Die Europäische Kommission hat einen eigenen Mastodon-Server aufgesetzt. Ihren schon bestehenden Account hat sie bereits dorthin umgezogen. Der Server werde „einen auf Privatsphäre zentrierten Raum“ sicherstellen, um mit Kommissar:innen, Abteilungen und den offiziellen Stimmen der Kommission in Kontakt zu treten, heißt es in der Ankündigung.
Die Kommission dankte auch den Haupt-Entwicklern von Mastodon dafür, dass sie den Umzug ihres Accounts möglich gemacht und unterstützt hat. Sie sagte nicht, wie genau diese Hilfe aussah. Sie dankte auch dem Europäischen Datenschutzbeauftragten (EDPS). Der hatte einen Mastodon-Server betrieben, auf dem der Kommissions-Account bisher angesiedelt war.
Hin und her um den Serverbetrieb
Der EDPS-Server war Teil eines Pilotprojekts, das der Europäische Datenschutzbeauftragte vor zwei Jahren gestartet hatte. Damit sollte die EU im Fediverse vertreten sein. Neben Mastodon gehörte auch noch ein Peertube-Server dazu. Der Pilot sollte ursprünglich nur für ein Jahr laufen, denn der Betrieb von Servern gehört eigentlich nicht zur Kernkompetenz eines Datenschutzbeauftragten. Doch obwohl der EDPS das Projekt zwei Jahre verlängerte, fand sich keine andere EU-Institution, die den Betrieb der Server übernehmen wollte.
Der EDPS hatte deshalb Ende April angekündigt, die Server am 18. Mai abstellen zu wollen. Darauf hatte die Kommission zwar reagiert, man wolle weiter im Fediverse aktiv bleiben. Wie genau das aussehen sollte, blieb aber damals auf Nachfrage von netzpolitik.org unklar.
Nun hat die Kommission einen eigenen Server aufgesetzt, der auf ec.social-network.europa.eu läuft. Europa.eu ist die gemeinsame Domain aller EU-Institutionen, dieser Teil lässt sich also nicht vermeiden. Die Subdomain ist aber etwas verwirrend, denn der EDPS-Server läuft noch auf social.network.europa.eu.
Was passiert mit den anderen Institutionen?
Unklar ist momentan außerdem, was mit den Accounts der Institutionen passieren soll, die derzeit noch auf der alten EDPS-Instanz laufen. Dazu gehört etwa der Account des Europäischen Gerichtshofs, der aber nur automatisiert alle Posts von dessen Twitter-Account überträgt.
Werden die anderen Institutionen ihre Accounts auf den Server der Kommission umziehen können? Auf eine Anfrage von netzpolitik.org reagierte die Kommission bisher noch nicht. In der Ankündigung des Umzugs scheint es aber eher so, als ob der Server als Vorbild für andere Institutionen dienen soll, ebenfalls ihre eigenen Instanzen aufzusetzen. Der EDPS sagte auf Anfrage von netzpolitik.org, man werde auf Mastodon bleiben, suche aber gerade noch nach einer Lösung.
Ebenfalls ungewiss ist, ob die EU weiter auf Peertube vertreten bleiben wird.
Update:
Die Kommission schreibt nun:
Unsere neue Instanz wird nur Accounts hosten, die zur Europäischen Kommission gehören. Dazu gehören Kommissar:innen, Generaldirektorate, und Sprecher:innen. Wir waren zwar die erste EU-Institution, die ihre eigene Instanz erstellt hat, erwarten aber, dass andere EU-Institutionen uns nachziehen werden. Wir verpflichten uns, ihnen dabei zu helfen, ihre eigenen Instanzen zu erstellen oder ihre Inhalte auf eine andere Instanz zu migrieren.
Nostr ist auch geil. Ist halt wie Mastodon, nur ohne Zensur.