Gerade rechtzeitig zum heutigen BMWi-Kongress „Open Data. Potenziale für die Wirtschaft“ stellte die Konrad-Adenauer-Stiftung gestern als Auftraggeber eine wissenschaftliche Studie zum volkswirtschaftlichen Potential von Open Data in Deutschland vor. In „Open Data. The Benefits“ werden drei Szenarien für die kommenden zehn Jahre skizziert, die in unterschiedlichem Maße das Potential von Open Data für Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland beziffern.
Die konservative Schätzung kommt auf ein Potential von 12,1 Mrd. EUR jährlich. „Deutschland hat bereits erste Schritte gemacht – etwa den Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung – und müsste dieser Entwicklung weiter folgen, z. B. durch Umsetzung der in der Open-Government-Partnerschaft gesetzten Ziele.“ Das als „ambitioniert“ umschriebene Szenario sieht ein Potential von 43,1 Mrd. EUR jährlich als realistisch, wenn die Politik eine proaktive Strategie einschlägt und „open by default“ zum neuen Standard erhebt, wie es zum Beispiel die G8 Open Data Charta als erstes Prinzip formuliert. Anders als heute würde das Nichtveröffentlichen von Daten dann im Einzelfall öffentlich zu begründen sein. Die dritte „optimistische“ Schätzung ist mit 131,1 Mrd. EUR jährlich sehr hoch. Dies wäre das Szenario, in dem Deutschland sich „in Bezug auf ein nationales digitales offenes Ecosystem herausfordert und durchaus auch den Anspruch erhebt, die führende Open-Data-Nation zu werden“. Das Potential von Open Data müsste dann für nicht-digitale gesellschaftliche Herausforderungen mobilisiert werden, wie z. B. Klima, Migration, Energieversorgung, Gesundheit oder Bildung.
Eine Umfrage und „bottom-up“-Gegenrechnung zeigt, dass die heutige Situation – einzelne, oft auf sich gestellte Open-Data-Kommunen und Behörden – bei direkter Übertragung auf ganz Deutschland nur einen Bruchteil des Potentials ausschöpfen würde. Erst wenn das Thema Open Data als ein Instrument zur Digitalen Transformation und Verwaltungsmodernisierung eingesetzt wird und auch weitere gesellschaftliche Bereiche einbezogen werden, wird das Ausschöpfen des Potentials in den geschilderten Größenordnungen realistisch. Die Studie liefert damit ein starkes Argument, die systematische Bereitstellung offener Daten in Deutschland zu forcieren.
Die Studie ist unter der Lizenz CC-BY-SA v3/DE frei verfügbar: Link zum PDF.
Disclaimer: Ich bin einer der Autoren der Studie.
Ich finde es etwas hochtrabend, diese Studie „die erste wissenschaftliche Studie“ zu bezeichnen, wenn sie doch nur andere Studien ausgewertet hat. Sollte ich falsch liegen und eine „wissenschaftliche“ Studie macht genau das aus, bitte ich um Entschuldigung. Was mir in allen Studien fehlt, ist der Negativeffekt der zwangsläufigen Breitstreuung offener Daten und dem damit einhergehenden Anstieg der Recherchekosten für validen Daten bzw. dem Kostenrisiko bei Nutzung nicht als fehlerhaft erkannter Daten.
Ich habe das im Artikel korrigiert.
Open Data, WikiData sind sehr populär. Aber es ist auch sehr wichtig die Daten zu Matchen. Deswegen brauchen wie mehrere Matching-Algorithmen um mehr passende Informationen zu haben.