Die „dotcom“-Blase ist geplatzt – Open Source Software schickt sich an, die neue „große Nummer“ der Geschäftswelt zu werden. Allerdings unterscheidet sich das Open-Source-Business weitgehend vom inhaltlich eher schwachbrüstigen Marketingboom der Neunziger Jahre.
Zack Urlocker, Vize-Präsident der Firma MySQL, hat in einem Interview mit MarktingSherpa seine Sicht der Dinge dargelegt und auf Fehler im Open Source Marketing hingewiesen.
Grundsätzlich so Urlocker, müssen sich die Firmen darüber klar sein, dass sie mit technisch versierten Kunden interagieren. Denn eine großer Anteil der Kundschaft ist selbst in Open Source Projekten engagiert. Mit leeren Phrasen und großen Versprechungen ist darum im Open Source Business nicht viel zu holen.
Es geht um Inhalte, um präzise Informationen und konkrete Antworten. Urlocker macht gravierende Fehler aus, die die Erfolgaussichten eines auf Open Source setzenden Unternehmens empfindlich stören können und gibt Tipps für eine erfolgreiche Marketingstrategie.
Mehr als in anderen Branchen ist Ehrlichkeit über die Lizensierung und eine transparente Unternehmensstruktur und -philosophie von Nöten. Denn OSS-Firmen sind in großem Maße auf die Unterstützung aus der Community angewiesen. Nicht nur, dass die Entwickler untereinander on- und offline kommunizieren und somit an der Meinungsbildung über das Unternehmen, letztlich also an dessen Erfolg beteiligt sind. Auch die Pläne und die Strategie der Firma müssen offen kommmuniziert werden, da die Ressource – die Software – ursprünglich aus der Open Source Community kommt und diese daher über die weitere Verwendung ihrer Entwicklung informiert werden will.
Das Motto lautet also, nicht nur Open Source vorgeben, sondern Open Source sein.
Wichtig ist es laut Urlocker, Informationen über das Unternehmen und Produkte nicht nur über die klassischen Wege zu publizieren, sondern alternative Strategien zu entwickeln. Zielgruppengerechte Kommunikation lautet das Stichwort. Als Beispiel nennt Urlocker die MySQL-Roadmaps, die die Pläne des Unternehmens für die kommenden zwei Jahre offenlegen und nicht nur in offiziellen Portale sondern auch auf Entwicklerseiten gepostet werden.
Open Source Software ist den proprietären Gegenstücken in vielerlei Hinsicht überlegen. Nichts desto trotz wollen Kunden nicht bevormundet, sondern sachlich von einem Produkt überzeugt werden. Laut Urlocker sei eine „religiöse“ Idealisierung Freier Software und die Brandmarkung aller proprietärer Konkurrenzprodukte daher oftmals eher verkaufsstörend. Vielmehr käme es darauf an, Kunden durch klare Aussagen von den Vorteilen einer Open Source Lösung zu überzeugen.
Der Erfolg gibt MySQL-Vize Urlocker recht. Der gibt wiederum einen Einblick in die Marketing-Strategie seines Unternehmens.
Die MySQL-Website bietet für alle Kundengruppen die passend aufbereiteten Informationen. So gibt es beispielsweise die Developer Zone, wo Buchauszüge, Best practise Berichte, aktuelle Artikel, Blogs und andere Materialien zur Verfügung gestellt werden. Des Weiteren haben sich so genannte Webinars bewährt. In diesen Online-Präsentationen widmen sich Experten technischen Belangen, beantworten Fragen und treten in den „direkten“ Austausch mit interessierten Entwicklern. Newsletter ergänzen dieses Informationsangebot.
Ähnlich erfolgreich sind Fallstudien bekannter Firmen, die Einzelheiten über die Implementierung von MySQL beschreiben. Wichtig hierbei ist es das die zur Verfügung stehenden Dokumente, tatsächlich eine Entscheidungshilfe geben, d.h. relevante und ehrliche Informationen zu Technik, Motivation, Implementationsstrategie und auftretenden Problemen liefern.
White Papers sind ebenfalls eine beliebte Informationsquelle, für die Entwickler sogar bereit sind einvorgeschaltetes Online-Formular auszufüllen. Dieses beschränkt sich auf wenige, wesentliche Angaben, nämlich eMail, Titel, Firma und das geplante Einsatzgebiet von MySQL. Beim zweiten Download eines White Papers wird die Person per Cookies identifiziert und muss lediglich die Frage nach der gesuchten Anwendung beantworten.
Darüber hinaus haben sich auch Firmen-Weblogs als Ergänzung der traditionellen Pressearbeit bewährt. Einzelne Mitarbeiter berichten hier, aber auch auf Community-Website und in Entwickler-Foren von ihrer Arbeit und stehen als Ansprechpartner bei technischen Fragen bereit.
Auf diese Weise kann der enge Kontakt zu der Entwickler-Community, die so wichtig für Open Source Unternehmen ist, gehalten werden, unabhängig davon wo diese sich im Web bewegen und welchen Informationsstil sie bevorzugen.
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