Für Statistikfans und Zahlenjunkies gibt es neues Material: Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2008 ist da (Pressemitteilung). Wie jedes Jahr wurden die Ergebniss ein verschiedenen Aufsätzen in der Zeitschrift Media-Perspektiven veröffentlicht und stehen im Netz als PDF-Download.
Aus der Pressemitteilung:
Im Frühjahr 2008 sind 65,8 Prozent der deutschen Erwachsenen online (= 42,7 Millionen). Während unter den 14- bis 29-Jährigen inzwischen nahezu jeder (96 Prozent) Zugang zum Internet hat, liegt die Internet-Verbreitung bei den 30- bis 49-Jährigen bei 83 Prozent und bei den 50- bis 59-Jährigen bei 66 Prozent. Die höchsten Zuwachraten (plus 11 Prozent) weisen weiterhin die 60- bis 79-Jährigen auf, von denen inzwischen 29 Prozent im Netz aktiv sind.
Die 14-19-jährigen verbringen mit durchschnittlich 120 Minuten täglich mehr Zeit im Internet als sie Fernsehen (100 Minuten) oder Radio (97 Minuten) konsumieren.
Besonders interessant ist der Aufsatz von Martin Fisch und Christoph Gescheidle zum “Mitmachnetz Web 2.0: Rege Beteiligung nur in Communitys“. Jan Schmidt hat da schon viele Zahlen rausgezogen. Interessant ist der Nutzungsrückgang von Weblogs und Beruflichen Netzwerken / Communities. Ersteres dürfte an der steigenden Nutzung von Social Network – Plattformen für die private Kommunikation liegen. Letzteres verwundert mich ein wenig.
Vielleicht sollte man mit der ‚die Messlatte der Internetentwicklung in Deutschland‘ etwas vorsichtiger umgehen , insbesondere mit den Hochrechnungen aus 1.186 Onlinenutzer ab 14 Jahre für quantitative Aussagen:
Ein wenig erklärungsbedürftig z.B. ist warum in dieser Befragung die Nutzungsdauer bei Frauen innerhalb eines Jahres extrem zugelegt hat und zwar um 34, 3 % (von 102 auf 137 Minuten) und bei Männern fast ebenso extrem abgenommen hat und zwar um 24,1 % (von 133 auf 101 Minuten), während die Altersaufteilung derm Trend folgt … auch die Web 2.0 Zahlen e.g. Blogs 2008
0 % tägliche Nutzer/Nutzung von Weblogs
2 % wöchentliche Nutzung
2 % monatliche
2 % seltener
d.h. die regelmäßige (zumind. wöchentliche) Nutzung von Blogs reduziert sich von (2007) 3% auf (2008) 2% und die gelegentliche Nutzung von Blogs halbiert sich beinahe von (2007) 11% auf (2008) 6%.
Wie jedes ist auch dieses Jahr interessant, was nicht in der Pressemitteilung steht. Da fehlt zum einen der Hinweis auf die Rundfunknutzung im Internet. Regelmäßig (d.h. mind. 1 pro Woche) nutzen nur 10% der Onliner Radio-Livestreams und 3% TV-Livestreams. Zum anderen hat der Schwerpunkt Video/TV dieser Onlinestudie eine überraschende Erkenntnis gebracht: Insgesamt stieg der TV-Konsum in Minuten pro Tag von 2002 bis 2008 von 219 auf 225 Minuten, bei den Onliner aber von 195 auf 248 Minuten(Media Perspektiven 7/08 S.342). Das Bild von der Jugend, die ins Netz abwandert und somit Gefahren für die Sender heraufbeschwört, würde dadurch empfindlich gestört. Also lässt man’s draußen.
@ hape
Obacht: Mit Sicherheit hat sich die Demographie der Online-Nutzer von 2002 bis heute noch geändert. Grob gesagt weg vom Early Adopter mit wenig Fernsehkonsum hin zu einem höheren Anteil aus den – ich sage mal – fernsehaffinen Gruppen.
Ok, das ist ein Punkt, der aber nur einen Teil der Entwicklung erklären kann. Ganz schlüssig ist er allerdings nicht: Bei der Frage der täglichen TV-Nutzung ist nämlich der Anteil der Nicht-Onliner mit 89%, die täglich einschalten, wesentlich höher als bei den Onlinern mit 74% (Studie S. 371). Die Zahlen sind also insgesamt nicht eindeutig zu erklären, womit Panik-Kampagnen wie Jugendliche nutzen Internet mehr als TV fehl am Platze sind. Das ist aber einer der Aufhänger der Pressemitteilung.