NP10: Meine Gründe, für Netzpolitik zu schreiben

Sauce: http://www.reddit.com/r/polandball/

Nach Leonhard, Kilian und Anna schreibe ich hier nun auch endlich meine Gründe auf, warum ich bei netzpolitik.org mitmache.

Die größte Schuld schiebe ich Markus in die Schuhe, denn durch ihn bin ich erst an die Netzpolitik geraten – vor über 15 Jahren regten wir uns gemeinsam über die ersten Überwachungskameras in Bonner U-Bahn-Stationen auf. Ich verfolgte dann netzpolitische Themen mehr oder weniger passiv. Als ich dann 2009 anfing zu bloggen, wollte ich vor allem eine Lücke schließen: Blogs, die interkulturell und mehrsprachig über digitale Grundrechte und Politik berichten, sind eine Seltenheit. Also startete ich vasistas?, um regelmäßig netzpolitische Entwicklungen in Frankreich und Deutschland festzuhalten – jeweils in der anderen Sprache.

Mein erstes Blog ist zwar mittlerweile aus zeitlichen Gründen eingeschlafen, aber ab und zu juckt es mich doch in den Fingern und netzpolitik.org ist für mich als Gelegenheitsbloggerin aus mehreren Gründen das perfekte Zuhause. Erstens bleibt es für mich weiterhin wichtig, ab und zu über den deutschen Tellerrand hinweg zuschauenbloggen, um europaweite oder sogar globale Trends zu identifizieren und zu verstehen. In den letzten Jahren wurde deutlich, dass vermehrt Spannungen durch die Schwierigkeit entstehen, technischen Infrastrukturen regulieren zu wollen, die fast ausschließlich in privater Hand und zugleich ein öffentlicher Ort der menschlichen Interaktion sind. Wir können es uns nicht leisten uns zurückzulehnen und müssen aktiv politische Entscheidungen treffen, um die Offenheit des Netzes zu erhalten.

Zweitens sind europapolitische Antworten zu einem zentralen Thema vieler meiner Blogposts geworden, da ich nun schon seit einigen Jahren in Brüssel lebe. Ich blogge hier mit, weil ich erklären möchte, wie die EU funktioniert und dass das, was hier in Brüssel passiert für alle netzpolitischen Themen, vom Urheberrecht über Datenschutz bis hin zur Netzneutralität, von entscheidender Wichtigkeit ist – aber vor allem: wie wir alle an EU-Politik teilnehmen und sie effektiv beeinflussen können.

Der EU stehen in der neuen Legislaturperiode wichtige Entscheidungen bevor, die unsere Gesellschaft tiefgreifend umgestalten werden. Ob wir die Offenheit des Netzes erhalten können oder weitere grundrechtseinschränkende Vorschläge und Maßnahmen auf uns zukommen, wird zur großen Frage der nächsten Jahre. Wie die netzpolitische Zukunft aussehen wird, ist längst keine Nischenangelegenheit mehr, sondern das zentrale Schlachtfeld für die Verteidigung unserer Grundrechte, der Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.

Und schließlich blogge ich hier und nicht woanders, denn netzpolitik.org ist eine unabhängige Plattform, auf der wir regelmäßig über das end game in Brüssel berichten können – auch wenn Gesetzentwürfe, Resolutionen und Änderungsanträge nicht immer bunt und lustig sind.

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