Datenschutzerklärung von „Pokémon Go“: Großzügige Erlaubnis zur Datenweitergabe an staatliche Stellen

Foto: CC BY 2.0 Sadiediane https://www.flickr.com/photos/sadiediane/4267327909

Los Pikachu, kreiere einen Hype! Seit einigen Tagen erfährt die in Europa noch nicht offiziell verfügbare App „Pokémon Go“ von Nintendo und der Google-Ausgründung Niantic im Netz einige Aufmerksamkeit. Bei dem standortbasierten Augmented-Reality-Spiel der Ingress-Entwickler geht es darum, in der Umgebung auftauchende Pokémon einzufangen und zu sammeln. Auf Twitter kursiert bereits ein erster Hinweis auf die Datenschutzbestimmungen der App und der zugehörigen Dienste. Tatsächlich hat es die Datenschutzerklärung in sich: Neben dem üblichen verklausulierten Einverständnis zur Datenweitergabe an Dritte und zu allerhand Analyse-, Personalisierungs- und Marketingmaßnahmen, macht besonders ein Passus stutzig, mit dem sich die Betreiber das Recht einräumen lassen, personenbezogene Informationen aus Sicherheitsgründen nach eigenem Ermessen mit Regierungen, Ermittlungsbehörden und sonstigen staatlichen Stellen oder Privatpersonen zu teilen:

Wir arbeiten mit der Regierung, mit Strafverfolgungsbehörden oder privaten Beteiligten zusammen, um das Gesetz durchzusetzen und einzuhalten. Wir könnten jegliche Informationen über Sie (oder über das von Ihnen ermächtigte Kind), die sich in unserem Besitz oder Kontrollbereich befinden, an Regierungen oder Strafverfolgungsbehörden oder private Beteiligte offenlegen, wenn wir es nach unserem eigenen Ermessen für notwendig und angemessen erachten: (a) um auf Ansprüche, Gerichtsprozesse (einschließlich Vorladungen) zu reagieren; (b) um unser Eigentum, unsere Rechte und unsere Sicherheit, sowie das Eigentum, die Rechte und die Sicherheit von Dritten oder der allgemeinen Öffentlichkeit zu schützen; und (c) um jegliche Aktivität, die wir als illegal, unethisch oder rechtlich anfechtbar erachten, aufzudecken und zu stoppen.

Eltern unter 13-jähriger Spieler können laut der Erklärung zudem Zugriff auf die kompletten Daten ihrer Kinder erhalten, und Nutzer erklären sich einverstanden, dass ihre personenbezogenen Daten als Unternehmenswerte im Falle einer Übernahme oder eines Teilverkaufs von Niantic an die neuen Eigner übergehen. Wer auf den Pokémon-Zug aufspringen möchte, sollte sich die Datenschutzbestimmung lieber einmal in Ruhe durchlesen und dann nochmal überlegen.

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36 Ergänzungen

    1. Das ist allerdings in dieser Form definitiv nicht mehr der Fall. Es werden an der Stelle keine Rechte mehr hinterlegt.

  1. So richtig neu ist das aber nicht für Niantic Labs. Steht genauso auch in der Ingress Privacy Policy, die im Oktober 2015 das letzte mal aktualisiert wurde:

    Information Disclosed for Our Protection and the Protection of Others. We cooperate with government and law enforcement officials or private parties to enforce and comply with the law. We may disclose any information about you to government or law enforcement officials or private parties as we, in our sole discretion, believe necessary or appropriate: (a) to respond to claims, legal process (including subpoenas); (b) to protect our property, rights, and safety and the property, rights, and safety of a third party or the public in general; and (c) to stop any activity that we consider illegal, unethical, or legally actionable activity.

    Aber naja, Ingress ist nun halt nicht mehr ganz so hypig. Die beiden Privacy Policies sind sowieso fast identisch (wenn man mal zum Passus zu Kindern unter 13 absieht).

    1. Nicht nur die Policies sind identisch. Das komplette Backend ist dasselbe. Selbst einen Account kann man wie bei Ingress nur löschen wenn man eine E-Mail mit DELETE beantwortet. Die ganzen Supportseiten sind identisch, lediglich ein anderes Theme/CSS drübergelegt. Ingress ist schon längst tot, wurde völlig in die falsche Richtung „entwickelt“ und alle Fehler, die es anfangs hatte im Design, wurden nie gelöst und werden Pokemon mittelfristig auch langweilig machen. Bis dahin gibt es noch ein paar Meldungen wie bei Ingress, d.h. jemand wurde überfallen, von der Polizei festgenommen, hat 100 Kilo abgenommen oder jemand das Leben gerettet oder eine Leiche gefunden. Teilweise ja schon eingetreten und teilweise wohl irgendwelche Geschichten erfunden für paar Klicks und den Hype. Alles schon erlebt :)

  2. Ich habe mich schon gefragt, wieso dieses Spiel in mehreren Nachrichtenseiten vorkommt.
    z.B. Tagesschau und Heise.

