Eine Recherche von netzpolitik.org-Journalist Sebastian Meineck zeigte, dass Nutzer:innen bei TikTok wenig von der Unterdrückung der Uiguren in China sehen. Unter den Top-Beiträgen, die TikTok-Nutzer:innen unter dem Schlagwort #Xinjiang sehen, befindet sich ein Propaganda-Video, das idyllische Landschaften aus der chinesischen Provinz Xinjiang zeigt. In der überwiegend muslimischen Provinz Xinjian geht die chinesische Zentralregierung mit großer Härte gegen die Minderheit der elf Millionen Uiguren vor.
Einige Kommentare zeigen ebenfalls nur Propaganda über Xinjiang. So wirken auch die drei Top-Kommentare unter dem Video, das die idyllischen Landschaften in Xinjiang zeigt, manipuliert. Übersetzt lauten die Kommentare: „Die glücklichsten Muslime kann es nur in China geben“ sowie „Ich bin ein Muslim aus Xinjiang“, aus dem Englischen übersetzt: „Lassen Sie sich nicht vom Westen einer Gehirnwäsche unterziehen, besuchen Sie es einfach, sehen heißt glauben.“
Zuletzt war TikTok für den Umgang mit russischer Propaganda nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine in die Kritik geraten.
TikTok im Wandel?
Trotz der Kritik an dem Vorgehen von TikTok zeigt sich im Vergleich mit den vergangenen Jahren ein Wandel auf der Plattform. So veröffentlichte das Australian Strategic Policy Institute noch 2020 einen Bericht, der das Ausmaß der Zensur auf TikTok durch die Eigentümerin ByteDance zeigte. Damals war unter den Top-20-Videos nur ein einziges Video, das Kritik gegenüber der Kommunistischen Partei Chinas äußerte.
„Das Ergebnis, selbst für TikTok-Nutzer, die sich mit dem Thema befassen, ist eine Darstellung von Xinjiang, die die Menschenrechtstragödie, die sich dort abspielt, beschönigt“, heißt es in dem Bericht. Stattdessen vermittle TikTok eine für die Kommunistische Partei Chinas bequemere Version, „voll mit lächelnden und tanzenden Uiguren“, so der Bericht weiter.
Aktuell sehen Nutzer:innen auf TikTok ein etwas verändertes Bild. Bei der Suche nach #Xinjiang sind unter den ersten vier Beiträgen immerhin drei kritische Videos von Medienanstalten und einem Blogger. Unter den Top-20-Beiträgen finden sich insgesamt vier Videos, die die Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang oder die kritischen internationalen Medienberichte thematisieren. Erst vergangene Woche veröffentlichten internationale Medien unter dem Schlagwort „Xinjiang Police Files“ Datensätze, die das Ausmaß der Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang drastisch zeigen. Unter anderem der Spiegel, die BBC und Le Monde dokumentierten mit der Veröffentlichung von geleakten Dokumenten die Situation in den Lagern in der Provinz.
Nach wie vor zeigt TikTok bei der Suche nach #Xinjiang dennoch auch Propaganda-Videos, die die Existenz von Umerziehungslagern und die Unterdrückung der Uiguren bestreiten. Die Mehrheit der Videos sind jedoch scheinbar unpolitische Videos, die die Landschaft in Xinjiang zeigen oder Beiträge von Reise-Bloggerinnen, die von ihrem Urlaub berichten.
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