Die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) hat ihre Drohnenflüge auf insgesamt sechs EU-Mitgliedstaaten ausgeweitet. Laut der EU-Kommissarin für Verkehr, Violeta Bulc, fliegen unbemannte Luftfahrzeuge verschiedener Größen in Portugal, Spanien, Dänemark, Griechenland, Kroatien und Italien, außerdem finden Einsätze in Island statt.
Die Überwachungsdienste werden für die Küstenwachen der jeweiligen Länder erledigt. Verfolgt werden die irreguläre Einwanderung, Schmuggel, illegale Fischerei sowie Luft- und Meeresverschmutzung. Bei Bedarf können die Drohnen auch der Seenotrettung helfen. Für die Integration der Drohnen in den allgemeinen Luftverkehr arbeitet die EMSA mit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit zusammen.
Drohnendienst für drei Agenturen
Die Flüge erfolgen nicht nur für die nationalen Behörden, die für die Schifffahrt verantwortlich sind. Auch die Grenzagentur Frontex und die dort zusammengeschlossenen Grenzbehörden machen von den Aufklärungsdaten der EMSA Gebrauch. Grundlage ist eine Arbeitsvereinbarung, an der sich außerdem die Europäische Fischereiaufsichtsagentur (EFCA) beteiligt.
Die drei Agenturen koordinieren zusammen rund 300 zivile und militärische Behörden, die für die Seesicherheit in den EU-Mitgliedstaaten verantwortlich sind. Mit dem Abkommen wollen sie gegenseitig von ihren Überwachungstätigkeiten profitieren. Während Frontex auf Satellitenaufklärung und die Grenzüberwachung mit Flugzeugen spezialisiert ist, entwickelt die EMSA seit 2017 den Drohnendienst. Letztes Jahr hatten die Agenturen erste gemeinsame Tests mit verschiedenen Drohnen als erfolgreich bewertet.
Betreibervertrag über 59 Millionen Euro
Zuerst hat die isländische Regierung von dem Angebot der EMSA Gebrauch gemacht. Seit Juni dieses Jahres operiert eine „Hermes 900“ der israelischen Firma Elbit Systems vom Flughafen Egilsstaðir, die Flüge der Langstreckendrohne decken dem Hersteller zufolge mehr als die Hälfte der sogenannten „Ausschließlichen Wirtschaftszone“ Islands ab. Die „Hermes 900“ befördert ein Seeüberwachungssystem, das speziell für den Küsten- und Meereseinsatz entwickelt wurde. Auch ein Radar ist an Bord, außerdem ein elektrooptischer Sensor und ein Empfänger für ein automatisches Identifikationssystem (AIS), das Signale registrierter Schiffe empfängt. Einsatzgebiete können mit einer sogenannten Funkbake markiert werden.
Den Vertrag für die Flüge in Island hat die EMSA nicht direkt mit Elbit Systems abgeschlossen, sondern über das portugiesische Unternehmen CeiiA. Die Zeitung „Times of Israel“ gibt die Kosten des Betreibervertrages mit 59 Millionen Euro an, die Laufzeit beträgt zwei Jahre und kann um weitere zwei Jahre verlängert werden.
Senkrechtstarter gegen Umweltverschmutzung
Neben den Langstreckendrohnen nutzt die EMSA mittlerweile auch größere Hubschrauberdrohnen der Firma Schiebel aus Österreich. Der „Camcopter S-100“ kann von Schiffen oder von Startplätzen an Land geflogen werden und hat eine Betriebszeit von mehr als sechs Stunden. Für die EMSA fliegt der Senkrechtstarter in Kroatien und ist dort mit optischen und Infrarotkameras und einem AIS-Empfänger ausgerüstet, die maximale Reichweite beträgt rund 100 Kilometer.
Einen ähnlichen Vertrag für die Hubschrauberdrohne „Skeldar V-200“ hat die EMSA mit einem skandinavischen Konsortium abgeschlossen. Das Luftfahrzeug trägt einen Sensor zur Überwachung von Schwefelemissionen an Bord und soll Verschmutzungen durch Schiffe in der Ostsee aufdecken. Zur Überwachung der Seegebiete führt die Drohne außerdem optische und Infrarotkameras und den standardmäßigen AIS-Empfänger mit.
Drohnentests von Frontex
Als einzigen sogenannten Nurflügler fliegt die EMSA im Auftrag spanischer Behörden eine portugiesische Drohne der Firma Tekever. Neben Einsätzen zur Seenotrettung soll die Drohne auch Ölverschmutzungen beobachten. Schließlich setzt die EMSA auch mehrere Quadrokopter ein. Sie basieren auf einem Modell der US-Firma Lockheed Martin und sind an Bord von Schiffen stationiert. Im Falle einer Ölpest dokumentieren sie Verschmutzungen sowie deren Beseitigung. Zu einem späteren Zeitpunkt will die EMSA die kleinen Drohnen auch zur Überwachung nutzen.
Jetzt bereitet die EU-Kommission weitere Drohnenflüge vor. Interessierte EU-Mitgliedstaaten sollen mitteilen, ob sie an neuen Einsätzen der EMSA im Zeitraum 2020-2021 interessiert sind. Neben dem Drohnendienst der Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs hat auch Frontex verschiedene Drohnentests durchgeführt. Die Pilotprojekte sollten die Eignung von zwei Langstreckendrohnen im Mittelmeer untersuchen und wurden mittlerweile beendet. Ähnliche Forschungen für unbemannte Systeme an Land, zu Wasser und in der Luft finanziert die EU-Kommission im Projekt ROBORDER, entsprechende Tests erfolgen in mehreren Mitgliedstaaten.
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