    Das erklärt es nun, danke für den Hinweis!

    1. @Asgar13 Hast du auch schön deinen Aluhut auf?

      Es wird darüber berichtet, weil es ein Massenphänomen ist.

        1. Wer in den letzten Monaten nicht vollkommen blind durch das Gamer-Net gesurft ist, weiß: Definitiv war da erst der Hype (und ein bisschen Aufregung um die offensichtlichen Abweichungen vom Trailer). Die öffentliche Berichterstattung kam erst nach Release wirklich in’s Rollen. Tut mir ja wirklich leid für alle Verschwörungstheoretiker.

          1. verschwörung hin oder her. aber wenn darüber berichtet wird, ist es nichts anderes als werbung. schon mal daran gedacht?

          2. Ich finde die Theorie der Verschwörung gar nicht so weit hergeholt. Abgesehen davon dass man so evtl. zehntausende bis hunderte Millionen Menschen dazu bringt, sich einen Trojaner mit Peilsender herunterzuladen, zeigt die Google-Suche bei den Schlagwörtern „Pokemon GO“ und „Trojaner“ Medienberichte über ein gefälschtes Pokemon Go an, das ein Trojaner sei. Blöd nur, dass das Original auch ein Trojaner ist.
            Wobei ich zwar nicht direkt glaube, dass die Medien komplett gleichgeschaltet sind, könnte das den Datensammlern sehr zuträglich sein.

  3. ach ja…. ich kann nur sagen, aus beruflichen gründen fordere ich regelmäßig Daten von verschiedenen Betreibern an um dann den armen Geschädigten die Personalien der Beschuldigten für ihre zivilrechtlichen Klagen zu ermitteln…

    und wenn ich dann allzu oft sagen muss, dass aufgrund deutscher Datenschutzbestimmungen Information x und y nicht eingeholt werden kann und der Täter unbekannt bleibt und sie auf ihren 3000,- € Schaden sitzen bleiben, dann schimpfen alle.

    Tja jeder Schrei nach mehr Datenschutz ermöglicht den Personen, die euch wirklich ans Leder wollen umso mehr eure Daten zu missbrauchen. Denn die die euch schützen wollen können nichts mehr dagegen tun. !

    1. Wenn Sie an Daten, Aufenthaltsorte etc. kommen wollen, müssen Sie sich schon ein bisschen mehr Mühe geben! Es kann doch nicht sein, dass man einfach Betreiber xyz anruft und das war es. Ich bin und bleibe Verfechter des dt. Datenschutzes! Ich bezweifle im Übrigen, dass die App so bei uns erscheinen wird.

      1. Es gibt Behörden die ein berechtigtes Interesse daran haben zum Beispiel das Kundenkonto des Straftäters einzusehen. Oder aber IP-Anschlussinhaber zu prüfen. Letzteres ist ja bekanntlich erfolgreich durch solche Verschwörungstheoretiker wie Fr. Sonneschein nicht mehr möglich. Der böse Staat möchte die Daten sämtlicher Bürger schließlich sammeln um dann zum vernichtenden Rundumschlag auszuholen um dann genau… was zu machen? Personalisierte Werbung zu schalten? Nein. Bürger vielleicht vor Terror und Kriminalität zu schützen? hmm….
        Dann braucht auch niemand jammern wenn Cybercrimestatistiken in die Höhe schießen und Aufklärungsquoten gleichzeitig sinken. Wer dem Handwerker den Hammer nimmt der braucht sich nicht wundern wenn der Tisch nie mehr kommt…..

        1. um dann genau was zu machen .. ?

          es geht dabei nicht nur darum was der Staat selbst potentiell machen könnte, sondern auch dritte Parteien in der Zukunft damit machen könnten, sollten die Daten in ihre Händ fallen. So wie damals bsw das „Bevolkingsregister“ von Amsterdam, dass es den einfallenden Nazis leicht machte, sämtliche Juden rauszufiltern und im Anschluss zu deportieren. siehe hier:
          http://www.heise.de/ct/ausgabe/2015-17-Editorial-Nichts-zu-verbergen-2755486.html

        2. Na dann können sie ja auch jedem ihren Schlüssel zu ihrer Wohnung geben, da sie ja nichts zu befürchten haben … wäre dies dann in ihrem Interesse? Wird schon keiner kommen ;) Ihre Argumentation ist schwach … Der Datenschutz und das Recht auf Privatsphäre sollte nicht mit Füßen getreten werden.

  4. wir nutzen doch alle Google?! Also geben wir doch eh schon alles um sonst her was wir in die suchmaschine tippen und die machen eh dann mit denn daten wa sie wollen, also wo ist da jetzt der unterschied zu pokemon go? Facebook mal ausen vor gelassen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.