichtsbilder als auch die Fingerabdrücke der Bürger in einer zentralen Datenbank für immer zu speichern. Bevor die Fingerabdrücke an den Meldeämtern überhaupt abgeben werden müssen, steht die zentrale Datenbank bereits vor der Tür.
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Der einfache Abgleich ist laut Bundesrat “unverzichtbar”. Die Begründung für diese angebliche Unverzichtbarkeit ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Es wird angenommen, dass dadurch “Falschinformationen enthaltende Dokumente” auffindbar werden würden. Offenbar ist den Sicherheitshysterikern und Datensammlern dabei entgangen, dass die passive Authentifikation des RFID-Chips die Veränderung der Passdaten unmöglich macht.
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Natürlich soll der Bürger für den staatlichen Missbrauch seiner biometrischen Daten selbst aufkommen. Über eine erneute Erhöhung der Passgebühren wird bereits diskutiert, denn der Bundesrat stellte fest, dass über die Hälfte der Kosten des biometrischen Reisepasses für die Länder nicht gedeckt sind. Natürlich denkt das Innenministerium auch fürsorglich an jene Bürger, die keinen Reisepass besitzen. Die Einführung von Personalausweisen mit Funk-Chip, Biometrie-Bild und Fingerabdrücken ist fest eingeplant. Die biometrische Vollerfassung des deutschen Volkes ist also in vollem Gange.

Apropos Biometrie, Sicherheit und so: In den USA gibt es ein „Biometrie-Desaster beim Heimatschutz“. Und Erich Moechl berichtet genüsslich in der Futurezone darüber. Es gibt nämlich einen „grundlegenden Designfehler im System der zentralen Fingerabdruck-Datenbank“ und dafür muss man die Fingerprint-Lesegeräte in den ganzen US-Botschaften auswechseln. Ausserdem wurden die Pilotversuche mit Funkchips an Grenzübergängen eingestellt.

Schwer verschätzt hat man sich auf Seite des Gesetzgebers und der Behörden vor allem in Bezug auf die zur Anwendung kommenden Technologien. Sowohl biometrische Anwendungen wie automatische Erkennung von Fingerabdrücken als auch die Möglichkeiten, die Funkchips bieten, wurden schlicht falsch bewertet.

Bei Kosten von mittlerweile 1,4 Milliarden Dollar nur für die Aufrüstung von Grenzkontrollpunkten an Land, zur See und für die Luftfahrt konnte man nur einen Teil des Programms umsetzen. Das seit 2002 systematisch aufgebaute IDENT-Datenbanksystem der Heimatschützer ist in Teilen dysfunktional, ein wichtiger Teil der Daten ist obsolet.

Ansonsten gibt es noch diese News aus Österreich: Nun doch keine Fingerprint-Zeiterfassung.

Für Aufregung hat ein neues Zeiterfassungssystem am Krankenhaus St. Johann gesorgt. Per Fingerabdruck sollte die Anwesenheit der Mitarbeiter überprüft werden. Nun beugt man sich aber einem OGH-Urteil.

Wir hatten darüber berichtet.

6 Ergänzungen

  1. Sowohl biometrische Anwendungen wie automatische Erkennung von Fingerabdrücken als auch die Möglichkeiten, die Funkchips bieten, wurden schlicht falsch bewertet.

    Was? wie kann so etwas denn passieren? Sollten die Firmen, die die Studien gemacht haben etwa zu positiv über die Technik geurteilt haben? sollten die Herstellerfirmen etwa Nachteile und Fehler der Technologie verschwiegen haben?
    Wie kann es nur zu so einer Fehleinschätzung kommen?

  2. Nicht nur beim Discounter ist das BDSG unbekannt , auch beim Entwickler und Hersteller des E-Passes , NXP-Semiconductors ,Hamburg werden Daten von Mitarbeitern für illegale Dinge missbraucht(Beurteilungsdaten von Mitarbeitern zur Weiterbearbeitung auf dem PC,Notizen über das Privatleben von Mitarbeitern auf dem PC,Speziell angefertigte Ordner für unliebsame Mitarbeiter) . Also ein Produkt das angeblich höchsten Anforderungen im Bereich der Datensicherheit genügen muss geht vorher durch die Hände von Datenkriminellen .
    Dies ist keine Fiktion sondern alles durch den Bericht des betrieblichen Datenschutzbeauftragten belegt , dieser hat
    es bisher allerdings noch nicht geschafft alle Vorgesetzten auf das BDSG zu verpflichten so wie es seine gesetzliche Pflicht wäre….
    Also wie gesagt : Lidl ist auch in der High Tech Branche !

  3. Mein Kommentear wird durch folgende Quellen belegt :
    Mitteilung des Datenschutzbeauftragten der NXP-Semiconductors Deutschland GmbH in der Intranet-Mitteilung vom 6.12.2006 und der Betriebsratsmitteilung über schwere Verstösse gegen das Datenschutzgesetz durch verantwortliche
    Personen, ebenfalls im Intranet dieses Unternehmens.
    Ausdrucke dieser Vergehen liegen ebenfalls vor.

    Gruß von der moschnaak

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