Die Facebook-Initiative Internet.org schafft es trotz aller Bemühungen nicht, aus der Kritik zu kommen. Eine breite Allianz aus netzpolitischen Gruppen hat heute einen offenen Brief an Facebook-CEO Mark Zuckerberg veröffentlicht, in der sie ihre Kritikpunkte an dem Projekt im Detail offenlegt.
Erklärtes Ziel von Internet.org ist es, Gegenden insbesondere im globalen Süden mit kostenlosem Internetzugang auszustatten. Das Problem dabei: Nutzer bekommen nur eine stark abgespeckte Version des Internets zu Gesicht, weil der Dienst bloß ausgewählte Partnerangebote – Facebook etwa – kostenlos durchlässt. Solche „Zero-Rating“-Angebote hebeln jedoch das Prinzip der Netzneutralität aus, weil sie den handverlesenen Partnern eine privilegierte Stellung verschaffen, während alle anderen Angebote unter den Tisch fallen und gar nicht als Alternative wahrgenommen werden (können). Und wenn erstmal Milliarden an Menschen ins Facebook-Ökosystem eingebunden sind, kommen sie nur schwer wieder heraus.
Scharf kritisiert wird ferner, dass Internet.org keine verschlüsselten Verbindungen erlaubt. Das ermöglicht nicht nur Regierungen, an einer zentralen Stelle bequem den ungeschützten Datenverkehr mitzuschneiden. Ebenfalls unklar bleibt, wie und ob die Privatsphäre der Nutzer gewährleistet wird. Es herrsche ein Mangel an Transparenz, wie mit den angesammelten Daten umgegangen wird, heißt es in dem Brief. Das betreffe sowohl die von Internet.org angebotenen Dienste als auch die beteiligten Telekom-Unternehmen, die den Zugang bereitstellen.
Internet.org errichte unterm Strich einen goldenen Käfig, der den Eindruck vermittle, es würde sich dabei um „das Internet“ handeln, jedoch nur einen kleinen Ausschnitt davon liefert. Nutzer erhielten nur Zugang zu einer limitierten Auswahl von Angeboten, die zudem unsicher und datenschutzrechtlich problematisch seien. In seiner gegenwärtigen Ausgestaltung, so der Brief, untergrabe Internet.org die Prinzipien der Netzneutralität und würde freie Meinungsäußerung, Gleichberechtigung, Sicherheit, Privatsphäre sowie Innovation gefährden. Anstatt für einen gleichberechtigen Zugang zum Internet zu sorgen, könnte Internet.org eine Zwei-Klassen-Gesellschaft festschreiben, in der sich ärmere Schichten auf ein eingeschränktes „Internet“ beschränken müssen.
Insgesamt unterstützen über 60 Organisationen aus 30 Ländern den Aufruf, darunter die Digitale Gesellschaft e.V. und der Förderverein freie Netzwerke e.V. Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, kann hier seine Unterstützung kundtun.
Diese Gemeinschaften können von lokaler Vernetzung wesentlich mehr profitieren, als von diesem Angebot, das auch mit dem Zusatz „stark abgespeckt“ nicht als „Internet“ beschrieben werden sollte. Eine Wikipedia-Kopie kann man im Zweifelsfall auch lokal hosten, da braucht man kein internet.org für.
Wenn sich größere Gebiete lokal vernetzen wird die NSA schon für den nötigen „echten Internetanschluss“ sorgen…
Oder aber genau das ist internet.org und die NSA glaubt auch nicht mehr an echtes Netz. Reicht, wenn die Leute bei Facebook sind.