Wifi4EU: Kein kostenloses WLAN ohne Anmeldung

Das EU-Projekt Wifi4EU verspricht kostenloses WLAN für alle. Ohne Anmeldung werden sich die Netze aber nicht nutzen lassen. Die Verifizierung soll über die Handynummer erfolgen.

Wifi4EU soll bis zu 8.000 unterversorgte Gemeinden in Europa mit kostenlosem WLAN versorgen. – CC0 Christin Hume

Die EU-Initiative Wifi4EU, die bis 2020 etwa 8.000 Orte in ganz Europa mit kostenlosem WLAN versorgen soll, wird die Nutzung nur registrierten Nutzern erlauben. Ein europaweites Authentifizierungssystem sei notwendig, um aus Sicherheits- und Haftungsgründen ein „Minimum an Kontrolle“ ausüben zu können, teilte uns eine Sprecherin der EU-Kommission mit.

Ob es sich um autorisierte Nutzer handelt, soll eine Verifizierung mittels Handynummer abklären. Zwar sollen dabei personenbezogene Daten nur dann verarbeitet werden, wenn dies nationale Gesetze vorschreiben, sagte die Sprecherin. Freilich fallen Telefonnummern in diese Kategorie. Zudem gibt es in Europa immer weniger Länder, die den Kauf anonymer Prepaid-SIM-Karten zulassen. Die Zuordnung der Handynummer zu einer natürlichen Person fällt damit leicht.

Aufbauen und betreiben wird das Authentifizierungssystem ein externer Dienstleister, den die Kommission noch finden muss. Für andere Zwecke soll die Datenbank nicht genutzt werden, sagte die Sprecherin, allerdings sollen sich „weitere kostenlose lokale drahtlose Netze für die Internetanbindung“ daran anschließen können.

Tropfen auf den heißen Stein

Das WiFi4EU-Projekt geriet schon bei seiner Vorstellung in die Kritik, da zwar der Grundgedanke prinzipiell nicht verkehrt ist, die finanzielle Ausstattung jedoch zu wünschen übrig lässt. So plant die Kommission ein Budget von 120 Millionen Euro ein, was pro Gemeinde rund 15.000 Euro entspricht. Damit soll die technische Ausrüstung sowie die Installation der Hotspots bezahlt werden. Die Finanzierung des Betriebs sollen anschließend die jeweiligen Gemeinden übernehmen und sicherstellen, dass der WLAN-Zugang für mindestens drei Jahre kostenlos bleibt.

Projekte wie Freifunk nicht dabei

Für die Errichtung und den Betrieb dürften zudem nur kommerzielle Telekommunikationsunternehmen in Frage kommen. Denn von Freiwilligen getragene Projekte wie Freifunk können nicht garantieren, dass ihre Netze rund um die Uhr funktionieren und beispielsweise bei einem Ausfall innerhalb einer garantierten Reaktionszeit entstört werden. Monic Meisel, Vorstand im Förderverein freie Netzwerke e. V., kann sich aber vorstellen, Gemeinden beim Thema WLAN und Breitband beratend zur Seite zu stehen.

„Kommunen könnten Synergien zu anderen Infrastrukturthemen haben, Daseinsvorsorge garantieren und auf lokale Bedürfnisse eingehen, wenn Sie die passiven Netze besitzen und den Internetanbietern vermieten würden, anstatt den wenigen Providern Netz und Dienste in einer Hand zu überlassen“, sagte Meisel. Eine Plattform ähnlich dem schwedischen Modell würde zudem Markteintrittshürden für Diensteanbieter senken und dem Nutzer die freie Wahl des Anbieters lassen.

Auf wenig Begeisterung stieß zudem das geplante Authentifizierungssystem. Lange habe man in Deutschland für die Abschaffung der Störerhaftung gekämpft. „Wir haben bereits während dieser Diskussion den technischen und juristischen Unsinn von Registrierungen erläutert“, sagte Meisel. Da fiele es nun schwer, beim Aufbau von Netzen zu helfen, die weder frei noch offen wären.

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3 Ergänzungen

  1. …also noch ein weiteres Tool zur Überwachung, anstatt Bürgernetze und bürgerschaftliches Engagement wie z.B. Freifunk zu unterstützen!

  2. 1) Stellen wir uns mal vor, man plante eine bundesweit flächendeckende Versorgung mit Schutz vor Feuer – und schlösse mit diesem schönen Argument alle Freiwilligen Inititativen aus. Wie blöd ware dass denn?
    2) Die Contra-WIFI4EU-Argumente aus Dormagen (s.u.) sind wohl auch sehr speziell und treffen auf andere Standorte gar nicht zu – wenn Ahnungslose Entscheidungen treffen: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dormagen/dormagen-soll-mehr-freifunk-router-erhalten-aid-1.7077999
    Mehr WLAN für alle Ortsteile – das könnte bald Realität werden, auch wenn der Hauptausschuss Dormagens Teilnahme an einem EU-Projekt zur Förderung von WLAN-Hotspots (öffentliche Internetzugangspunkte) wegen unkalkulierbarer Folgekosten ablehnte. Denn wie Bürgermeister Erik Lierenfeld erläuterte, würden durch das Projekt „WiFi 4 EU“ lediglich die Kosten des Routers durch die EU gedeckt, nicht die Zusatzkosten.

  3. In Frankreich kann man sich nur so (Tel.Nr) anmelden,. Da verzichte ich lieber.
    Die Überwachungsneurotiker lösen bei mir nur Kopfschütteln aus.
    Es lebe die digitale überwachung. Statt mehr Polizisten lieber mehr Überwachungsdaten sammeln.

    Die Qualität halte ich ohnehin für zweifelhaft.
    Schon mit dem Roaming gibt es miese Raten, obwohl ich „gute“ bis „sehr gute“ Verbindungen habe. Besser wird’s erst zu sehr frühen oder sehr späten Uhrzeit.
    Da habe ich schon eher den Verdacht, dass Roaming schlechtere Priorität erhält.
    Ok, ist nicht beweisbar, aber dieses Jahr erschien es mir als sehr offensichtlich,.

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