„Ein Märchen über Software, Skateboards und Himbeereis“ will das Kinderbuch „Ada & Zangemann“ von Matthias Kirschner und Sandra Brandstätter sein. Es geht um ein junges Mädchen, Ada, die in armen Verhältnissen aufwächst und um den reichen Erfinder Zangemann. Der hat viele nützliche Erfindungen gemacht, die Kinder und Erwachsene gerne nutzten: programmierbare Eismaschinen, Skateboards, Lautsprecher.
Aber es gibt ein Problem: Zangemann kann die Kontrolle über seine Erfindungen nicht loslassen. Als ihm nicht gefällt, welche Musik da ganz laut aus seinen Lautsprechern dröhnt, wird er wütend und greift ein. Alles außer seiner Lieblingsmusik können die Leute jetzt nur noch leise hören. Auch die Skateboards fahren nicht mehr auf dem Gehweg, weil der monopolistische und vereinsamte Erfinder sich daran stört.
Ada, die sich Zangemanns tolle Gerätschaften sowieso nicht leisten kann, nimmt die Sache selbst in die Hand. Sie entwickelt eigene Geräte und hilft ihren Freund:innen, ihre Skateboards und Lautsprecher umzuprogrammieren. Sie teilt ihr Wissen mit den anderen Kindern und sorgt dafür, dass alle ihre Geräte so nutzen können, wie sie es wollen. Sie sind nicht mehr abhängig von der Eissorte des Tages, vom Musikgeschmack des Erfinders oder von seinen Ansichten, was richtig und was falsch ist. Klar, dass das nicht ohne Konsequenzen und Widerstände bleibt.
Viel zu entdecken, egal wie alt man ist
Kirschner, Präsident der Free Software Foundation Europe, will mit dem Buch das Interesse an Freier Software und Hardware vermitteln, die Illustratorin Brandstätter zeichnet in detailreichen Bilder, wie bunt eine Welt sein kann, die von den Einwohner:innen – ob jung oder alt – selbst gestaltet wird. Und so ist das Buch eigentlich mehr als ein Märchen über Software, Skateboards und pyramidenförmiges Eis mit bunten Streuseln. Es ist eine Motivation für die erste Demo und ein klein bisschen zivilen Ungehorsam. Es ist eine Utopie der Möglichkeiten, mit begrenzten Mitteln und wenig Geld die Welt besser zu machen und ein Beispiel ohne Moralzeigefinger, dass Kontrolle nicht glücklich macht.
Das Buch spart nicht mit Andeutungen und Seitenhieben, die auch Erwachsene entdecken können. Auf proprietäre Software in Verwaltungen und die üblichen Problemchen mit Software, die vielleicht noch nicht ganz einwandfrei läuft und dann vielleicht ein paar Rülpser hat. Und am Ende wird fast alles gut. Nur, wie es dem Herrn Zangemann nun geht, erfährt man nicht. Und darf dennoch hoffen, dass auch er etwas gelernt hat und nicht einfach frustriert das Erfinden sein lässt.
Das Buch ist bei O’Reilly Deutschland/Dpunkt Verlag erschienen und steht unter der Creative-Commons-Lizenz BY-SA 3.0. Ergänzend zum Buch gibt es weitere Materialien wie Ausmalbilder und Anregungen, wie man mit der eventuell entstehenden Programmier- und Bastelmotivation weitermachen kann.
ich wundere mich immer, dass die menschen, die solche bücher schreiben sich nicht technische expertiese hohlen, um das werk gegenzulesen. einige ausdrücke empfinde ich als grenzwertig (zB „die programmiersprache“ als ob es nur eine gäbe), anderes ist tatsächlich wirklich falsch (auf einem bild hält ein kind einen lötkolben am heizelement). das sollte bei so einem buch nicht vorkommen.
und obwohl ich das buch ansonsten sehr mag, gefällt mir das ende des zangenmann nicht – das ausgrenzen und abschieben von menschen anstatt einer einsicht und zusammenarbeit ist kein schönes muster.
Hallo M. Danke für Deinen Kommentar. Bezüglich „die Programmiersprache“ hatten wir ein sehr langes hin und her während des Lektorats. Ich habe mich letztlich davon überzeugen lassen, dass wir zur Vereinfachung „Programmiersprachen“ in „Programmiersprache“ ändern. Wir mussten an einigen Stellen Vereinfachungen machen, damit da Buch auch für Menschen ab 6 Jahren geeignet ist.
Bezüglich des Lötkolbens: die Illustration ist schon aktualisiert und wird in nächsten Nachdrucken korrigiert sein. Das ist etwas, was leider über 25 Leuten, vielen davon mit technischem Hintergrund, dem Lektorat in einem technischen Verlag, und mir — trotz zwei Jahren Löten in der Schule — entgangen ist.
Bezüglich des Endes: finde ich spannend, wie Du das interpretierst und was ich von anderen gehört habe… Hatte ja auch bewußt ein vielleicht ins Ende gemacht „Und Zangemann? Von ihm hat man nicht mehr viel gehört. **Vielleicht**… “ damit das offen bleibt und Menschen sich selbst überlegen können, was mit ihm passiert ist.
Das schöne an der CC-BY-SA-Lizenz ist ja, dass Du dem Buch einfach ein anderes Ende geben kannst. Ich freue mich über Remixe.