„Politik und Zukunft, die beiden passen nicht wirklich zusammen“, führte Stephen Kovats in die Diskussion ein. Gerade um die Politik der Zukunft ging es aber auf dem Panel zu „Liquid Democracies“ am letzten Tag der Transmediale.
Auch der Künstler Steve Lambert glaubt nicht, dass wir uns für Visionen auf die Politik verlassen können. „Politiker arbeiten mit dem, was möglich ist“. Unsere Vorstellung von Zukunft komme daher aus anderen Bereichen – und am meisten aus der Werbung.
Lamberts Kunstaktionen beschäftigen sich häufig mit Medien-Hacking. So war er auch an der New York Times-Fälschung der Yes Men beteiligt. „Weil wir alle in gescheiterten Utopien leben, haben wir einen ständigen Bedarf nach neuen Utopien“, sagt der Künstler. Künstler könnten solche Utopien mit Hacks in die Medien und damit in den Diskurs bringen.
Diesem positiven Ausblick entgegen steht Matteo Pasquinellis Konzept eines „digitalen Neo-Feudalismus“. Einige wenige Monopolisten – wie Google und Facebook – beherrschten die Infrastruktur. Die Netzwerkgesellschaft sei nicht mehr horizontal, sondern polarisiert. Dadurch gerate die kreative Mittelschicht unter Druck.
„In der digitalen Musikszene herrscht mehr Wettbewerb und stärkere Polarisierung. Nur wenige können überleben“, beschreibt er die „Krise der kreativen Klasse“. Es gebe eine Verlagerung von „Profit“ zu „Rendite“, die aus der Ausbeutung von Monopolen entstehe. Letztlich beklagte Pasquinelli die Unfähigkeit der Netzwerk-Gesellschaft, eine neue Politik zu entsinnen.
Dass die „Weisheit der Massen“ durchaus endlich ist und nicht auf allen Gebieten zum Erfolg führen kann, erklärte auch Sascha Lobo. Das Kollektiv könne bestimmte Aufgaben der Medienwelt übernehmen – etwa die von Ad-Hoc-Korrespondenten – andere aber nicht. So könnte investigativer Journalismus nur im kleinen Maßstab über Plattformen wie Spot.us finanziert werden.
Zugleich warnte Lobo davor, dass alle Nachrichten nach „unterstützt meine Meinung“ und „irrelevant“ gefiltert werden könnten. Es sprach von der Entstehung von Mikro-Öffentlichkeiten, in denen aus dem „Star für 15 Minuten“ der „Star für 15 Leute“ werde.
Wie viel politischen Einfluss können diese kleinen Einheiten entwickeln? Pasquinelli ist skeptisch: Er sei „des Aktivismus müde“, weil „alles, was wir entwickelt haben“ sich in einem zu kleinen Rahmen bewege. Es mangele an einer Vorstellung für die Politik der Zukunft.
1 Ergänzungen
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.